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Nach langer Pause

Erstes Konzert in der Trinkhalle: Philharmonie Baden-Baden erwacht aus dem Lockdown

Die Philharmonie Baden-Baden war während des Lockdowns zwar nicht untätig, Konzerte konnten die Musiker allerdings keine spielen. Mit einem Auftritt in der Trinkhalle meldete sich das Orchester jetzt zurück.

Philharmonie Baden-Baden spielt in der Trinkhalle
Das Ende einer langen Konzertpause: Die Philharmonie spielt in der Trinkhalle „Les suites en suite“, eine Reihe unterhaltsamer Suiten. Weitere Auftritte folgen in den kommenden Wochen. Foto: Karl-Heinz Fischer

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Fischer

Darauf haben die Musikfreunde in Baden-Baden lange warten müssen: Die Philharmonie gibt wieder Konzerte, live und mit Publikum. Am Freitag eröffnete das Orchester unter der Leitung ihres Chefdirigenten Pavel Baleff die neue Spielzeit mit einem Wandelkonzert in der Trinkhalle.

„Les suites en suite“, eine Folge von Suiten, heißt die neue Reihe, die in den kommenden Wochen jeweils freitags, samstags und sonntags im Wandelgang der Trinkhalle unterhaltsame Musik aus unterschiedlichen Epochen bietet. Später möchte die Philharmonie, wie Baleff in seiner Moderation des ersten Konzerts verriet, weitere Konzerte an anderen besonders schönen Orten in der Stadt folgen lassen.

Baleff freute sich über die Treue und den Mut des Publikums, das trotz der coronabedingten Einschränkungen mit Voranmeldung und negativem Test oder Impfnachweis gekommen war. Der Dirigent zeigte sich zuversichtlich, dass die nächsten Konzerte ausverkauft sein werden, was beim Start noch nicht der Fall war. Allerdings fanden sich im Lauf des Konzerts entlang der Kaiserallee immer mehr Zaungäste ein.

Wir haben ganz neue Programme erarbeitet.
Pavel Baleff, Chefdirigent

In der langen Konzertpause war die Philharmonie nicht untätig. Baleff berichtete nicht nur von CD- und Videoproduktionen, sondern machte das Publikum auch neugierig: „Wir haben ganz neue Programme erarbeitet, zum Teil mit Werken, die noch nie von einem Orchester aufgeführt worden sind.“

Beim ersten Konzert standen allerdings eher oft gespielte, bewährte und sehr unterhaltsame Werke überwiegend aus der Zeit der Romantik auf dem Programm, Werke, wie sie besser zu einem halb unter freiem Himmel stattfindenden Konzert an einem endlich einmal frühlingshaften Abend kaum passen konnten.

Philharmonie Baden-Baden liefert kraftvollen, rhythmischen Marsch mit schönen Soli

Am Anfang stand die fröhliche, wunderbar tänzerisch gespielte Gavotte aus der Suite Nr. 1 D-Moll op. 43 von Peter Tschaikowsky. Mit impressionistisch fließenden Klängen aus Maurice Ravels märchenhafter Tondichtung „Ma mère l’oye“ ging es weiter. Lautmalerisch und gespickt mit herrlichen Soli aus den Reihen der Orchestermitglieder erschien zunächst die Geschichte von der Schönen und dem Biest in musikalischer Form, bevor man sich klanglich im „Jardin féerique“, dem Feengarten, ergötzte.

In der Zeit der Romantik haben Komponisten die Form der Suite, eine Folge von Tänzen, dazu genutzt, ihre Opern oder Ballette populärer zu machen. Besonders intensiv hat dies Georges Bizet betrieben, dessen Carmen-Suiten sicher noch öfter gespielt werden als die Oper selbst, während man von L‘ Arlesienne fast nur die Suite und kaum die Oper kennt. Sein „Jeux d‘enfants“ allerdings sind ein eigenständiges Werk. Daraus waren nun der kraftvolle, rhythmische Marsch mit schönen Soli und der sanft wogende Satz „La poupée“ zu hören.

Zum Schluss erklingt in der Trinkhalle Baden-Baden ein populärer Hit

Auch Alexander Glasunow hat die Melodien aus seiner Ballettmusik „Die Jahreszeiten“ zu einer Suite verarbeitet. Daraus waren nun ein wunderbar leichtfüßiger, frühlingshafter Walzer und die herrliche Barcarolle zu hören.

Die „Air“ aus der 3. Orchestersuite D-Dur zählt zu den populärsten Stücken von Johann Sebastian Bach überhaupt. Sie ist der ruhende Pol, das innige, meditative und nur von Streichern gespielte Gegenstück zu der ansonsten von außerordentlich festlichem Glanz getragenen und von Trompetenklängen überstrahlten Orchestersuite. Die Philharmonie spielte den Satz wunderbar einfühlsam und zum Dahinschmelzen schön.

Wie die Orchestersuiten von Bach ist auch die tschechische Suite von Antonin Dvorák ein eigenständiges Werk, das es trotz seiner robusten, volkstümlichen Klänge in sich hat. Dvorák versteht es meisterlich aus dem scheinbar einfachen Material anspruchsvolle, durchaus komplexe Musik zu machen. Aus dieser Suite waren die Polka und der Furiant zu hören. Mit einem populären Hit, dem Walzer aus der Ballettmusik Dornröschen von Tschaikowsky, beendete die Philharmonie ihr erstes öffentliches Konzert nach so langer Zeit.

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