Ben und Ole sind wahrscheinlich die jüngsten Teilnehmer des Oldtimer-Meetings Baden-Baden. Die mit historischem Outfit stilecht gekleideten drei- und fünfjährigen Brüder sind fast schon alte Hasen bei Treffen von automobilen Klassikern.
„Unseren Sohn Ole haben wir schon im Alter von einem halben Jahr mitgenommen“, berichtet Mama Ina Krause.
Sie erinnert sich, wie das Baby damals auf der Rückbank sein Mittagsschläfchen gehalten oder sie auf der Motorhaube die Windeln gewechselt hat.
Die ganze Familie ist regelrecht vernarrt in Oldtimer. Gleich drei Generationen sind mit zwei historischen Fahrzeugen – einem Peugeot 403 B (Baujahr 1962) und einem Mercedes 220 S (Baujahr 1958) – aus Saarbrücken nach Baden-Baden gereist. Neben den Kindern und ihrer Mutter sind Vater Torsten Krause sowie die Großeltern Marianne und Heinz Deckert dabei.
„Wir turnen während der Fahrt gerne im Auto herum“, verrät Ole vorlaut. Die Mutter beschwichtigt, der Kleine übertreibe oft ein wenig. In der Regel säßen die Brüder während der Fahrt auf dem Schoß von Oma und Opa. Ole gefallen die vielen alten Kisten, langweilig wird es ihm nicht.
Modelle aus 120 Jahren Automobilgeschichte sind vertreten
Es gibt ja auch eine Menge zu bestaunen. Der Kurpark und die Kaiserallee verwandeln sich bei dem traditionsreichen Treffen in eine automobile Flaniermeile.
300 Klassiker stehen dicht an dicht. 80 verschiedene Marken repräsentieren nahezu die ganze Bandbreite aus 120 Jahren Automobilgeschichte – vom kleinen Schnauferl über den schnittigen Sportwagen bis zur prestigeträchtigen Luxus-Limousine; darunter seltene Exoten wie Talbot-Lago, Salmson, Peerless oder Lagonda.
Unseren Sohn haben wir schon im Alter von einem halben Jahr mitgenommen.Ina Krause, Teilnehmerin
Poppige Farben, Blumenmotive, Schlaghosen und Flower-Power-Stimmung: Das automobile Lebensgefühl der 1970er-Jahre kehrt ebenfalls nach Baden-Baden zurück. Mit rund 40 Wagen vom VW Bus über den Fiat Spider bis zum Citroën AMI 8 Break ist dieses knallbunte Kult-Jahrzehnt vertreten.
Das Ambiente gefällt vielen Besuchern
Diese Bandbreite und das Ambiente vor Kurhaus und Trinkhalle machen für viele Besucher den besonderen Charme dieses Meetings aus.
„In so einer schönen Stadt muss es auch schön sein“, schwärmt ein Besucher aus Hannover. „Die Umgebung mit den historischen Gebäuden ist einzigartig“, ergänzt dessen Frau.
Uns gefällt es es hier immer sehr gut.Gerhard Dini, Besucher
Das Paar besucht immer mal wieder Oldtimer-Treffen, ist aber zum ersten Mal in Baden-Baden. Beide sind noch ganz erschüttert, weil ihre Anfahrt zum Teil durch die vom Hochwasser verwüsteten Gebiete geführt hat.
Sie genießen nun die entspannte Atmosphäre an der Oos. „Wir brauchen das als Gegenpol“, bekräftigen sie.
Stilechtes Outfit ist angesagt
Gerhard und Judith Dini aus Saarlouis mögen es richtig stilecht: er im schottischen Kilt mit schwarzem Frack und Zylinder, sie in einem langen Kleid nach der Mode Ende des 19. Jahrhunderts. „Selbst genäht“, versichert die Dame.
Das Paar zieht immer wieder die Blicke anderer Besucher auf sich. Die Beiden lieben es, so herausgeputzt zu Events mit historischen Bezügen zu gehen.
In diesem Jahr sind sie noch als Besucher dabei, künftig vielleicht als Teilnehmer mit einem Mercedes 170 S (Baujahr 1950). „Uns gefällt es hier immer sehr gut“, sagt Gerhard Dini.
Benzingeruch liegt in der Luft
Fachsimpeln unter Experten in von Benzingeruch geschwängerter Luft, Picknick an einer Tafel mit feiner weißer Tischdecke – das ist das Ambiente, das die Aussteller am Oldtimer-Meeting schätzen.
Gründe, warum viele seit Jahren regelmäßig nach Baden-Baden kommen. Die Besucher müssen sich an den Eingängen teilweise etwas gedulden. Einlass ist nach der Corona-Verordnung nur mit vorheriger Registrierung möglich. Zudem dürfen sich auf dem Gelände maximal 2.200 Menschen gleichzeitig aufhalten.
Pannenhelfer sind schnell zur Stelle
Trotz bester Vorbereitung bleiben hin und wieder kleinere Pannen nicht aus. Ausgerechnet das Cadillac-Cabriolet Series 62 Convertible (Baujahr 1941), das beim automobilen Mode-Defilee ein Model durch den Kurpark und die Luisenstraße chauffieren soll, streikt kurz vor seinem großen Auftritt. „Die Batterie ist zusammengefallen“, erläutert der Besitzer aus Ludwigsburg.
Er bleibt dennoch gelassen: „Wenn nichts hilft, müssen eben vier kräftige Männer anschieben“, erklärt er mit Hinweis darauf, dass das 5,70 Meter lange Gefährt etwa zwei Tonnen wiegt.
Das ist aber nicht nötig. Pannenhelfer Roland Klotter bringt den Motor mit ein paar Handgriffen zum Laufen. Die erste Runde mit dem Model kann starten – allerdings mit einer halben Stunde Verspätung.