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Kaiserallee im Fokus

Stadt sorgt für Verwirrung: Fahren Autos wegen Krötenwanderung durch Fußgängerzone in Baden-Baden?

Die Stadt sperrt alljährlich für die Krötenwanderung die Solmsstraße länger als sonst. Als Umfahrung wird die Kaiserallee benannt; doch die endet mittlerweile in einer Fußgängerzone.

Kröten in Eimern
Zum Schutz der Kröten: Damit die Amphibien geschützt sind, darf abends nicht mehr durch die Solmsstraße gefahren werden. Die Umleitung führt in diesem Jahr erstmals nicht über die Kaiserallee. Foto: Simone Stollenmeier/Stadt Baden-Baden

Die Kröten wandern und die Solmsstraße wird deshalb täglich zwei Stunden länger als sonst für den Autoverkehr gesperrt. So ist das jedes Jahr. Und jedes Jahr kündigt die Stadt das ihren Bürgern auch fürsorglich an. „Eine Umleitung besteht über die Kaiserallee“, hieß es dazu jüngst in der städtischen Mitteilung – auch wie jedes Jahr. Über die Kaiserallee?

„Wirklich? Kann ich da wieder durch?“, fragte sich Maria Meesters voller Hoffnung. Die promovierte Theologin lebt in der Friesenbergstraße und fährt – wie sie in einem schönen, berufsnahen Wortspiel erklärt – häufig „mit der Kirche ums Dorf“, seit die Fieser-Brücke zur Fußgängerzone wurde.

Haben die Kröten geschafft zurückzudrehen, was ein Bürgerentscheid Realität werden ließ

Haben die Kröten geschafft zurückzudrehen, was ein Bürgerentscheid nach langer, langer Diskussion am 26. September 2021 Realität werden ließ? Meesters hegte große Hoffnungen. Denn seit es die Fußgängerzone gibt und Kaiserallee sowie Kreuzstraße an der Fieser-Brücke enden, haben sich ihre Wege teilweise erheblich verlängert.

Darf sie nun doch wieder die kurze Strecke am Kurgarten entlang nehmen? Zumindest so lange, wie die Amphibien über den Michaelsberg krabbeln?

Meesters ging auf Nummer sicher und fragte bei der Stadt nach. Der Anruf löste dort Erschrecken aus – und bei Meesters Enttäuschung. Alles nur ein Fehler.

In der Mitteilung war ein alter Textbaustein stehen geblieben

In der Mitteilung, die alljährlich versandt wird, war wohl ein alter Textbaustein zur Umfahrungsroute stehen geblieben. Sehr bedauerlich – für Meesters, die Stadt und auch für BNN und BT, die den Fehler ebenfalls nicht bemerkt und die Ankündigung veröffentlicht hatten. Es war auf dem Papier ja auch alles so wie immer – allerdings hatten sich zwischenzeitlich eben die Tatsachen geändert.

Klar, hat die Stadt eine Berichtigung geschickt, die Zeitungen diese auch abgedruckt. Doch inzwischen waren fünf Tage ins Land gegangen. Fünf Tage, in denen Meesters sehr gehofft hatte, dass sie beispielsweise zum Ärztehaus beim Roomers nur noch einen Kilometer statt vier zu fahren hat.

Wenn ohnehin alles teurer wird, nehmen die halt den Bus.
Taxifahrer

Sie sei im Übrigen bei weitem nicht die Einzige, die unter der Sperrung der Fieser-Brücke leide, fügte sie an. Viele Taxifahrer erzählten ihr, dass sich durch die deutlich längeren Umfahrungsstrecken die Taxifahrten erheblich verteuerten.

Durchfahrt wegen der Amphibienwanderung bereits ab 19 Uhr unterbunden

Da mag man denken: Sollen die sich doch über die zusätzlichen Kröten, pardon: Euro, freuen! Doch ein Fahrer erzählt, dass die Leute dann gar nicht mehr Taxi fahren: „Wenn ohnehin alles teurer wird, nehmen die halt den Bus.“ Und der fährt immer auf direktem Weg die Tallinie hindurch.

Dagegen führt die reguläre Umleitung entweder durch den Michaelstunnel oder über die ausgeschilderte „U1“. Die schlängelt sich von der Innenstadt über den Fremersberg und die Waldseestraße entlang – und umgekehrt. Das gilt laut der Stadt bis 14. April. So lange wird die Durchfahrt über die Solmsstraße wegen der Amphibienwanderung bereits ab 19 Uhr und nicht wie sonst ab 21 Uhr unterbunden.

Umweltfreundliche Mobilität sieht anders aus.
Maria Meesters, Anwohnerin

Für Meesters ist das alles sehr misslich. Früher habe man gerade Termine am Abend oder Morgen viel besser erreicht. Denn da sei zwar der Michaelsberg abends auch gesperrt gewesen, aber dafür von 19 bis 11 Uhr der Weg über die Fieser-Brücke offen.

Nun sei von 19 bis 9 Uhr alles dicht, die Umfahrung um ein Vielfaches länger. Meesters urteilt: „Umweltfreundliche Mobilität sieht anders aus.“ Aber klar, findet sie auch, dass der Schutz der Amphibien wichtig ist – und schluckt eben diese Kröte.

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