Ronny Loll kommt ins Schwärmen, wenn er davon spricht: Wohl jeder kennt ein oder mehrere Gerichte, mit denen er besondere Erinnerungen verbindet, meint der leidenschaftliche Koch und Wahl-Baden-Badener: an Omas oder Mamas Kochkünste, an das erste Date oder einen Urlaub.
Über „Essen, das in uns Erinnerungen wach küsst“, hat Loll ein Buch geschrieben, das an diesem Montag in den Handel kommt.
Auch prominente Kolleginnen und Kollegen wie Sarah Wiener, Meta Hiltebrand oder Harald Wohlfahrt haben ihm für den Band mit dem Titel „Seelenfutter“ verraten, welches Essen sie glücklich macht.
Omas Quark-Bällchen gaben den Anstoß
Loll ist vielseitig engagiert. Als Event- und Fernsehkoch, Rezeptentwickler und als Kochbuchautor. Für sein aktuelles Werk waren die Quark-Bällchen seiner Oma der Auslöser.
„In unserer Familie sind sie der Inbegriff von Seelenfutter.“ Wenn er daran denkt, taucht die verstorbene Großmutter mit ihrer Kittelschürze vor seinen Augen auf.
Derartige Lieblingsgerichte haben für ihn besondere Funktionen: Sie trösten, belohnen, spornen an, versöhnen, verbinden. „Seelenfutter ankert uns für einen Moment in unserem Leben, in dem wir uns oft genug selbst überholen müssen.“
Sein „Seelenfutter“, sagt er lachend, hat aber nicht für ein ganzes Buch gereicht. Also hat er Kolleginnen und Kollegen nach ihrem Glück aus Töpfen und Pfannen befragt, die Rezepte gesammelt und die Geschichten dazu aufgeschrieben.
Linsen und Spätzle: „Seelenfutter“ für Harald Wohlfahrt
Für Deutschlands besten Koch, den ein Vierteljahrhundert lang mit Drei-Michelin-Sternen dekorierten Harald Wohlfahrt, sind Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen „Seelenfutter“.
Es erinnert ihn an seine Kindheit in Loffenau im Landkreis Rastatt. „Es schmeckt hervorragend“, findet Loll, der die insgesamt 80 Rezepte der am Buch beteiligten 20 Kochkünstler verkostet hat.
Stübbels und Omas Bratheringe auf türkisch
TV-Koch Rainer Sass schwärmt für „Stübbels“, ein Bauerngericht aus Eiern, Speck und viel Schnittlauch. Sarah Wiener liebt Saftgulasch mit Butternudeln und Schmorgemüse mit Polenta.
Antje de Vries, deren Vater in Ostfriesland einer der letzten war, die noch mit dem Schlitten im Schlick auf Krabbenfang gingen, steht auf Omas Brathering, aber auf türkisch: Die Köchin, die als Food-Nomadin bekannt ist, weil sie ohne festen Wohnsitz durch die Welt tourt, hat Loll mit einem der bekanntesten Streetfood-Gerichte Istanbuls begeistert. Da ist der Hering eine Makrele.
Auch Köche aus der Region hat Loll besucht. Küchenmeister Gerd Astor aus Baden-Baden, der den Kochnachwuchs an der Robert-Schuman-Schule unterrichtet, ist dabei und Francesco D’Agostino vom Restaurant Gioias in Rheinau. Er steht im Finale des Wettbewerbs „Koch des Jahres“.
Mit seinem Verleger Ulf Tietge aus Offenburg war Loll zudem in der Normandie, um Meeresfrüchte zu genießen. Damit bei der Lektüre auch der Appetit kommt, ist der gestaltete 288-seitige Band attraktiv bebildert. Fast alle Fotos stammen von Jigal Fichtner, einem Foto-Profi aus Offenburg.
Auch Anfänger kann Rezepte nachkochen
„Seelenfutter“ soll ein Buch für „jeden sein, der gerne gut kocht und gut isst“. Umfangreiche Vorkenntnisse sind für’s Nachkochen nicht unbedingt erforderlich.
Das Buch enthält zwar auch Gerichte für ambitionierte Kochkünstler, aber nicht nur. „Es ist für jeden was dabei, auch für den, der anfangen will zu kochen.“
Loll hat schon neue Kochbuchideen im Kopf, ist aber bis ins Frühjahr anderweitig eingespannt. Er schult Kantinen-Mitarbeiter der Deutschen Bahn in vegetarischer und veganer Küche sowie in der Kochkunst des östlichen Mittelmeerraums. Mit viel Gemüse, wenig Fleisch und eine Vielfalt an Gewürzen liegt die Levante-Küche im Trend.
Info
Ronny Loll, Verlag Team Tietge, 288 Seiten, ISBN 978-3-949346-00-2, 29,80 Euro