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Übersicht von Notrufsäulen

Prüfen, rufen, drücken: Wo befinden sich Defibrillatoren in der Baden-Badener Innenstadt?

Bei einem Kreislaufstillstand muss sofort gehandelt werden. Was es in solch einem Fall zu beachten gilt und wo man öffentlich zugängliche Defibrillatoren in Baden-Baden findet, hat die BNN-Redaktion herausgefunden.

Eine Notrufsäule mit Defibrillator steht an einer befahrenen Straße.
Sie retten Leben: Das Projekt „Herzritter“ der Stadtapotheke in Baden-Baden setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, dass öffentlich zugängliche Defibrillatoren in der gesamten Stadt aufgestellt werden. Im Innenstadtgebiet sind es derzeit zehn. Foto: Jonas Sertl/Presse Baden-Baden

Es ist ein Vorfall, den das Team der Stadtapotheke und Inhaberin Katrin Enderle niemals vergessen werden: Eine Frau, etwa 60 Jahre alt, schätzt Enderle, bricht in der Filiale zusammen und bleibt leblos liegen. Kammerflimmern. Die Mitarbeiter vor Ort reagieren schnell und besonnen. Die dramatische Situation löst eine Kettenreaktion aus, die am Ende das Leben der Frau rettet, erzählt Enderle, die bei dem Vorfall jedoch nicht selbst vor Ort war.

„Einer meiner Mitarbeiter ist bei der Frau geblieben und hat mit der Reanimation begonnen. Ein weiterer hat den Rettungsdienst benachrichtigt und der dritte hat den Kardiologen in der Arztpraxis im Obergeschoss geholt“, rekonstruiert Enderle aus den Erzählungen ihres Teams den Vormittag. Der Arzt brachte einen Defibrillator mit und setzte ihn bei der Frau ein.

Das Schlimmste, was man tun kann, ist, den Notruf abzusetzen und dann daneben stehen zu bleiben.
Jonas Sertl, Pressereferent der Stadt Baden-Baden

„Wenn spätestens nach zehn Minuten nicht gehandelt wird, sinkt die Überlebenschance drastisch. Durch die schnelle Reaktion meiner Mitarbeiter und des Kardiologen konnte die Frau lebend in eine Klinik gebracht werden“, sagt die Apothekerin.

Sie glaubt, dass die Frau Glück im Unglück hatte, denn nur weil der Defibrillator in der Nähe war und sofort zum Einsatz kam, konnte sie überleben. Auch der Fußballspieler Christian Eriksen konnte nach seinem Zusammenbruch bei der Europameisterschaft vor einigen Tagen nur durch schnelles Handeln und den Einsatz eines Defibrillators vor schlimmeren Folgen bewahrt werden.

Defibrillatoren sind gleichmäßig in der Stadt verteilt

Bereits vor zehn Jahren hat die Stadtapotheke das Projekt „Herzritter“ ins Leben gerufen. „Wir wollten, dass Defibrillatoren nicht nur in Banken und Gebäuden platziert, sondern gleichmäßig in der Stadt verteilt sind. Damit sollen sie im Ernstfall sofort ins Auge fallen“, so Enderle.

Mithilfe von privaten Spenden wurden in der gesamten Stadt frei zugängliche Notrufsäulen mit Defibrillatoren errichtet. In Kooperation mit der Stadtverwaltung sei ein weiterer Defibrillator für die Grobbachhalle in Geroldsau geplant.

Jonas Sertl, Pressereferent der Stadt, der mit Andreas Wilhelm von der Baden-Badener Feuerwehr gesprochen hatte, betont, dass die „Prüfen, rufen, drücken“-Regel in einer Notsituation immer beachtet werden muss. „Das Schlimmste, was man tun kann, ist, den Notruf abzusetzen und dann daneben stehen zu bleiben“, so Sertl.

Person ansprechen und dann um Hilfe rufen

Klaus Sonntag, Referent Breitenausbildung beim DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz, weiß, wie wichtig das richtige Verhalten in solch einer Situation ist. „Zuerst muss die Person angesprochen werden, um festzustellen, ob sie bei Bewusstsein ist“, so Sonntag. Sei dies nicht der Fall, solle man laut um Hilfe rufen, um weitere Passanten auf die Situation aufmerksam zu machen.

Eine Notrufsäule mit einem Defibrillator steht auf dem Leopoldsplatz in Baden-Baden
Defi am Leo: In Baden-Badens Straßen und Fußgängerzonen finden Passanten immer wieder Notrufsäulen. Bei einem Kreislaufstillstand kann in wenigen Momenten ein Defibrillator zum Einsatz kommen. Die DRK verweist allerdings darauf hin, dass die Herzdruckmassage Priorität hat. Foto: Jonas Sertl/Pressestelle Baden-Baden

„Anschließend müssen weitere Lebenszeichen der kollabierten Person kontrolliert werden, also ob beispielsweise eine Bewegung oder eine normale Atmung erkennbar ist“, führt er fort. Wenn die Person nicht mehr oder nicht normal atmet, dann muss mit einem Kreislaufstillstand gerechnet werden. Spätestens jetzt muss der Notruf 112 gewählt werden und mit der Reanimation, also der Herzdruckmassage, begonnen werden. Hinzugerufene Passanten können währenddessen einen Defibrillator suchen.

Die Bedienung des Geräts ist einfach. Mit Sprachanweisungen und Leuchtsymbolen wird genau erklärt, was zu tun ist. Manche Gerätetypen haben auch eine Fremdsprachenfunktion. „Prinzipiell muss das Gerät nur eingeschaltet werden, das passiert durch das Anheben des Deckels oder der Abdeckung. Dann folgt man den Sprachanweisungen“, weiß Sonntag.

Geräte müssen gut sichtbar und zugänglich aufgestellt sein

Allgemeinmedizinerin Elke Fischer ist der Ansicht, dass die Verteilung von öffentlichen Defibrillatoren „sehr sinnvoll“ ist. Durch die einfache Handhabung und die Sprachsteuerung sind diese gerade für Laien geeignet. „Man kann eigentlich keine Fehler machen“, weiß Fischer.

Ihrer Meinung nach sei es auch wichtig, dass die Geräte sichtbar aufgestellt sind: „Spontan kommt man selbst gar nicht gleich auf die Idee, wo ein Defibrillator stehen könnte. Ich wüsste es jedenfalls auf Anhieb nicht“, so die Ärztin.

Baden-Baden
Immer in der Nähe: Übersicht der Defibrillatoren in der Innenstadt Foto: Michelle Giraud

Sonntag erklärt, dass „die Anbringung von öffentlich zugänglichen, gut erreichbaren“ Defibrillatoren sinnvoll sei, „da ihr Einsatz noch an der Notfallstelle die weiteren Maßnahmen von Rettungsdienst und Klinik unterstützen kann.“ Doch auch er betont abermals: „Das Wichtigste bleibt aber zuerst die Herzdruckmassage.“

Durch die Herzdruckmassage werden der Herzmuskel und das Gehirn weiterhin mit Sauerstoff versorgt. „Wird das Gehirn länger als drei bis fünf Minuten nicht mit Sauerstoff versorgt, bleiben Schäden zurück, die bis zum Hirntod führen können“, sagt Sonntag. Gerade wenn man alleine unterwegs ist, darf deshalb die Wiederbelebungsmaßnahme nicht durch eine Suche nach einem Defibrillator unterbrochen werden, mahnt er.

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