Ein solcher Appell der Stadtverwaltung wäre in der Zeit vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie undenkbar gewesen: Die Menschen sollen die Lichtentaler Allee meiden. Ausgerechnet zur Krokusblüte! Das hätte vor einem Jahr lautstarke Empörung bei Einheimischen und Gästen ausgelöst.
In diesen Tagen ist aber vieles nicht mehr so wie es mal war und deshalb überrascht der Vorstoß natürlich nicht. Die Sache hat schließlich einen Hintergrund: Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Zahl der Corona-Erkrankten pro 100.000 Einwohner, ist in der Bäderstadt zuletzt wieder gestiegen.
Drohen also bald wieder neue Einschnitte? Noch sieht die Stadtverwaltung keine Veranlassung, die Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung von Corona zu verschärfen, heißt es auf Anfrage.
Das ist nicht auf ein singuläres Ereignis zurückzuführen.Jonas Sertl, städtische Pressestelle
Eine konkrete Ursache, die den jüngsten Anstieg der Corona-Fälle ausgelöst hat, gibt es offenbar nicht. „Das ist nicht auf ein singuläres Ereignis zurückzuführen“, sagt Sprecher Jonas Sertl. Die weitere Entwicklung werde aber aufmerksam beobachtet.
Klinikum-Geschäftsführer befürchtet dritte Welle
Thomas Iber, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden, sieht unterdessen eine gewisse Müdigkeit der Menschen, die Corona-Regeln einzuhalten. Steigende Infektionszahlen betrachtet er mit Sorge, ebenso die weitere Ausbreitung der aggressiveren Virus-Mutation. Iber befürchtet eine dritte Welle im April.
Der Appell, die Allee am Wochenende zu meiden, ist unter diesen Gegebenheiten vor allem eine Vorsorgemaßnahme, denn in dieser Jahreszeit ist die weltberühmte Grünanlage ein beliebtes Ausflugsziel. Bei frühlingshaften Temperaturen wie zuletzt suchen die Menschen Abwechslung und Erholung in der grünen Lunge der Bäderstadt.
Wie am vergangenen Wochenende: Tausende flanierten in der Kaiserallee und in der sich anschließenden Lichtentaler Allee. Im Rathaus wird der Andrang mit Sorge beobachtet: „Das ist für das so wichtige Eindämmen des Corona-Virus nicht förderlich“, heißt es. Das gelte für ebenfalls gut frequentierte Baden-Badener Ausflugsziele wie den Battertfelsen oder den Wasserfällen im Stadtteil Geroldsau.
Hinweistafeln mahnen zum Tragen von Mund-Nasen-Maske
Eine Sperrung der Allee ist (noch) nicht angeordnet. Wer dennoch dort flaniert, wird aufgefordert, den nötigen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern gegenüber den Mitmenschen einzuhalten. Auch eine Mund-Nasen-Maske sollte getragen werden.
Entsprechende Hinweistafeln mahnen die Einhaltung dieser Regeln an. Bis vor kurzem, als die Sieben-Tage-Inzidenz noch deutlich höher war, galt auch in der Fußgängerzone eine Maskenpflicht. Die wurde aufgehoben.
Die städtische Pressestelle empfiehlt Spaziergängern als Alternative den großzügigen Stadtwald. Durch ihn ziehen sich „beachtliche 330 Kilometer abwechslungsreiche Wanderwege“, zum Beispiel am Michaels- oder am Hungerberg. Im Rebland könne der Wanderer außerdem herrliche Aussichten bis zum Straßburger Münster und auf die Berge der Vogesen genießen.
Auch zwischen den Stadtteilen, so der Tipp aus dem Rathaus, gebe es schöne Spazierwege. Mountainbiker können ebenfalls auf ihre Kosten kommen: Für sie sind rund 110 Kilometer Wege ausgewiesen.
Besucher hinterlassen Müllberge
Was von den Menschenansammlungen etwa an einem Wochenende zurückblickt, ist nicht ansehnlich: Überquellende Müllbehälter und allerhand Unrat, der sorglos in der Landschaft hinterlassen wird, sind kein schöner Anblick. Dabei reicht bisweilen schon ein wenig Mithilfe, um das Müllaufkommen etwas einzudämmen.
Die Pressestelle der Stadt bittet darum, leere Pizzakartons vor dem Entsorgen im Abfalleimer in kleine Stücke zu zerreißen., „weil sonst bereits ein Karton die gesamte Öffnung des Müllbehälters blockiert und weiterer Müll keinen Platz mehr findet“.