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Auf Frankreich-Tournee

Philharmonie Baden-Baden spielt als erstes deutsches Orchester am Utah Beach

Für die Philharmonie Baden-Baden steht ein besonderer Auftritt an. Das Symphonieorchester spielt am Ort der Landung der Alliierten in der Normandie.

Fabian Joosten sitzt auf den Treppenstufen vor dem Philharmonie-Eingang des Baden-Badener Kurhauses. 
Fabian Joosten sitzt auf den Treppenstufen vor dem Philharmonie-Eingang des Baden-Badener Kurhauses. Der 32-jährige Komponist fiebert dem Konzert am Samstag vor dem D-Day-Museum in der Normandie entgegen. Dort wird sein neuestes Werk „Emerged From Nothingness“ welturaufgeführt.  Foto: Ralf Joachim Kraft

Gleich mehrfach waren er und seine Musik bereits Teil des Sommerprogramms 2023 der Philharmonie Baden-Baden. Doch der Höhepunkt steht dem Baden-Badener Komponisten Fabian Joosten und der Philharmonie am Wochenende noch bevor. Im Rahmen seiner Frankreich-Tournee wird das Orchester an diesem Freitag und Samstag zwei große Konzerte mit unterschiedlichen Programmen geben. Wobei es beim zweiten Konzert am 8. Juli an einem besonders geschichts- und symbolträchtigen Ort in der Normandie zu Gast sein wird.

Direkt vor dem 1962 eröffneten Landungsmuseum Musée du Débarquement am Utah-Beach wird damit erstmals ein deutsches Symphonieorchester ein Konzert geben. Das D-Day-Museum in Sainte-Marie-du-Mont befindet sich just dort, wo am D-Day, dem 6. Juni 1944, die Landung der Alliierten begann und eine deutsche Verteidigungsstellung durch den amerikanischen Angriff auf diesen Küstenabschnitt zerstört wurde.

OB Dietmar Späth begleitet Frankreich-Tournee

Konzertanlass ist das jährliche Gedenken an den Beginn der Befreiung des Landes von der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. „Auch Oberbürgermeister Dietmar Späth wird die Konzertreise begleiten und einer der Festredner am Utah Beach sein“, berichtet Joosten, der im Gespräch mit dieser Redaktion sein neuestes symphonisches Werk „Emerged From Nothingness“ erläutert. Am Samstag erlebt es seine Welturaufführung.

Konzert feiert 60. Jahrestag des Elysée-Vertrags

Doch zurück zum Gedenkkonzert in der Normandie, das laut Joosten die deutsch-französische Freundschaft in den Mittelpunkt stellt und den 60. Jahrestag des Élysée-Vertragsabschlusses feiert. Die Philharmonie sieht darin unter anderem einen musikalischen Beitrag zur Förderung der Europäischen Integration. „Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein Stück für diesen außergewöhnlichen Anlass zu komponieren. Ich konnte es mir vorstellen – und so entstand in den vergangenen Wochen mein neuestes Werk ,Emerged From Nothingness‘“.

Ein Stück zu schreiben, das in diesen Rahmen passt und möglichst authentisch rüberkommt, sei freilich schon eine Herausforderung gewesen, bekennt der Komponist. „Denn ich möchte mit meiner Musik in erster Linie positive Gefühle vermitteln.“ Dass es am Samstag überhaupt zu der Aufführung in Frankreich kommt, ist laut Joosten vor allem der Projektkoordinatorin und Organisatorin Sylvie Kabina-Clopet zu verdanken.

„Concert Pour L`Amitié“ – eine poetische Hommage

Die Leiterin der Stuttgarter Konzertagentur Toccata Europe habe des Konzertes wegen bei der Philharmonie angefragt, erzählt der Komponist. „Die Musikwissenschaftlerin hat früher im Büro des Orchesters mitgearbeitet. Ihr Vater Robert Clopet war am 3. August 1944 mit der zweiten Panzerdivision von General Leclerc am Utah Beach gelandet. Und ihre Tante Évelyne Clopet war eine 1944 mit dem Fallschirm abgesetzte Geheimdienstagentin, die für Frankreich starb.“

Das Programm beim „Concert Pour L`Amitié“ (Konzert für die Freundschaft“) beschreibt Joosten als „sehr abwechslungsreich“. Zu hören sein werden im Rahmen der poetischen Hommage an Komponisten aus verschiedenen Ländern neben Joostens eigenem Werk „Emerged From Nothingness“ auch Werke von Antonín Dvorák, Johann Strauss II, Jules Massenet, Edward Elgar, George Gershwin und Dominique Probst.

Welturaufführung mit Appell an die Menschlichkeit

„Emerged From Nothingness“ behandelt zu Beginn die bekannte Geschichte um den Fallschirmjäger John Steele, der bei seiner Landung unweit des Aufführungsortes in Sainte-Mère-Église am Kirchturm der Stadt hängen blieb. „Anderseits schaut es aber auch auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg“, so Joosten. „Ausgehend von dem dramatischen Ereignis in Sainte-Mère-Église reflektiert meine Musik zunächst über die Trauer, den Verlust und den Schmerz, den der Krieg mit sich bringt.“

Später gehe es in dem spannungsgeladenen, rasanten und teils atonalen Stück dann aber auch um Vergebung, um die langsam aufkeimende Hoffnung auf eine friedvolle Welt und den Glauben an einen möglichen Neubeginn in Menschlichkeit und Freundschaft. Jetzt dominierten die ruhigeren, zuweilen luftig-leichten und optimistischeren Klänge.

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