Markus Brunsing ist erleichtert: „Endlich haben wir ein Wetter, wie wir es uns lange gewünscht haben.“ Der Leiter des Baden-Badener Fachgebiets Park und Garten freut sich, dass es inzwischen tagsüber schön warm ist und die Temperaturen nachts möglichst nicht unter 15 Grad zurückgehen – ideal, damit Rosen wachsen und blühen. Der Gartenamtschef sehnt eine üppige Blütenpracht herbei, die braucht es für die Kür der Goldenen Rose von Baden-Baden am 23. Juni.
Ursprünglich war der renommierte Internationale Rosenneuheiten-Wettbewerb für den 15. Juni geplant. Doch das Wetter spielte nicht mit. April und Mai waren deutlich zu kühl, um die Rosen im Neuheitengarten auf dem Beutig so richtig durchstarten zu lassen und ihnen termingerecht tolle Blüten zu bescheren. „Die Natur ist in ihrer Entwicklung zwei bis drei Wochen im Rückstand“, erklärt Brunsing im BNN-Gespräch.
Der Kälteeinbruch nach Ostern hat nicht nur das Wachstum der Rosen beeinträchtigt. Er hat zudem dazu geführt, dass die Tulpen untypischer Weise fast bis Ende Mai geblüht haben und die Kastanienblüte erst Anfang Juni ihren Höhepunkt hatte. „Es war absehbar, dass es für die Rosen bis zum Zeitpunkt des Wettbewerbs schwierig wird“, erläutert der Gartenamtschef.
Für die Verantwortlichen gab es deshalb nur eine Konsequenz: die Konkurrenz zu verschieben. Brunsing zufolge ist das ein Novum in der jahrzehntelangen Geschichte des Rosenneuheiten-Wettbewerbs. Er ist jedoch zuversichtlich, bei der Rosenblüte nun eine Punktlandung hinzubekommen, wenn die Jury nun eine Woche später als zunächst vorgesehen ihre Arbeit aufnimmt.
Baden-Baden verschiebt, weltweit werden Wettbewerbe abgesagt
Die Verschiebung sei nicht leichtgefallen, zumal etwa Barcelona, Rom und Monaco ihre Wettbewerbe bereits abgesagt hatten. Brunsing ließ sich jedoch nicht beirren. „Ich habe nie gesagt, dass wir die diesjährige Bewertung aussetzen werden“, bekräftigt er. Sein Optimismus zahlt sich jetzt aus: Baden-Baden wird nach Paris (17. Juni) die zweite weltweit bedeutende Rosen-Prüfung ausrichten.
„Wir haben mit unserer Entscheidung eine kleine Verschiebungsreihe ausgelöst“, berichtet Brunsing. Auch andere europäische Städte hätten inzwischen ihre Konkurrenzen neu terminiert. Mancher Preisrichter müsse jetzt vier eng nacheinander getaktete Wettbewerbe besuchen.
Neben dem Wetter birgt die Corona-Pandemie viele Unwägbarkeiten, die die Organisatoren bei der Vorbereitung berücksichtigen müssen. „Es gibt ja keine Corona-Verordnung für Rosen-Wettbewerbe“, scherzt Brunsing. Es gehe darum, die geforderten Vorgaben umzusetzen.
„Es war schnell klar, dass keine Gäste aus Übersee kommen werden“, bedauert der Fachgebietsleiter. Normalerweise gehören der Jury Preisrichter etwa aus Australien oder Südamerika an. Diese sind in diesem Jahr nicht dabei, so dass rund 30 Experten die 128 neuen Rosensorten bewerten.
Wir können eine Rosen-Prüfung ja nicht online machen.Markus Brunsing, Leiter Fachgebiet Park und Garten
Die Preisrichter nehmen die Neuzüchtungen nicht – wie sonst üblich – in Gruppen, sondern einzeln unter die Lupe, und zwar direkt im Neuheitengarten „Wir können eine Rosen-Prüfung ja nicht online machen“, versichert Brunsing. Es sei für ein Jury-Mitglied wichtig, die Blüten aus der Nähe zu betrachten und auch mal daran zu schnuppern, um sich einen Eindruck von deren Duft zu verschaffen.
Eröffnung durch OB Mergen findet ohne Publikum statt
Obwohl das Hygiene- und Schutzkonzept stehe und mit dem Gesundheits- sowie dem Ordnungsamt abgestimmt sei, blickt Brunsing trotz kontinuierlich sinkender Werte mit gewisser Sorge auf nach wie vor mögliche Schwankungen bei der 7-Tage-Inzidenz.
Er ist jedoch zuversichtlich, dass Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) den Wettbewerb eröffnen können wird – allerdings ohne Publikum. Der Garten bleibt an diesem Tag für Besucher geschlossen.