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Tief an den Zapfsäulen

Spritpreise an den Tankstellen fallen deutlich – Unterschiede zwischen Baden-Baden und Karlsruhe

Lange Zeit kletterten die Spritpreise in ungeahnte Höhen. Als Auslöser galt der Krieg in der Ukraine. Doch jetzt fallen die Entgelte an den Zapfsäulen auf einmal deutlich – woran liegt das?

Weniger als 1,70 Euro kostet Super E10 gestern in Karlsruhe. So billig war Sprit lange nicht mehr.
Weniger als 1,70 Euro kostet Super E10 gestern in Karlsruhe. So billig war Sprit lange nicht mehr. Foto: Florian Krekel

Unverständnis. Das ist wahrscheinliche eines der meistgenutzten Worte, das die Gemütslage vieler Autofahrer und besonders der Pendler beim Blick auf die Preistafeln an der Tankstelle beschreibt. Monatelang schoss der Spritpreis durch den Ukrainekrieg nach oben, nun plötzlich geht er seit Tagen wieder nach unten; hat aktuell sogar ein Mehrmonatstief erreicht. Der Krieg in der Ukraine wütet aber nach wie vor. Woran liegt das also, wie sind die Spritpreise zu deuten, wohin entwickeln sie sich?

Die Kraftstoffpreise sanken zuletzt sehr deutlich. In Karlsruhe lag der Durchschnittspreis für Super E10 vor einer Woche bei 1,80 Euro und der Diesel bei 1,90 Euro. Nur zwei Wochen zuvor mussten laut Erhebung des ADAC noch zwischen fünf und zehn Cent mehr pro Liter berappt werden. Und am gestrigen Donnerstag war E10 in Karlsruhe vielerorts schon für unter 1,70 Euro zu bekommen, Diesel für rund 1,80 Euro.

Preisnachlass beim Rohöl als Grund

Der wohl wesentlichste Grund hierfür dürfte im deutlichen Preisnachlass beim Rohöl auf den Weltmärkten zu finden sein. So sank das Entgelt für das Barrel (159 Liter) von knapp 130 Dollar Anfang März und immerhin noch 97 Dollar Anfang November auf aktuell rund 82 Dollar. Verantwortlich dafür ist Analysten des ADAC zufolge die wachsende Sorge um die Weltwirtschaft und eine geringere Nachfrage nach Rohöl, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Gleichzeitig wurde der Euro nach einem zwischenzeitlichen Kurstief wieder stärker. Da Rohöl in US-Dollar gehandelt wird, vergünstigt ein starker Euro-Dollar-Kurs den Einkauf am Rohölmarkt, so der ADAC auf Nachfrage.

Experten hoffen auf Normalisierung der Kraftstoffpreise

Dass der deutsche Spritpreis diese Entwicklungen mitgeht, stimmt die Experten auch mit Blick auf die Zukunft einigermaßen positiv. Sie erhoffen sich eine gewisse Normalisierung der Kraftstoffpreise, die sich in den vergangenen Monaten zusehends vom Rohölpreis und dem Dollarkurs entkoppelt hätten, wie Corinna Müller-Kraus vom ADAC Nordbaden konstatiert: „Es gibt in unseren Augen auch weiterhin Potenzial für Preissenkungen.“

Neben den Weltmarktfaktoren gibt es aber auch landesweite und sogar regionale Entwicklungen und Strukturen, die die Preisstruktur an den heimischen Zapfsäulen bestimmen. So nennt ein Sprecher als Grund für die vergleichsweise niedrigen Preise aktuell: „In Teilen der Industrie kam in den letzten Monaten oft Diesel statt Gas zum Einsatz. Diese erhöhte Nachfrage hat nun nachgelassen, was den deutlich überhöhten Dieselpreis fallen lässt.“

Karlsruhe vs. Baden-Baden: Bis zu zehn Cent mehr in Kurstadt

Bei Benzin mache sich die traditionell geringere Nachfrage zum Jahresende bemerkbar. „Zudem greift der Wettbewerb auf dem Kraftstoffmarkt momentan wieder stärker, wodurch die Spritpreise nachgeben. Eine zusätzliche Rolle spielt neben der regionalen Nachfrage dann noch die Wettbewerbslage vor Ort.“

So lässt es sich laut Müller-Kraus auch erklären, dass der Baden-Badener Autofahrer oft bis zu zehn Cent mehr für den Liter berappen muss als der Karlsruher.

So auch gestern, als um 16 Uhr Super E10 in der Kurstadt für rund 1,77 – ein Plus von etwa acht Cent im Vergleich mit Karlsruhe – zu bekommen ist und Diesel an fast allen Tankstellen auch klar über dem Karlsruher Preis von 1,80 Euro lag. Müller-Kraus sagt dazu: „Da der regionale Wettbewerb ein großer Faktor bei der Preisfindung ist, empfehlen wir unbedingt, die Preise zu vergleichen und an überteuerten Tankstellen vorbeizufahren. Das stärkt die Position der günstigen Anbieter und zwingt teure Stationen damit indirekt zu Preissenkungen.“

Maßgeblich eine Rolle spielen beim Spritpreis an der Zapfsäule natürlich auch die Steuern und Abgaben, allerdings sind sie nicht ursächlich für die Schwankungen der Preise. Insgesamt landen laut ADAC beim Benzin rund 48 Prozent der Tankrechnung als Steuern beim Staat, bei Diesel sind es rund 39 Prozent. Hinzu kommt die CO2-Steuer, deren Effekte jedoch im einstelligen Centbereich pro Liter liegen. Der Rest sind die eigentlichen Kosten für das Produkt sowie die Gewinne der Ölkonzerne.

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