
Das Ende der Amtszeit in Baden-Baden ist besiegelt: Dekan Michael Teipel wird Mitte des nächsten Jahres von der Oos an den Bodensee wechseln. Bis dahin will er noch das größte Bauprojekt seiner Amtszeit abschließen. Zunächst steht für ihn in seiner Eigenschaft als örtlicher Pfarrer aber das letzte Weihnachtsfest in seiner Seelsorgeeinheit an. Mit den Gläubigen feiert er dann auch einen Baustellengottesdienst.
Das Ziel seiner Predigten an den Weihnachtstagen unterscheidet sich nicht vom Anliegen, das dem katholischen Geistlichen in seiner bisherigen Amtszeit ein Wesentliches war: „Ich will den Menschen Mut machen.“ Wenn Teipel im Gottesdienst zu den Menschen predigt, braucht er keine seitenlange Manuskripte als Vorlage. Der Kirchenmann ist ein Anhänger der freien Rede.
Worte, die Menschen in dieser Zeit aufbauen, liegen ihm am Herzen. Die Gesellschaft sei mit Blick auf die Corona-Erfahrungen, Krisen und den Krieg in der Ukraine in einer schwierigen Phase. Die Erwartungstoleranz sei „sehr zurückgegangen“.
Das werde im zwischenmenschlichen Bereich deutlich und sei auch beim frühen Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar bemerkbar gewesen. Im Alltag äußere sich das etwa in einem erhöhten Maß an Unnachgiebigkeit und bisweilen in einem aggressiverem Umgangsstil.
Der tief im Glauben verankerte Seelsorger sieht es dagegen als Aufgabe eines Christen, das Thema Hoffnung einzubringen. „Zerstörung und Krieg haben nicht das letzte Wort“, verdeutlicht der Geistliche. „Als Christen gehen wir davon aus, dass die Welt gerettet werden kann, gerettet ist durch Jesus Christus.“
Das bedeute aber nicht, Dinge aufzuschieben. „Es ist keine Hoffnung, die vertröstet, sondern eine, die aktiviert“, betont Teipel. Dabei dürfe der Mensch die schönen Dinge des Lebens durchaus genießen – auch wenn es Leid in der Welt gibt.
Mit Teipels Wechsel ändern sich die Themen nicht
In seinem neuem Aufgabengebiet in Konstanz am Bodensee erwartet er ähnliche Themen wie in seiner über zehnjährigen Amtszeit in Baden-Baden: Darunter die Dauerbrenner Unzufriedenheit mit Kirchenoberen sowie die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Nicht zu vergessen: die Kirchenaustritte. „Manchmal ist auch jemand dabei, den man kennt. Das ist bitter!“
Entmutigen lässt sich Teipel dadurch im Alltag nicht. „Entscheidend ist, dass man gute Arbeit macht“, hält er entgegen. Zudem: „Wir sind seelsorgerlich auch für die Menschen da, die ausgetreten sind.“ Generell stehe die Kirche jedem offen.
In seiner Seelsorgeeinheit hat er eine große Spannbreite auf engstem Raum erlebt: Vom Dorf bis zur mondänen Weltstadt und sozialen Brennpunkten. „Das Zusammenführen ist nicht ganz einfach.“ Jede Gemeinde habe ein eigenes Gepräge. Wichtig sei es, „eine gute Balance zu halten“.
Der Pfarrer sei zwar der erste Repräsentant der Gemeinde, aber auf sein Team angewiesen. „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern und sieben Kindergärten“, verweist Teipel auf ein breites Aufgabenfeld und viele Mitstreiter.
Pilotprojekt in Baden-Baden
Ein Pfarrer könne inzwischen nicht einfach nebenher noch Kirchenmanager sein. Eine deutliche Entlastung empfindet er daher in der Umsetzung eines auch von ihm auf Diözesanebene angeregten Pilotprojekts: Seit zwei Jahren steht ihm mit Johannes-Jürgen Laub in der Seelsorgeeinheit ein Verwaltungsleiter zur Seite. „Wenn er nicht gekommen wäre, wäre eine Übernahme des Amtes des Dekans nicht gegangen“, stellt Teipel heraus.
Das größte Projekt seiner Amtszeit in Baden-Baden dürfte die millionenschwere Sanierung der Stiftskirche am Marktplatz sein. „Das größte Bauprojekt ist es auf jeden Fall“, relativiert der Kirchenmann. Bis jetzt sei der Kostenrahmen eingehalten worden. Die Einweihung des renovierten Gotteshauses ist am Palmsonntag geplant.
Stiftskirche Baden-Baden mit Alleinstellungsmerkmal
Am Sonntag, 25. Dezember, ist zudem eine feierliche Eucharistiefeier als Baustellengottesdienst mit dem Chor der Stiftskirche terminiert. Das Gotteshaus genießt ein Alleinstellungsmerkmal in Baden-Baden. Es ist das älteste Gebäude der Stadt, das bis heute genutzt wird.
Teipel verweist auf andere bedeutende Projekte, die nicht so sichtbar sind: Er nennt die Unterstützung von Menschen in Not und die Unterbringung von Flüchtlingen. Große Freude hat er auch an der Jesus-Bande: ein Gottesdienstprojekt, das auf Familien mit Kindern ausgerichtet ist. Mit der wird er am ersten Juli-Wochenende auch noch einen Gottesdienst feiern – nach seiner Verabschiedung, die Ende Juni geplant ist.
Und wie steht es um seine Nachfolge? Hinter den Kulissen laufen Gespräche, bestätigt Marc Mudrak. „Eine Entscheidung wird zu Beginn des nächsten Jahres angestrebt“, informiert der Sprecher des Erzbistums Freiburg. Ziel sei es, die Stelle möglichst direkt nach dem Abschied von Dekan Michael Teipel neu zu besetzen. „Dafür ist die Erzdiözese Freiburg auf einem guten Weg.“