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Lichtentaler Allee ohne Mundschutz

Nicht jeder nimmt die Maskenpflicht in Baden-Baden an den Osterfeiertagen ernst

Deutlich weniger Touristen als in früheren Jahren waren über die Osterfeiertage in Baden-Baden unterwegs. Die Ausdehnung der Maskenpflicht auf die Lichtentaler Allee blieb aber oft unbeachtet.

Überschaubar: Die Fußgängerzone in Baden-Baden  war  während der Osterfeiertage von  vergleichsweise wenigen Besuchern bevölkert.
Die Fußgängerzone in Baden-Baden war während der Osterfeiertage von vergleichsweise wenigen Besuchern bevölkert. Foto: Hans-Jürgen Collet

Am Eingang zum Kurhaus tauscht Joachim Merkel gerade einige Plakate aus. „Heute kein Impfbetrieb“, ist dort zu lesen. Das Impfzentrum hat über die Osterfeiertage geschlossen. „Aber es kommt immer mal jemand, der danach fragt“, sagt Merkel.

Das ist kein Vergleich zu dem, was früher an Ostern hier los war.
Joachim Merkel, Mitarbeiter des Kurhauses

Er arbeitet für das Kurhaus und blickt auf die Spaziergänger, die sich gerade in den Kurhauskolonnaden und im angrenzenden Gartengelände tummeln. „Das ist kein Vergleich zu dem, was hier früher an Ostern hier los war“, meint er.

Damit sich hier nicht allzu viele Personen gleichzeitig aufhalten, seien viele Sitzmöglichkeiten vor dem Eingang zum Kurhaus entfernt worden, erzählt Merkel.

Und halten sich die Leute an die Corona-Regeln? Merkel weiß aus seinen Beobachtungen, dass sich vor allem Jugendliche oft in den Abendstunden in der Tiefgarage treffen: „Die Polizei kann das gar nicht ständig kontrollieren“, glaubt er, beinahe ein wenig resignierend.

Auf der Lichtentaler Allee herrschte bei herrlichem Frühsommerwetter am Ostersonntag derweil schon ordentlich Betrieb, ehe sich am Montag die Temperaturen abkühlten.

Seit dem vergangenen Donnerstag gilt auf der Allee zwischen 8 und 21 Uhr ebenfalls eine Maskenpflicht, wie in anderen Teilen der Innenstadt, wo diese Regel schon länger gilt. Aber: Die entsprechenden Schilder an der Allee werden aber offenbar leicht übersehen. Mit Sonnenbrille, aber ohne Maske – so präsentieren sich die Gesichter bei vielen, die auf der beliebten Flaniermeile unterwegs sind.

Zu den Vorbildern zählt Frank Schneider aus Bad Wildbad. Jedes Frühjahr kommt er an die Oos, „weil hier die Natur viel weiter ist als bei uns im Schwarzwald“, sagt er. Schneider hat die FFP2-Maske vorschriftsmäßig sitzen, zeigt aber für die neu geltende Verordnung an der Allee nur teilweise Verständnis: „Wenn viele unterwegs sind, ist die Regel ja okay, aber wenn hier kaum etwas los ist, müsste eine Maskenpflicht nicht sein.“

Das ist eine ganz spannende Stadt.
Sergej und Olga, Touristen aus Ludwigsburg

Dass sie in Baden-Baden ausgeweitet wurde, wissen auch Sergej und Olga aus Ludwigsburg nicht: „Wir haben aber Masken dabei“, versichern die Beiden, die zum ersten Mal der Stadt an der Oos eine Visite abstatten.

„Das war schon immer mein Traum“, lässt Olga wissen – und filmt scheinbar jedes Motiv auf ihrem Handy, das sie zu sehen bekommt. Was gefällt ihnen am Besten in Baden-Baden? „Alles“, antworten die Zwei unisono: „Das ist eine ganz spannende Stadt.“

Johannes Fritz wohnt schon seit vielen Jahren im Zentrum der Kurstadt. Auch er nimmt wahr, dass deutlich weniger Touristen unterwegs sind als früher und hält die Masken dann für sinnvoll, wenn „Leute eng aneinander vorbei gehen“. Allerdings konstatiert Fritz auch, dass „es zu wenige Kontrollen gibt und man kaum mal eine Polizeistreife vorbeifahren sieht.“

In der Fußgängerzone bilden sich derweil vor einzelnen Eislokalen kleinere Warteschlangen und es ertönt Schlagermusik aus einem Gastronomiebetrieb im Zentrum. „Spargel to go“ wird hier offeriert, neben Wurst und Steak – natürlich alles ausschließlich zum Mitnehmen.

„Wir achten darauf, dass es keine so großen Ansammlungen gibt, aber mit der Musik und den frisch gepflanzten Blumen hier wollen wir die Stimmung der Leute etwas verbessern“, erklärt eine junge Bedienung, die gerade auf die nächsten Gäste wartet.

Kleine Corona-Teststation am Leopoldsplatz

Ausgestattet mit Kamera und professionell wirkendem Stativ erscheint Thomas Buchmüller, der wenige Meter entfernt gerade den Rathausplatz ins Visier nimmt, wie ein wissenshungriger Tourist.

Aber: Er ist Hobbyfotograf, lebt seit vielen Jahren in Baden-Baden und hat nach eigenen Angaben schon „40.000 bis 50.000 Bilder“ in der Stadt geschossen. Der Florentiner Berg, „dort wo die heißen Thermalquellen entspringen“, ist eine seiner Lieblingsstellen, verrät Buchmüller – und schickt sich an, seine Suche nach Motiven fortzusetzen, „die zu jeder Tageszeit anders aussehen.“

Ein Blickfang besonderer Art ist über Ostern im Übrigen die kleine Corona-Teststation, die von der Augusta-Apotheke und der Kreuz-Apotheke am Leopoldsplatz betrieben wird. „Wir haben erst am vergangenen Donnerstag grünes Licht von der Stadt dafür erhalten“, sagt Sabine Hartje, die froh ist, dass sie mit ihrem Team kurzfristig die neue Testmöglichkeit an den Feiertagen realisieren durfte. „Es sind einige Familien gekommen und nach dem negativen Test konnten sie beruhigt Ostern feiern“, berichtet Hartje.

Mit dem Fahrrad in die Kurstadt gekommen ist der Pole Silvester Brzenski. Er wohnt in Rheinau und ist 43 Kilometer geradelt, um sich einmal die Stadt anzuschauen.

Nachdem er Station vor dem Kurhaus und einige Fotos gemacht hat, erzählt er: Seine in Polen lebende Familie konnte er wegen der Pandemie über die Feiertage nicht sehen. In Schwermut verfallen aber will er deshalb auf keinen Fall: „Man muss lernen, in dieser Zeit anders zu denken, einfach viel positiver“, sagt Brzenski - und schwingt sich mit einem Lächeln aufs Rad und fährt weiter.

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