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Landesgesundheitsamt

PFC-Skandal: Minister veranlasst Blutuntersuchungen

Im PFC-Skandal will das Land jetzt Blutuntersuchungen von Menschen aus der Region in Auftrag geben und kommt damit einer Forderung der Kuppenheimer Bürgerinitiative nach. Der Umweltskandal in Mittelbaden schlägt immer höhere Wellen.

Blutspende
Im Rahmen des Monitorings zum Thema PFC-Belastung soll zufällig ausgewählten erwachsenen Einwohnern kostenfrei eine Blutuntersuchung angeboten werden. Foto: dpa

Von Patricia Klatt

„Wir gehen Hinweisen auf PFC-Zusatzbelastungen der Menschen vor Ort konsequent nach.“ Damit reagierte Gesundheitsminister Manne Lucha auf die erhöhten Werte von Perfluoroktansäure (PFOA) im Blut von Menschen in der Region. Lucha gab die Erarbeitung eines Studiendesigns für Blutkontrolluntersuchungen und deren anschließende Durchführung in der mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belasteten Region Mittelbaden in Auftrag. Die Bürgerinitiative Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim (BSTK) hatte seit 2015 immer wieder auf eine erhöhte Belastung der Menschen mit PFOA hingewiesen, die sie in eigenen Blutuntersuchungen belegen konnten. Die zuständigen Behörden reagierten in der Vergangenheit aber eher zurückhaltend auf die immer lauter und dringender werdenden Forderungen seitens der BSTK.

Hier ein SWR-Video zu dem Thema

Umso mehr freut sich Andreas Adam, der zweite Vorsitzende der BSTK, nun über die Reaktion des Ministers. Beim Landesgesundheitsamt (LGA) wurde ein neues Sachgebiet geschaffen: Umwelt- und klimabezogener Gesundheitsschutz, bestätigt Adam. Günter Pfaff, der zuständige Leiter des Referats, habe sich mit einer Mail an ihn gewandt, um ihn persönlich über diese Entwicklungen zu informieren. Man freue sich demnach darauf, die zukünftigen Schritte auch in Kooperation mit der BSTK weiter zu entwickeln, ebenso wie auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit in den Fragen, die den umweltbezogenen Gesundheitsschutz betreffen, so Adam und zeigte sich hocherfreut, „der Durchbruch ist offensichtlich geschafft“.

Dank an die Bürgerinitiative

Minister Lucha dankte der Bürgerinitiative für ihren Einsatz, „auch wenn aufgrund der geringen Fallzahlen dieser Blutuntersuchungen statistisch keine sicheren Aussagen getroffen werden können, geben sie doch erste Hinweise auf eine PFC-Zusatzbelastung, denen wir jetzt konsequent nachgehen“. 2015 wurde das Blut von 17 und 2016 das Blut von 13 Einwohnern der Region Mittelbaden auf die PFC-Verbindung PFOA, teilweise noch zusätzlich auf PFOS (Perfluoroktansulfonsäure) untersucht. In seiner Stellungnahme kommt das LGA zu der Schlussfolgerung, dass die PFOS-Belastung der Probanden auf eine „normale“ Hintergrundbelastung zurückzuführen ist, während die PFOA-Belastung erhöht ist und auf eine Zusatzbelastung hindeutet. Leider könne man die Frage, inwieweit PFC für Menschen gesundheitsschädlich sind, aufgrund der Verschiedenartigkeit der PFC-Verbindungen wissenschaftlich noch nicht abschließend beantworten, teilte das das Sozialministerium mit.

Studien sehen Zusammenhang

Studien würden jedoch auf einen Zusammenhang von PFC-Belastungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen hindeuten. Minister Lucha kündigte die Einrichtung einer Expertengruppe PFC an. Neben Fachleuten soll darin auch die Bürgerinitiative Kuppenheim mitwirken. Adam: „Es scheint, wir haben einen großen Erfolg für die Menschen, die in der PFC-belasteten Region leben, erzielt.“

Interview mit Vize der Bürgerinitiative

Dazu ein Interview mit Andreas Adam, dem zweiten Vorsitzenden der Bürgerinitiative Kuppenheim:

Was sagen Sie zu dem Entschluss des Ministers Lucha?

Adam: Ich bin schon fast euphorisch. Mit so einem Ergebnis hatte ich nicht gerechnet, denn die Ergebnisse unserer Blutuntersuchungen wurden ja lange als „nicht wissenschaftlich durchgeführt“ abgewertet. Ein Umdenken hat sich dann in den Gesprächen mit Herrn Fischer vom LGA angedeutet und nun zeigt sich, dass man die Ergebnisse der BSTK ernst nimmt und für die Gesundheit der Bürger die bestmöglichen Maßnahmen ergreifen will.

Haben Sie keine Bedenken, dass die Bürgerinitiative in der Expertenkommission nun „vereinnahmt“ werden wird?

Adam: Nein, diese Befürchtung habe ich überhaupt nicht, die Gespräche mit den Behördenvertretern haben deutlich gemacht, dass die ganzen Untersuchungen auf eine breitere wissenschaftliche Basis gestellt werden sollen.

Welche Maßnahmen sehen Sie persönlich als die Dringendsten an?

Adam: Nachdem man nun sieht, dass bereits jetzt die PFOA-Belastung der Menschen im Blut erhöht ist, muss umgehend die von Baden-Baden geplante Einleitung des PFC-Retentats in den Sandbach sowie die Einleitung durch den Wasserversorgungsverband Vorderes Murgtal ein Ende finden, um jede weitere vermeidbare Belastung zu unterbinden.



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