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Hotel- und Gastronomiebranche stellt ein, Veranstaltungsbranche ist zurückhaltend

Nicht alle Auszubildenden in Baden-Baden blicken in der Corona-Krise mit Zuversicht in die Zukunft

Die Auszubildenden des Hotels „Der kleine Prinz” brauchen sich keine Sorgen machen, nicht übernommen zu werden. Azubis aus der Veranstaltungsbranche etwa können sich dagegen nicht so sicher sein.

Freie Stellen zu vergeben: Peter Minrath von der IHK erklärt, dass einige Betriebe der Hotel- und Gastronomiebranche noch freie Ausbildungsplätze hätten.
Freie Stellen zu vergeben: Peter Minrath von der IHK erklärt, dass einige Betriebe der Hotel- und Gastronomiebranche noch freie Ausbildungsplätze hätten. Foto: Tobias Hase / dpa

Hotelfachmann Artur Neubauer atmet auf, als er die Nachricht von seinem Chef bekommt: „Ich wurde übernommen”, erklärt er stolz. Er ist im Hotel „Der kleine Prinz” festangestellt. Dass das in Zeiten von Kurzarbeit keine Selbstverständlichkeit ist, weiß der junge Mann. Viele seiner Mitschüler aus der Berufsschule seien nicht übernommen worden und müssten sich nun mit Aushilfsjobs über Wasser halten, erklärt er.

So stellt man sich den Abschluss seiner Ausbildung gewiss nicht vor. Neubauer hatte noch einmal Glück – Hotel-Chef Andreas Rademacher lässt seine Azubis in solch schwierigen Zeiten nicht im Stich. Als die festangestellten Mitarbeiter des Hotels Anfang des Jahres in Kurzarbeit gegangen waren, hat Rademacher seine Schützlinge doppelt eingespannt. „Die Azubis durften sich austoben und selbst Verantwortung übernehmen”, erklärt er. Insgesamt zehn Auszubildende beschäftigt Rademacher. Seit mehr als 30 Jahren bildet „Der kleine Prinz” schon aus.

Hotels leiden unter lahmgelegter Veranstaltungsbranche

Durch den Ausfall der großen Veranstaltungen im Kongress- und Festspielhaus fehlt es dem „Kleinen Prinz” an Hotelgästen. „Das schlägt sich in den Zahlen nieder”, räumt Rademacher ein. Zwar gebe es Übernachtungsgäste aus der Schweiz und den Beneluxstaaten, die Buchungen kämen jedoch nicht an das Vorjahresniveau heran.

Dass die Veranstaltungsbranche weitestgehend brachliegt, weiß auch der stellvertretende Leiter der Louis-Lepoix-Schule, Matthias Jüngling. Die Schule bildet unter anderem Veranstaltungstechniker aus. Er berichtet von Ausbildungsbetrieben, die sich in Zeiten von Corona zweimal überlegten, neue Azubis einzustellen. Seiner Meinung nach sei das jedoch der falsche Ansatz. „Die Veranstaltungsbranche muss auch an eine Zeit nach Corona denken”, erläutert er. Wenn Unternehmen jetzt mit der Einstellung neuer Azubis zögerten, würde ihnen in drei Jahren Personal fehlen, erklärt Jüngling.

Nur wenige Anmeldungen an der Berufsschule

Derzeit sehen die Anmeldezahlen für die Ausbildungsberufe der Veranstaltungsbranche jedoch mau aus. An der Robert-Schuman-Schule werden unter anderem Veranstaltungskaufleute ausgebildet. „Der wirtschaftliche Tiefschlag der Event- und Tourismusbranche ist noch nicht abzusehen”, meint Schulleiterin Reinhilde Kailbach-Siegle.

Peter Minrath, Referent für Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer (IHK), erklärt, dass einige Betriebe der Hotel- und Gastronomiebranche noch freie Ausbildungsplätze hätten. Für die Veranstaltungsbranche könne er jedoch noch keine Angaben machen. Er verweist jedoch auf das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern”. Kleine und mittelgroße Betriebe werden vom Bund für jeden abgeschlossenen Ausbildungsvertrag mit einer Prämie unterstützt. Rademacher betont, dass „Der kleine Prinz” sein Ausbildungsniveau vom vorherigen Jahr einhalten wolle. Ab Herbst werden dort zwei bis drei neue Azubis anfangen.

Viele kleinere Hotels im Raum Konstanz sind aufgrund der Krise pleite gegangen.
Julia Gräupner / Auszubildende

Einigen Azubis bricht der Arbeitsplatz weg

Julia Gräupner deckt gerade gemeinsam mit ihrem Azubi-Kollegen Denys Schaposhnikov den Tisch im neugestalteten Außenbereich des Hotels „Der kleine Prinz” ein. Die junge Frau hat bereits in einem Jahr ihre Abschlussprüfungen. Panik, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, hatte die angehende Hotelfachfrau nicht. Sie wurde dennoch nachdenklich, als sie vom Schicksal ihrer Azubi-Kollegen aus der Berufsschule gehört hatte.

„Viele kleinere Hotels im Raum Konstanz sind aufgrund der Krise pleite gegangen”, erklärt sie. Die Auszubildenden der Hotels mussten sich also auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen. Schaposhnikov reicht seiner Kollegin die akkurat gefaltete Serviette. Er hatte zu keiner Zeit Angst um seine Ausbildung und zeigt sich selbstbewusst. Er fühlt sich wohl im Hotel: „Hier gibt es keine Geheimnisse”, erklärt der Azubi und lobt die offene Kommunikation.

Arzneimittelfirma will weiter in Azubi-Angebot investieren

Die Firma Cesra Arzneimittel in Haueneberstein betont, auch in den kommenden Jahren weiter in die Ausbildung zu investieren. „Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft”, teilt das Pharma-Unternehmen mit. Der Erfolg bestätigt den Betrieb: Nach Beginn im Jahr 2017 haben bei Cesra zwei Auszubildende zum Pharmakanten ihre Ausbildung mit hervorragenden Ergebnissen abgeschlossen.

Sebastian Fandel erreichte im Abschlusszeugnis der Berufsschule als Klassenbester einen Notenschnitt von 1,1. Jonas Peregovits erhielt mit einem Zeugnisschnitt von 1,6 ebenfalls ein Lob. Beide bleiben dem Unternehmen in festen Arbeitsverhältnissen erhalten.

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