
Es ist ein sonniger, warmer Oktobermontag, als die „Bank der Begegnung“ im Sinzheimer St. Vinzenz-Park erstmals getestet wird. Vergangene Woche erst wurde die landläufig auch „Schwätzbänkle“ genannte Sitzgelegenheit von Bürgermeister Erik Ernst und dem Seniorenbeirat offiziell in Betrieb genommen.
Wie wird sie wohl angenommen, diese Gelegenheit, sich hinzusetzen und damit zu signalisieren: „Ich möchte mich unterhalten.“
Seniorenrat steht in Sinzheim für Schwätzchen parat
Um die Nutzung der Bank in Schwung zu bringen, hatte der Seniorenbeirat angekündigt, im Monat Oktober und solange das Wetter schön ist, montags um 15 Uhr für ein Schwätzchen dort parat zu stehen. Sabine und Peter Wendt sowie Ewald Burkard vom Seniorenbeirat haben den Termin am ersten Montag nach der Eröffnung übernommen und warten gespannt, ob sich jemand zu ihnen gesellen würde.
Es dauert nicht lange, als Gerhard Staudt mit seinem Sohn Jan-André auf der Bank Platz nimmt. Die beiden wohnen im Betreuten Wohnen im Seniorenzentrum und haben den Tipp von Laura Clausnitzer erhalten, die dort arbeitet. Sabine Wendt und Ewald Burkard nehmen Kontakt auf und unterhalten sich mit den beiden Pionieren der Sinzheimer „Bank der Begegnung“. Vater Staudt erzählt ein bisschen aus seinem Alltag, bevor er mit dem Sohn wieder zurückgeht. Im Seniorenzentrum steht die wöchentliche Skatrunde an, die er nicht verpassen will.
Auch jüngere Menschen nehmen die neue Sitzgelegenheit in Sinzheim an
„Es freut mich sehr, dass auf Anhieb jemand gekommen ist“, erklärt Michaele Schossier, die Integrations- und Seniorenbeauftragte der Gemeinde Sinzheim und mithin Bindeglied zwischen dem 13-köpfigen Seniorenbeirat und der Verwaltung. Besonders erfreulich sei, dass die Gelegenheit zur sozialen Interaktion offensichtlich nicht nur von Senioren, sondern auch von Jüngeren wie Vater und Sohn Staudt angenommen wird. „Das war von Anfang an die Intention“, so Michaele Schossier. „Die Bank der Begegnung ist nicht ausschließlich für Senioren gedacht, sondern für jeden, der gerne Kontakt haben möchte und reden will, ob jünger oder älter, oder auch als interkulturelle Begegnungsmöglichkeit.“
Rolf Jung ist im Pflegeheim des Zentrums zu Hause. Ingrid Schmidt besucht ihn regelmäßig und begleitet den Rollstuhlfahrer bei kleinen Ausflügen. Wie so oft ist der St. Vinzenz-Park das Ziel. „Wir sind oft hier“, erklärt Ingrid Schmidt und packt zwei süße Stückchen als Pausenproviant aus. Im Sommer sei hier immer viel los gewesen. Viele junge Familien und Kinder würden den Park und vor allem das Wasser nutzen.
Erste Unterhaltung samt Dampf und Energie
Ewald Burkard kennt Rolf Jung und schon unterhält man sich angeregt. Ein älterer Herr schließt sich der Gruppe an und setzt sich zu Sabine Wendt. Und schließlich kommt eine ältere Dame, die der Unterhaltung mächtig Dampf macht und Energie in die Diskussion bringt. „Ich muss doch gugge, wer do isch“, kündigt sie an und berichtet, dass sie als Nachbarin Angst vor Lärmbelästigung gehabt hätte, als der Park eingerichtet wurde.
Die Befürchtungen hätten sich aber nicht bestätigt. „Tagsüber, vor allem im Sommer, war hier viel los. Die vielen Pampers-Rocker haben sich hier so richtig wohlgefühlt.“ Aus Beobachtungen weiß sie, dass die Grünanlage regelmäßig gepflegt und auch der Brunnen jeden Tag von Laub befreit werde. Flugs ist auch der Mitarbeiter der Firma Garten- und Landschaftsbau Werth ins Gespräch verwickelt, während er das Laub vom Platz rechnet.
Sinzheimer Anwohner haben weitere Wünsche
So gemütlich sich die Situation rund um das Schwätzbänkle entwickelt, so gibt es doch auch Wünsche. Schön wäre, wenn ein Café in das angrenzende Gebäude einziehen würde. Wo sollen eigentlich die angekündigten Himmelsliegen hin und kann man die als älterer Mensch wirklich nutzen? Und wann gibt es wieder eine Mutter Gottes im Park?
Der Gemeinderat hat bereits grünes Licht gegeben für die Beschaffung von fünf Liegen, die rund um die Grotte und über den Park verteilt aufgestellt werden. Hinsichtlich des Cafés habe sich nach Angaben der Gemeindeverwaltung noch nichts Konkretes ergeben und die Mutter Gottes sei zumindest als Thema im Rathaus angekommen.
Da bleiben doch sicher noch genug Themen, über die es sich lohnt, zu sprechen. Die Bank der Begegnung steht dafür immer bereit.
Die Bank ist ausgewiesen durch ein Schild, das der Seniorenbeirat entworfen und aus seinem, von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Budget finanziert hat. Am Friedhof gibt es eine zweite solche Bank.