Der Herbst ist da – und damit die Heizperiode. Um der Energiekrise begegnen zu können, schlägt die Stadtverwaltung Baden-Baden ein umfangreiches Paket mit zahlreichen möglichen Einsparmaßnahmen vor. Sicher ist: Es geht ans Eingemachte.
Ortschaftsräte und Gemeinderat sollen in ihren Sitzungen Anfang Oktober über die Vorschläge diskutieren und abstimmen. Zu einer Bürger-Informationsveranstaltung laden Stadtverwaltung und Stadtwerke am Donnerstag, 13. Oktober, ins Kongresshaus ein. Nach einem Vortrag zur Energiekrise werden die Energieeinsparmaßnahmen der Stadt vorgestellt.
Im Anschluss gibt es Hinweise für Privatpersonen zur Energieeinsparung und Informationen zum aktuellen Stand der von der Bundesregierung angekündigten finanziellen Entlastung der Bürger.
Eine erste Energieeinsparverordnung der Bundesregierung, die kurz- und mittelfristig den Gas- und Stromverbrauch senken soll, ist bereits zum 1. September in Kraft getreten. Aus kommunaler Sicht zentral sind die Temperaturvorgaben für öffentliche Gebäude.
Kommunen stehen in der Pflicht
Räume, in denen Menschen sich nicht permanent aufhalten, wie Flure, Hallen, Foyer oder Technikräume, sollen grundsätzlich nicht mehr geheizt werden.
Für Büroräume wird vorübergehend eine Temperaturhöchstgrenze von 19 Grad Celsius festgesetzt. Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie andere soziale Einrichtungen sind von den neuen Temperaturvorgaben ausgenommen. Ebenso Schulen und Kindertagesstätten.
Doch auch die Kommunen stehen in der Pflicht, mögliche Einsparpotenziale zu benennen. Eine Liste mit 38 Einzelpunkten ist erstellt worden, die insbesondere Maßnahmen ausgeführt, die seitens der Verwaltung „kurzfristig und ohne großen (Energie-)Aufwand umgesetzt werden können“ und die zum Teil aber auch schon gesetzlich verpflichtend gelten.
Liste als Momentaufnahme
Der Verwaltung sei bewusst, dass auch Maßnahmen enthalten sind, „die in die DNA der Kurstadt eingreifen“, heißt es in der Vorlage. „Angesichts der äußerst dynamischen Lage muss auch davon ausgegangen werden, dass von Bundes- beziehungsweise Landesseite weitere Vorgaben kommen, die gegebenenfalls auch in zunächst geschützte Bereiche (Schulen und Kindertagesstätten) eingreifen.“ Insoweit sei die Liste auch als „Momentaufnahme“ zu sehen. Hier die wichtigsten Vorschläge auf einen Blick.
Bertholdbad: Die Wassertemperatur wurde bereits auf 26 Grad Celsius reduziert. Eine weitere Absenkung der Wassertemperatur käme einer Schließung gleich, da dann nur noch wenige Badegäste kommen würden, so die Stadtverwaltung. Allerdings könnte die Temperatur im Umkleidebereich noch von 25 auf 23 Grad Celsius gesenkt werden. Sollte das Bad geschlossen werden, wären auch kein Schul- und Vereinsschwimmen sowie Schwimmkurse mehr möglich. Auch der Betrieb des von verschiedenen Schulen genutzten Schwimmbads in der Theodor-Heuss-Schule steht zur Disposition.
Sportstätten: Im Aumattstadion könnte die Warmwasseraufbereitung abgeschaltet werden, um das Duschen nach Hause zu verlagern. Das gilt auch für sonstige Sport- und Mehrzweckhallen, deren Nutzung in Ferienzeiten komplett untersagt werden könnte. Auch die Raumtemperatur in Hallen könnte auf 17 Grad Celsius gesenkt werden. Die Abschaltung der Flutlichtanlagen auf Sportanlagen wird von der Verwaltung hingegen nicht empfohlen. Sie schlägt allerdings eine Selbstverpflichtung der Vereine zur Reduzierung der Laufzeit um rund 30 Prozent vor.
Friedhof: Trauerfeiern sollen auf zwei Wochentage gelegt werden, um in den Trauerhallen energieintensive Aufheizphasen zu reduzieren. Im Krematorium soll die Absenkung der Mindesttemperatur in der Nachbrennkammer um 100 auf 750 Grad Celsius reduziert werden. Dazu ist eine Ausnahmegenehmigung notwendig.
Weihnachtsbeleuchtung: Da die komplette Weihnachtsbeleuchtung (außer Weihnachtsbäume) mit LED-Technik ausgestattet ist, sei das Einsparpotenzial gering. Anders bei den Weihnachtsbäumen (18 Stück in den Ortsteilen). Diese werden mit Glühbirnen beleuchtet. Ein Abschalten würde viel Strom sparen.
Raumlüfter: Auch der Betrieb der neuen Raumlufttechnischen Anlagen (RLT) wird hinterfragt. Allerdings wirken diese der Ausbreitung der Corona-Pandemie entgegen.
Stadtverwaltung: Statt Dienstfahrten per Auto soll der ÖPNV genutzt und Homeoffice ermöglicht werden.
Toiletten: Die Heizung in öffentlichen WC-Anlagen könnte abgeschaltet werden, sofern kein Frostproblem entsteht.