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Programm zur Wiedereröffnung

Dekan führt persönlich durch die sanierte Stiftskirche in Baden-Baden

Sie ist das älteste noch genutzte Gebäude in Baden-Baden: Nach dreijähriger Sanierung feiert die Stiftskirche die Wiedereröffnung. Am Palmsonntag kommt der in Karlsruhe geborene Weihbischof Christian Würtz aus Freiburg.

Dekan Michael Teipel (links) und der Verwaltungsleiter der Kirchengemeinde, Johannes-Jürgen Laub, zeigen das Plakat der Veranstaltungsreihe zur Wiedereröffnung der Stiftskirche in Baden-Baden.
Nach dreijähriger Schließung ist die aufwendige Sanierung der Stiftskirche in Baden-Baden abgeschlossen. Dekan Michael Teipel (links) und der Verwaltungsleiter der Kirchengemeinde, Johannes-Jürgen Laub, zeigen das Plakat zur Veranstaltungsreihe. Foto: Bernd Kamleitner

Für Bernhard Markgraf von Baden besteht kein Zweifel: „Die Stiftskirche in Baden-Baden ist eine der bedeutendsten Kirchen des Landes.“ Das schreibt das Familienoberhaupt des Hauses Baden mit Sitz in Salem am Bodensee in seinem Beitrag im Bildband „In neuem Glanz – Die Stiftskirche Liebfrauen in Baden-Baden“.

Ein druckfrisches Exemplar liegt der Redaktion bereits vor. In den Handel kommt das Buch an diesem Samstag, am 1. April. Das ist kein vorgezogener Aprilscherz! Der 1. April 2023 markiert vielmehr einen bedeutenden Tag für das die Bäderstadt prägende Gebäude am Marktplatz.

Nach dreijähriger Schließung wegen Sanierungsarbeiten am Turm und im Kircheninnern eröffnet der Musikverein Lichtenthal unter der Leitung von Angelika Frei mit einem Konzert am Samstag um 19.30 Uhr das einwöchige Programm zur Wiedereröffnung. Der Eintritt ist frei.

Gottesdienst mit Weihbischof Würtz am Palmsonntag

Ein Höhepunkt des einwöchigen Programms zur Wiedereröffnung ist der Gottesdienst am Palmsonntag, 2. April. Die Messe mit dem in Karlsruhe geborenen Weihbischof Christian Würtz beginnt um 16 Uhr mit der Palmweihe auf dem Vorplatz am Dampfbad.

Blick in die Stiftskirche Baden-Baden mit vielen Gerüsten.
Dauerbaustelle: Drei Jahre lang wurde die Stiftskirche in Baden-Baden saniert. Foto: Bernd Kamleitner

Anschließend zieht der Weihbischof mit Dekan Michael Teipel durch das neue Hauptportal in die mit Millionenaufwand sanierte Kirche ein.

Auch der musikalische Rahmen ist feierlich. Der Chor der Stiftskirche wird die Eröffnungsmesse mit der „Messe brève“ des französischen Komponisten Léo Delibes (1836 bis 1891) singen.

Baden-Baden und die Stiftskirche, das ist seit über 1.000 Jahren eine enge Verbindung. Ihre Anfänge im Jahr 987 sind belegt.

Pfarrer Michael Teipel auf dem Turm der Stiftskirche Baden-Baden bei der Montage der Wetterfahne, Petrus
Ganz oben: Dekan Michael Teipel auf dem Turm der Stiftskirche Baden-Baden bei der Montage der Wetterfahne, Petrus Foto: Bernd Kamleitner

Im Untergrund fließt das Thermalwasser, dass die Bäderstadt weltweit bekannt machte. Im Erdreich unter der Kirche schlummern zudem Überreste eines römischen Bades aus den Anfängen der Bädertradition Baden-Badens.

Damit sind Besonderheiten der Stiftskirche aber noch lange nicht erschöpfend aufgelistet. Im Gegenteil: Nach der Sanierung bildet das Gotteshaus wieder ein attraktives Ziel in der Bäderstadt – für Einheimische und Gäste.

Die Lektüre des Buches aus dem Aquensis Verlag mit vielen eindrucksvollen Fotos macht neugierig auf einen Besuch der traditionsreichen Immobilie. Während der dreijährigen Bauzeit dokumentierte der Baden-Badener Architektur- und Interieur-Fotograf Torben Beeg den Wandel in der Kirche mit der Kamera.

Über vier Jahrhunderte war die Stiftskirche auch letzte Ruhestätte der Markgrafen von Baden - darunter auch Ludwig Wilhelm, besser bekannt als „Türkenlouis“.
Opulentes Grabmal: Über vier Jahrhunderte war die Stiftskirche auch letzte Ruhestätte der Markgrafen von Baden - darunter auch Ludwig Wilhelm, besser bekannt als „Türkenlouis“. Foto: Bernd Kamleitner

Weil die Arbeiten in der Kirche erst unmittelbar vor der Wiedereröffnung abgeschlossen werden konnten, musste bei der Buchproduktion vom Verlag ein Kompromiss eingegangen werden, bestätigt Gereon Wiesehöfer vom Verlag.

Buch erscheint in limitierter Sonderausgabe

Damit rechtzeitig zur Eröffnung an diesem Wochenende ein Buch vorliegt, gibt es zunächst eine limitierte Sonderausgabe. Sie widmet sich vor allem bei der Bildauswahl mehr der Zeit der Renovierung.

Bei der zweiten Auflage, die im Sommer erscheinen soll, wird der Schwerpunkt mehr auf dem neuen Glanz der Kirche liegen.

Der rosafarbene rund 60 Meter hohe Turm überragt die Stadt. In der Architektur der Kirche lassen sich die Epochen von der Romantik, über Gotik, Barock und der Neuzeit ablesen.

Herausragende sakrale Kunstwerke

Das Gotteshaus beherbergt zudem einige herausragende sakrale Kunstwerke. Aus der Zeit um 1490 stammt etwa das filigrane 13 Meter hohe Sakramentshäuschen.

Ein anderer Blickfang ist ein aus nur einem Stein gehauenes Kreuz – ein Werk des niederländischen Bildhauers Niclas Gerhaert van Leyden (1420 bis 1473). Es entstand in der Straßburger Werkstatt des Künstlers, der in seiner Zeit als Star galt.

Das Kruzifix war ein Auftrag des Leibarztes des Markgrafen Karl I. (1427 bis 1475), Hans Ulrich. Der Mediziner war damals einer der einflussreichsten und reichsten Bürger. 500 Jahre stand das Steinkreuz aus dem Jahr 1467 auf dem Baden-Badener Friedhof. Dort hatten Witterung und Umwelteinflüsse dem fast sechseinhalb Meter hohen Stück zugesetzt.

Der Umzug des Kreuzes vom Friedhof in die Stiftskirche im Jahr 1967 war, so ist überliefert, ein Spektakel. Er diente dem Schutz des seither bedeutendsten Kunstobjekt des Gotteshauses. Kunstexperten zählen das Kruzifix zu den herausragenden spätgotischen Kunstwerken der Oberrheinregion.

Wertvolles Kruzifix ist in Obhut der Stadt Baden-Baden

An der Stelle, an der das Kreuz im Chor steht, war früher der Hochaltar der Stiftskirche. Besitzer des Kunstwerkes ist nicht etwa die Kirchengemeinde, wie man annehmen könnte. Das Kreuz ist in der Obhut der Stadt Baden-Baden.

Über Jahrhunderte war Kirche letzte Ruhestätte der Markgrafen von Baden

Über Jahrhunderte hinweg war die Stiftskirche die letzte Ruhestätte der Markgrafen von Baden. 14 badische Markgrafen und Familienangehörige sind im dem Kirchenbau beigesetzt.

Dekan Michael Teipel und Verwaltungsleiter Johannes-Jürgen Laub stehen in der Stiftskirche am Gedenkstein von Markgräfin Maria Viktoria (1714 bis 1793).
In neuem Glanz: Dekan Michael Teipel und Verwaltungsleiter Johannes-Jürgen Laub stehen in der Stiftskirche am Gedenkstein von Markgräfin Maria Viktoria (1714 bis 1793). Foto: Bernd Kamleitner

Es gibt keinen anderen Ort, an dem man auf so kleinem Raum Grablegen aus von vier Jahrhunderten von hochmittelalterlich über barock bis klassizistisch sehen kann, heißt es auf der Homepage der Stiftskirche.

Markgraf Rudolf VII. war im Jahr 1391 der erste, der in der Kirche und nicht, wie bis dahin üblich, in der Zisterzienserabtei in Lichtenthal bestattet wurde. Opulent ist beispielsweise das barocke Epitaph des Markgrafen Ludwig Wilhelm (1655 bis 1707).

Der Herrscher ist besser bekannt als siegreicher Feldherr in den „Türkenkriegen“. Deshalb ging er als „Türkenlouis“ in die Geschichte ein. Während der Sanierung konnte das beeindruckende Grabmal von einem für Besucher aufgebauten Gerüst aus nächster Nähe in Augenschein genommen werden.

Als am 21. Oktober 1771 mit dem Tod von Markgraf August Georg Simpert die katholische Linie des Hauses Baden erlosch, bildete die Stiftskirche letztmals den sakralen Raum für die Totenfeierlichkeiten eines Markgrafen.

Leiter des Generallandesarchivs schreibt über Bedeutung der Kirche

Das schildert Wolfgang Zimmermann, der Leiter des Generallandesarchivs in Karlsruhe, in seinem Buchbeitrag über „Die Bedeutung der Pfarr- und Stiftskirche“. Danach wurde die katholische Markgrafschaft mit der evangelischen Markgrafschaft Baden-Durlach wieder vereinigt.

Die Folgen sind jedem historisch Interessierten vertraut: Haupt- und Residenzstadt wurde Karlsruhe. Grablege der Markgrafen von Baden-Durlach blieb bis in das 19. Jahrhundert die ehemalige Schloss- und Stiftskirche St. Michael in Pforzheim.

Vor zehn Jahren befasst sich der für das Millionenprojekt einberufene Bauausschuss der Kirchengemeinde mit ersten Gedanken einer Sanierung der Stiftskirche. Konkreter wurden die Planungen im Jahr 2018. Zwei Jahre später begann der erste Bauabschnitt, die Sanierung des Kirchturms.

Dekan Teipel erwartet eine Punktlandung

Seit dem Jahr 2021 hatten dann die Handwerker den Innenraum der Stiftskirche in Beschlag genommen. Dekan Michael Teipel und alle an der Sanierung Beteiligten haben Erstaunliches geleistet.

 Die Stiftskirche am Marktplatz in Baden-Baden ist das älteste noch genutzte Gebäude der Bäderstadt.
Markante und prägende Immobilie: Die Stiftskirche am Marktplatz in Baden-Baden ist das älteste noch genutzte Gebäude der Bäderstadt. Foto: Bernd Kamleitner

Neben dem Zeitplan wurde auch, danach sieht es aus, der Kostenrahmen von rund 7,2 Millionen Euro eingehalten. Noch steht allerdings die Schlussrechnung aus. Teipel erwartet jedoch eine Punktlandung.

Die Eröffnungswoche soll auch dazu genutzt werden, nicht nur den Gläubigen, sondern allen Interessierten die Kirche zu präsentieren. Teipel machte sich während der Bauzeit mit vielen Details und Anekdoten zum Gotteshaus vertraut.

Am Dienstag, 4. April, sowie am folgenden Mittwoch, Donnerstag und Samstag führt er jeweils um 10 Uhr persönlich durch die renovierte Stiftskirche. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, teilt die Pfarrgemeinde mit. Von Montag bis Freitag ist jeweils um 8 Uhr „Morgenlob in der Karwoche“.

Kammermusik mit den Berliner Philharmonikern

Dass die Stiftskirche künftig auch als Ort für Konzerte wieder eine Rolle spielen wird, davon zeugen prominente Gäste am Dienstag, 4. April. Ab 20 Uhr geben Musiker der Berliner Philharmoniker während der Osterfestspiele ein Kammerkonzert (Karten über das Festspielhaus).

Geistliche Musik zum Karfreitag spielt das Karlsruher Akanthus-Ensemble am 7. April, 19 Uhr. Karten gibt es an der Abendkasse. Der Karfreitagsgottesdienst ist um 15 Uhr.

Mozarts Krönungsmesse ertönt am Ostersonntag

Ein weiterer Höhepunkt der Eröffnungswoche folgt am Ostersonntag, 9. April. Dann ertönt im Gottesdienst um 10 Uhr Mozarts Krönungsmesse. Der Chor der Stiftskirche unter der Leitung von Uwe Serr mit rund 80 Sängerinnen und Sänger bereitet sich seit Mitte Januar auf den großen Auftritt vor. Begleitet wird der Chor vom Kammerorchester der Stiftskirche.

Gottesdienste werden im Livestream übertragen

Wer die festlichen Gottesdienste am Palm- und Ostersonntag im heimischen Wohnzimmer vor dem Fernseher verfolgen möchte, hat dazu auch die Gelegenheit.

Die neue Technik in der Stiftskirche macht’s möglich. Beide Messen werden auf der Homepage (www.meine-stiftskirche.de) im Livestream übertragen.

Buchtipp

In neuem Glanz – Die Stiftskirche Liebfrauen in Baden-Baden, Herausgeber: Michael Teipel für die Katholische Kirchengemeinde Baden-Baden, Aquensis Verlag, 152 Seiten, 35 Euro

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