
Vor 60 Jahren, am 26. August 1961, erblickte Elisabeth Margarete Mergen in der Kleinstadt Billerbeck im Münsterland in Westfalen das Licht der Welt. Die jüngste von vier Töchtern von Heinrich und Margaret Mergen hat inzwischen in Baden-Baden mit ihrem Ehemann eine neue Heimat gefunden.
Das hatte einen Grund: Elisabeth Margarete Mergen, besser bekannt als Margret Mergen, war am 16. März 2014 mit 62,5 Prozent der Stimmen zur Oberbürgermeisterin der Bäderstadt gewählt worden.
Zu ihrem 60. Geburtstag darf die CDU-Politikerin an diesem Donnerstag zahlreiche Glückwünsche entgegennehmen. Zu den Gratulanten bei einem Empfang gehört auch der CDU-Landesvorsitzende und stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident Thomas Strobl.

Mergen kündigte bereits im Vorfeld ihres Geburtstags an, sich im kommenden Jahr erneut um die Stelle der Rathaus-Chefin bewerben zu wollen. Sie habe große Lust, die Aufgabe der Oberbürgermeisterin für eine weitere Amtsperiode zu übernehmen. Sie ist davon überzeugt, weiter viel bewegen zu können.
Entscheidung für erneute Kandidatur reift lange
Für ihre Entscheidung, nochmal für den OB-Posten zu kandidieren, habe sie sich bewusst viel Zeit gelassen. Sie habe zunächst abwarten wollen, wie die Genesung ihres Ehemanns Wolfgang Pöter nach dem schweren Motorradunfall vor zwei Jahren voranschreite.
Mittlerweile gehe es ihm deutlich besser, sodass sie beschlossen habe, bei der OB-Wahl 2022 erneut anzutreten. Amtsmüde sei sie nie gewesen. Zudem verspüre sie eine große Verbundenheit mit der Bäderstadt. „Mein Mann und ich leben unglaublich gerne in Baden-Baden und fühlen uns in unserer Wohnung wohl“, verrät sie im BNN-Gespräch.
Ich bin jeden Tag dankbar, dass mein Mann am Leben ist.Margret Mergen, Oberbürgermeisterin Baden-Baden
Einen ganz persönlichen Wunsch zu ihrem runden Geburtstag will sie aber nicht nennen. „Ich bin sehr zufrieden“, antwortet sie auf die entsprechenden Frage.
Gibt es dann vielleicht einen Wunsch für die Stadt, in der sie die politische Verantwortung trägt? Margret Mergen hat einen solchen Wunsch: „Für Baden-Baden wünsche ich mir eine Stadtbevölkerung, die auf den Welterbe-Titel stolz ist und Freude an der Stadt hat, in der sie lebt.“

Als ein Markenzeichen der Bäderstadt hat sie „immer eine große Gastfreundschaft erlebt“. Da kommt sie sogar ins Schwärmen und lobt die Bürgerinnen und Bürger: „Das finde ich großartig!“
Mergen wünscht sich mehr Wertschätzung und Respekt
Dennoch will sie nicht nur Süßholz raspeln und spricht auch offen darüber, was ihr Sorge bereitet. „Manchmal wünsche ich mir im Umgang miteinander etwas mehr Wertschätzung und Respekt. Die Oberbürgermeisterin hat den Eindruck – „vielleicht auch durch Corona“, wie sie anführt –, „dass der Ton rauer geworden ist und vielleicht die Nerven etwas dünner sind“. Auch im Gemeinderat gehe man teilweise etwas ruppiger miteinander um.
Mit Blick auf die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen spricht die Kommunalpolitikerin ein anderes Thema an: „Wenn man die Schicksalsschläge in den Hochwassergebieten sieht, kann man sich nur glücklich schätzen, dass wir verschont geblieben sind.“
Dafür müssten die Menschen jeden Tag dankbar sein. „Diese Dankbarkeit würde ich mir etwas mehr wünschen für das, was wir haben, und nicht das Schimpfen über das, was nicht perfekt ist.“ Mergen hält dazu einen Ratschlag bereit: „Selber die Ärmel hochkrempeln!“ Da sieht sie „noch großes Potenzial und das wäre einer meiner Wünsche“.
Ihren Mann kennt sie schon seit dem Studium
Mergen und ihr Mann, die einander schon seit ihrer Studentenzeit kennen, haben in den vergangenen beiden Jahren auch eine schwierige Zeit durchlebt. Den 21. August 2019 werden die Oberbürgermeisterin und ihr Mann wohl nie mehr vergessen.
Auf der Heimfahrt aus dem Urlaub wurden die beiden leidenschaftlichen Motorradfahrer Unfallopfer, weil ihnen eine Autofahrerin auf einer Straße im Kreis Waldshut mit ihrem Wagen die Vorfahrt genommen hatte.
Die Rathaus-Chefin kam als Sozia unter dem Strich noch relativ glimpflich davon. Ihrem Mann musste dagegen ein Bein amputiert werden.. „Für uns hat sich vieles verändert, auch im Alltagsleben“, berichtet Mergen. Sie und ihr Gatte kämen aber sehr gut mit der Situation klar. „Wir lachen auch sehr viel miteinander!“ Zum Rollstuhl habe ihr Mann ein Handbike bestellt, um noch mehr Mobilität zu erfahren.
Krisen können auch stärken
Dass Krisen Menschen auch stärken können, bestätigt Mergen. „Ich glaube, die Dankbarkeit über das, was da ist, ist viel größer geworden. Das merkt man immer in dem Moment, in dem man etwas verliert.“ Manche Menschen reagieren darauf mit tiefer Traurigkeit und Antriebslosigkeit, fallen vielleicht in eine tiefe Depression, weil sie das Erlebte nicht oder kaum verarbeiten können.
Mergen und ihr Gatte haben ihren Weg gefunden, mit dem Schicksalsschlag umzugehen: „Mein Mann und ich neigen dazu, uns über das zu freuen, was da ist.“ Der Unfall hätte schließlich auch einen noch dramatischeren Ausgang haben können, weiß die Oberbürgermeisterin. „Ich bin jeden Tag dankbar, dass mein Mann am Leben ist.“
Familie und Freundinnen standen in schwerer Zeit hilfreich zur Seite
Schicksalsschläge gehören zum Leben. Manche Menschen stehen am Abgrund und können kaum glauben, dass es eine Zeit nach der Krise gibt. Woraus hat die Oberbürgermeisterin in der schweren Zeit ihre Kraft geschöpft? „Mir hat meine Familie ganz stark geholfen.“
Schon am Tag nach dem Unfall sei ihre Schwester gekommen. Sie wohnte zum Teil bei ihr und begleitete sie auf den täglichen Fahrten zur Intensivstation, auf der ihr Mann versorgt wurde. Auch Freundinnen besuchten die Oberbürgermeisterin „Nicht allein zu sein, das war sehr hilfreich, um nicht nur zu grübeln.“