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Trockene Sommer

Ohne Bewässerung wären Baden-Badens Pflanzen ausgetrocknet

Das dritte trockene Jahr in Folge setzt den Bäumen in Baden-Baden zu. Doch der Wald kann noch einiges allein regeln. Anders sieht es bei den Pflanzen in der Stadt aus, die teils fast tägliche Bewässerung brauchen.

Oos mit wenig Wasser.
Niedrigwasser in der Oos: Nur langanhaltender Regen hilft gegen den niedrigen Wasserstand. Foto: Lara Teschers

Jeden Tag sind in Baden-Baden 30 städtische Mitarbeiter unterwegs, um Bäume, Sträucher, Stauden und Wiesen in der Stadt vor der Trockenheit zu schützen. Es ist bereits der dritte trockene Sommer in Folge, und das macht den Pflanzen zu schaffen. Sie bekommen Stress. So nennen es der stellvertretende Forstamtsleiter Robert Lang und Bernd Angstenberger, stellvertretender Leiter des Fachgebiets Park und Garten.

„Im vierten und fünften Jahr wird es immer dramatischer werden”, sagt Robert Lang. Die Situation in den Wäldern Baden-Badens werde mit jedem trockenen Jahr schlimmer.

Pflanzenkübel am Bürgersteig.
Pflegebedürftig: Was täglich müssen die Kübelpflanzen gegossen werden. Foto: Lara Teschers

Die Widerstandssysteme der Bäume würden durch die lange Trockenheit geschwächt. Damit machen sie sich angreifbarer, zum Beispiel gegenüber Borkenkäfern.

„Glücklicherweise haben wir in Baden-Baden noch keine Schreckensbilder mit ganzen roten Hängen”, sagt Lang. Wie gut es den Bäumen geht, hänge auch davon ab, wo sie stünden: „Die Bergkuppen sind nicht so gut mit Wasser versorgt wie die Mulden. Durch Sandboden sickert das Wasser nach unten durch, im Lehmboden hält es sich länger.”

Die Natur regelt im Wald vieles selbst

In den kleinen Waldgebieten der Stadt regele sich noch vieles von allein durch die sogenannte Naturverjüngung, wenn also neue Bäume aus Saat umstehender Bäume entstehen.

Wir unterstützen die Natur, so gut wir können.
Robert Lang, Stellvertretender Forstamtsleiter

„Wir unterstützen die Natur, so gut wir können”, sagt Lang. Zum Beispiel werden hitzeresistentere Baumarten gepflanzt. Die Hoffnung sei auch, dass sprießende junge Bäume sich mit dem trockenen Wetter auseinandersetzen und daran gewöhnen können.

Beete vor dem kurhaus Baden-Baden.
Trocken-resistenter als andere Pflanzen: Die Staudenbeete vor dem Kurhaus brauchen weniger Wasser als andere Blumenbeete. Foto: Lara Teschers

„Mini-Herbst” sagt Angstenberger vom Fachgebiet Park und Garten dazu, dass einige Bäume nun schon früh ihr Laub abwerfen. Damit Bäume, andere Pflanzen und auch Wiesen in der Stadt nicht austrocknen, bewässern Mitarbeiter sie regelmäßig. „Dadurch haben wir die Trockenheit einigermaßen im Griff.” Der Stress der Pflanzen sei größer geworden, man müsse häufiger gießen, stellt Angstenberger fest.

Manche Pflanzen müssen fast täglich gegossen werden

Dafür braucht die Stadt „sehr viel Wasser”, beziffern kann er den Wasserverbrauch nicht. An Orten wie der Lichtentaler Allee oder dem Michaelsberg setzt die Stadt sogenannte Regner ein, die tagsüber von morgens bis nachmittags laufen und jeden Tag im Wechsel einzelne Bereiche bewässern.

Zusätzlich sind von montags bis freitags vier Fahrzeuge im Einsatz, deren Aufsätze 1.000 bis 2.000 Liter Wasser fassen. Sie versorgen Kübelpflanzen wie Palmen und Oleander und müssen mehrmals am Tag neues Wasser tanken.

Trockener Rasen vor der Trinkhalle.
Folgen der Trockenheit: Der Rasen vor der Trinkhalle hat braune Stellen. Foto: Michael Rudolphi

Jede Kübelpflanze werde fast täglich gegossen, sagt Angstenberger. Auch Straßenbäume hätten wegen versiegelter Oberflächen ohne Bewässerung keine Chance, an Wasser zu kommen. Viel Wasser benötigen auch die mit Blumen bepflanzten sogenannten Wechselflorbeete, wie etwa das vor dem Theater. Staudenbeete seien trocken-resistenter. Solche gibt es beispielsweise am Kurhaus und an der Stadtbibliothek.

Auch den Gewässern ist die Trockenheit anzusehen. So hat die Oos in diesem Jahr eine durchschnittliche Wasserhöhe von 20 Zentimetern - der Mittelwasserstand von 1981 bis 2010 betrug noch 47 Zentimeter. „Nach dem Regen schwillt sie kurz an, nach wenigen Stunden fällt die Wasserhöhe dann zurück”, erklärt Daniel Noyes, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft und Bodenschutz.

Vertrocknete Kastanienblätter vor dem Kurhaus
„Mini-Herbst”: Die Trockenheit führt dazu, dass Bäume ihr Laub eher abwerfen - wie hier vor dem Kurhaus. Foto: Michael Rudolphi

Die Temperatur in den Gewässern sei wegen der Trockenheit erhöht, der Sauerstoffgehalt niedriger. „Das ist Stress für alle Tiere im Wasser”, sagt Noyes. Es seien alle Bäche im Raum Baden-Baden betroffen, viele seien auch schon in normalen Sommern trocken. Der Steinbach war vergangene Woche sogar komplett leer.

An der Situation kann man nicht viel ändern.
Daniel Noyes, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft und Bodenschutz

„An der Situation kann man nicht viel ändern.” Manchmal könne man durch Abgrabungsarbeiten Wasser umverteilen oder Fische umsiedeln, sagt Noyes. Wirklich helfen würden nur regelmäßige ausreichende Regenfälle. Damit die Situation nicht noch verschärft werde, appelliert er an die Bürger, kein Wasser aus den Gewässern zu entnehmen.

Gewitter mindert Waldbrandgefahr nicht

Gewitter wie in den vergangenen Tagen seien in Zeiten der Trockenheit „ein Tropfen auf den heißen Stein”, erklärt Lang im Bezug auf den Wald und vor allem die Waldbrandgefahr. Die habe in Baden-Baden weiterhin die Stufe vier von fünf, grillen im Wald sei nach wie vor auch an Grillstellen verboten. Um die Gefahr zu mildern, sei ein langanhaltender Regen von einer Woche nötig.

Versiegelter Baum.
Brauchen Hilfe: Versiegelte Bäume bekommen ohne zusätzliche Bewässerung nicht genug Wasser. Foto: Lara Teschers

„Ein kurzer Starkregen ist immer gut, weil er die Blatt-Oberflächen kühlt”, sagt Angstenberger. Doch dabei gehe das Wasser nicht in die tiefen Bodenschichten und bringe den Pflanzen so nichts. Nur der Rasen habe kurz etwas davon.

Und auch den Gewässern bringt ein kurzer Starkregen wenig. „Er kann helfen, in Abschnitten eingesperrte Fische zu befreien und zu mobilisieren, an der Problematik ändert er aber nichts”, sagt Noyes.

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