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Fastnacht in Baden-Baden

Straßenfastnacht in Baden-Baden-Oos: „Das ist positive Völkerverständigung“

Das Herz der Fastnachter in Baden-Baden schreit nach Narretei. Zwei Jahre lang war es ruhig in der Szene. Der Ooser Carneval-Verein wagt sich nun an ein neues Format.

Prinzenpaare auf einer Bühne
Tolle Stimmung in Oos: Die Prinzenpaare richten das Wort ans närrische Volk. Gefeiert wird bei herrlichem Wetter unter freiem Himmel. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Zwei Jahre lang war es ruhig in der Szene. Corona hatte allem närrischen Treiben den Garaus gemacht. Als sich nun der Ooser Carneval-Verein (OCV) in Baden-Baden ganz vorsichtig an ein neues Format heranwagte, drohte die aktuelle weltpolitische Lage, einen Strich durch die Rechnung zu machen.

„Wir haben uns das lange und gut überlegt“, erklärte Präsident Matthias Hartmann dem närrischen Publikum, das im Vollornat, im Häs oder in kreativen Individualkostümen auf den Vorplatz der Festhalle geströmt kam. Wohl dem, der Karten reserviert hatte. Denn das Event war schlichtweg ausverkauft. Feierwillige mussten weggeschickt werden. Das Herz der Fastnachter schreit offenbar trotz angespannter Lage in Europa, trotz pandemischer Auswirkungen nach ein bisschen Narretei.

Mit zwei routinierten Prinzenpaaren alias Melanie I. und Julian I. sowie dem Nachwuchs Alicia I. und Leon II., die sich inzwischen in der dritten Amtszeit in Folge befinden, an der Spitze wurde mächtig abgefeiert.

Ganz ohne Politik. Die wurde für ein paar Stunden ganz einfach ignoriert. „Politisch werden wir das hier nicht kommentieren, wollen es aber grundsätzlich nicht unkommentiert lassen“, erklärte Hartmann den gedanklichen Zwiespalt, der sich ergab, als mitten hinein in die akribischen Vorbereitungen Krieg ausbrach. Darf man trotzdem das Brauchtum feiern? „Die Meinungen diesbezüglich gehen mit Sicherheit weit auseinander und haben alle ihre Gründe.“

Fastnacht als „positive Völkerverständigung“

Aber auch das Brauchtum trage in gewisser Weise seine eigene Botschaft in sich. „Wir feiern seit vielen Jahren, mit vielen unterschiedlichen Nationalitäten, friedlich und respektvoll. Das ist positive Völkerverständigung. Dafür steht das Brauchtum Fastnacht in unseren Augen. Es kann nicht sein, dass wir uns von Gewaltherrschern vorschreiben lassen, wann und wie wir zu feiern haben.“

Anders war es als in früheren Jahren und trotzdem vertraut. Unter freiem Himmel und bei Sonnenschein wurde nun endlich der neu angelegte Vorplatz vor der Ooser Festhalle in Betrieb genommen. So ließ sich unter 2G-Bedingungen und mit amtlich genehmigter Besucherzahl ein klein wenig anknüpfen an Events, die gegenwärtig in gewohnter Weise nicht möglich sind.

Beim Publikum, das teilweise am Kostüm oder im Makeup die ukrainischen Nationalfarben aus Solidarität zur Schau stellte, kam die Veranstaltung so gut an, dass es sicherlich eine Fortsetzung in den kommenden Jahren geben wird. Der närrische Funke hat eine Frischzellenkur erfahren, mit dem über den Umzug, der auch 2022 nicht stattfinden kann, zumindest ein klein wenig hinweggetröstet werden konnte.

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