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Kampf um die Rathäuser

OB- und Bürgermeisterwahlen von Kehl bis Waghäusel: Wer wählt wann?

Am Sonntag geht es los. Dann ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Bürger- und vor allem Oberbürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg – ein Ausblick.

Wahlen landauf, landab: In zahlreichen Städten und Gemeinden stehen in den kommenden drei Monaten Bürgermeisterwahlen an.
In zahlreichen Städten und Gemeinden stehen in den kommenden drei Monaten Bürgermeisterwahlen an. Foto: Animaflora PicsStock/Adobe Stock

Von einem Superwahljahr ist oft die Rede, wenn neben Europaparlament oder Bundestag auch noch mehrere Landtagswahlen stattfinden. Superwahljahre gibt es aber auch eine Ebene tiefer – in Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg. Beispielsweise 2022. Schon am Wochenende stehen Oberbürgermeisterwahlen in Kehl und Heilbronn an.

Aber auch in den Wochen danach wird für viele Rathäuser in der weiteren Region Karlsruhe nach einem neuen Chef oder einer Chefin fürs Rathaus gesucht: die prominentesten Beispiele sind Baden-Baden und Waghäusel.

Und in der zweiten Jahreshälfte geht es gerade so weiter, unter anderem in Heidelberg und Tübingen. In den beiden Universitätsstädten sind spannende Konstellationen Gegenstand von Spekulationen. Fordert die grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Heidelberg den parteilosen Amtsinhaber Eckart Würzner heraus? In Tübingen wird sich der amtierende OB Boris Palmer unabhängig von seiner Partei – den Grünen, mit denen er im Clinch liegt – bewerben.

In Kehl geht es um die Nachfolge von Toni Vetrano

Die Große Kreisstadt Kehl eröffnet den Reigen der Wahlen bereits an diesem Sonntag, 6. Februar. Oberbürgermeister Toni Vetrano (CDU) hat sich nicht um eine zweite Amtszeit beworben. Den Nachfolger (oder die Nachfolgerin) des früheren Durbacher Bürgermeisters erwartet das, was man gemeinhin die Mühen der Ebenen nennt.

Porträtbild
Toni Vetrano Oberbürgermeister Kehl Foto: Stadt Kehl

Denn mit der Gartenschau 2004, dem Nato-Gipfel 2009 und der Eröffnung der grenzüberschreitenden Tram samt neuem Nahverkehrskonzept 2018 hatte die einst als graue Maus am Rhein geschmähte Grenzstadt ihre Momente. Jetzt aber steht Kleinklein an. Es wird viel Geld kosten, Kitas und Schulen auf den Stand zu bringen, und die auch von vielen Franzosen genutzten beiden Freibäder dürften Unsummen verschlingen. Sie sind in einem derart desolaten Zustand, dass sie 2022 erst gar nicht öffnen.

Der Aufgabe stellen wollen sich der amtierende Baubürgermeister Thomas Wuttke (44), der 53 Jahre alte Kreis- und Stadtrat Wolfram Britz, der als gelernter Krankenpfleger vor allem gesundheitliche und soziale Themen in den Mittelpunkt rückt, sowie Anemone Bippes, 49, Geschäftsführerin aus Baden-Baden. Mit der Heilpraktikerin Susanne Hildebrandt gibt es formal noch eine vierte Bewerberin. Sie hat inzwischen zwar den Verzicht auf die Kandidatur erklärt, aus rechtlichen Gründen wird sie weiter auf dem Stimmzettel stehen.

In Baden-Baden fordert der Bürgermeister die OB heraus

Amtsinhaberin Margret Mergen (CDU) tritt bei der OB-Wahl in Baden-Baden am 13. März erneut an. Die 60-Jährige ist seit 2014 Chefin im Rathaus am Marktplatz. Sie gewann die Wahl vor acht Jahren mit 62,5 Prozent der Stimmen. Dabei setzte sie sich unter anderem gegen den damaligen Sozialdezernenten der Stadt, Michael Geggus (SPD), durch. Im aktuellen Wahlkampf geht es Mergen vor allem um folgende Themen: Sie möchte den Wirtschaftsstandort Baden-Baden stärken und das Rathaus bürgerfreundlich gestalten. Zudem tritt sie dafür ein, den Klimaschutz voranzubringen und weiteren attraktiven Wohnraum zu schaffen.

Roland Kaiser gilt bislang als Mergens stärkster Konkurrent im Kampf um den Chefsessel. Der Grünen-Politiker ist seit Ende 2017 Bürgermeister der Bäderstadt mit rund 55.000 Einwohnern. Der 56-Jährige verwaltet die Gebiete Ordnung und Sicherheit sowie Bildung und Soziales. Die SPD und die Freien Bürger für Baden-Baden unterstützen Kaisers Bewerbung. Der Kandidat wirbt vor allem für ein neues Miteinander in der städtischen Politik, in der Zivilgesellschaft, aber auch im Rathaus.

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Die Wahltage in der Region in der Übersicht. Foto: BNN

Neben Mergen und Kaiser hat Rolf Pilarski (FDP) seine Bewerbung öffentlich gemacht. Der 66-Jährige ist Vorsitzender der FDP-Gemeinderatsfraktion und trat bei der OB-Wahl 2014 als unabhängiger Kandidat an. Peter Hank kündigte an, für die Partei „Die Basis“ ins Rennen gehen zu wollen. Der frühere Leiter der Städtischen Fruchthalle Rastatt ist mittlerweile Mitinitiator der regelmäßigen Sonntags-Demos von Gegnern der Corona-Regeln. Zudem gibt es Spekulationen über eine mögliche Kandidatur von Dietmar Späth (Freie Wähler), derzeit Bürgermeister von Muggensturm.

Waghäusel sucht nach Walter Heiler den Neuanfang

In der Großen Kreisstadt im nördlichen Landkreis Karlsruhe wird ein Oberbürgermeister gesucht, der in die Fußstapfen des Vollblutpolitikers Walter Heiler (SPD) tritt. Der amtierte seit 1999 und war zwischenzeitlich auch Landtagsabgeordneter. Gewählt wird am 6. März. Kenner halten es für wahrscheinlich, dass es eine zweite Runde gibt, weil keiner der bisher schon fünf Anwärter auf Anhieb die absolute Mehrheit holen dürfte.

Walter Heiler
Walter Heiler, Speerwerfer und Vize-Europameister Foto: Katja Hoffmann

Der erste Bewerber war keine allzu große Überraschung: Thomas Deuschle ist Bürgermeister und damit schon bisher der zweite Mann hinter Walter Heiler. Nun will der 53-Jährige in die erste Reihe aufrücken und wird dabei von der CDU unterstützt. Mit Nicole Heger (51) tritt eine Stadträtin der Grünen an, die zuletzt im Bundestags- und im Landtagswahlkampf Erfahrung gesammelt hat.

Die örtliche SPD unterstützt die 51-jährige parteilose Waghäuseler Standesbeamtin Claudia Sand. Mit Andreas Bohnstedt kandiert ein 46-jähriger Familienvater und SAP-Personaler für das Amt. Auch er gehört den Grünen an, betont aber wie alle Bewerber, unabhängig zu kandidieren. Auch eine fünfte Bewerbung ist bereits eingegangen, der Name aber noch nicht offiziell bekannt.

Spannend wird es allemal: Die OB-Stelle im wachsenden Waghäusel mit seinen drei Stadtteilen und mit knapp 22.000 Einwohnern gilt als attraktiv. Bis 2013 war Heiler im Übrigen „nur“ Bürgermeister. Dann übersprang die Stadt aber die 20.000 Einwohner-Schwelle, wurde Große Kreisstadt und Heiler damit zum OB. Die Bewerbungsfrist endet am 7. Februar. cz

In Heilbronn will Harry Mergel die zweite Amtszeit

Am 6. Februar stellt sich der SPD-Oberbürgermeister Harry Mergel zur Wiederwahl. Bildung, Arbeit und Klimaschutz sind seine Schwerpunkte. Der 65-Jährige setzte sich bei der Wahl 2014 im ersten Wahlgang durch und strebt eine zweite Amtszeit an. In die erste fällt der Ausbau des Bildungscampus in der 124.000-Einwohner-Stadt, bei dessen Finanzierung die Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz eine zentrale Rolle spielt. Ein Innovationspark mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz kommt hinzu..

Herausgefordert wird Meigel von Raphael Brenner, dem Vorsitzenden der AfD-Gemeinderatsfraktion. Seine Themen sind Kultur, Sport, Sauberkeit und Sicherheit sowie die Corona-Politik. Die parteilose Katharina Mikov ist die dritte Bewerberin. Die selbständige Logopädin sagt, sie habe das Ohr an den Menschen – das sei die beste Voraussetzung für die Aufgabe als mögliche Rathauschefin.

Heilbronn ist eine wohlhabende Stadt – mit dem Durchschnittseinkommen ihrer gut 125.000 Bürger liegt sie bundesweit auf Platz zwei, landesweit auf Platz eins. Heilbronn wird „Käthchenstadt“ genannt – nach der Titelperson von Kleists Schauspiel „Käthchen von Heilbronn“.

Und sonst noch.....

In einer ganzen Reihe von Gemeinden im Raum Karlsruhe/Pforzheim wird in den nächsten Monaten der Bürgermeister gewählt. Hier ein kleiner Ausblick:

13. März Forbach – die Murgtalgemeinde braucht einen neuen Mann, eine neue Frau an der Rathausspitze, da Kathrin Burke nicht mehr antritt.

8. Mai Neulingen – in der Enzkreisgemeinde stellt sich Michael Schmidt zur Wiederwahl.

8. Mai Waldbronn – hier geht es um die Nachfolge von Franz Masino, der vor Ende seiner zweiten Amtszeit in den Ruhestand wechselt.

19. Juni Durmersheim – auch hier wird gewählt. Ob Bürgermeister Andreas Augustin wieder antritt, ist noch offen.

Juni – im östlichen Enzkreis liegt Mönsheim. Bürgermeister Thomas Fritsch hört auf. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird gesucht.

Juli – auch in Kämpfelbach wird gewählt. Bürgermeister Udo Kleiner hat sich noch nicht abschließend geäußert, ob er erneut kandidiert.

24. Juli – in Neuenbürg geht es um eine Nachfolge, denn Bürgermeister Horst Martin tritt nicht mehr an.

Spätsommer/Herbst – in der Höhengemeinde Dobel stellt sich Christoph Schaack erneut zur Wahl.

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