Mögen die Spiele beginnen: Ab kommender Woche können beim SWR Bewerbungen für die Wahl des neuen Intendanten eingereicht werden. Zwei Interessenten für die Nachfolge von Peter Boudgoust soll es schon mal geben.
So mancher Rundfunkrat durfte sich vor Weihnachten über besonders schöne handgeschriebene Karten freuen. Am 7. Dezember hatte SWR-Intendant Peter Boudgoust seinen Rückzug angekündigt – mögliche Nachfolger wollten sich kurz darauf mit ein paar netten Zeilen schon mal sachte in Stellung bringen.
In der kommenden Woche geht es nach BNN-Informationen mit dem offiziellen Bewerbungsverfahren los. Mit Beginn der öffentlichen Ausschreibung haben Kandidaten sechs Wochen lang Zeit, ihr Interesse zu hinterlegen.
„Das ist ein hochattraktiver Job in der Medienbranche“, sagt Hans-Albert Stechl, Vorsitzender des SWR-Verwaltungsrats. Der Intendant ist für die Ausrichtung, das Programm und die Finanzen der Rundfunkanstalt zuständig. Die 3 750 Angestellten, darunter die etwa 1 800 am Standort in Baden-Baden, blicken gespannt auf die Wahl. Interessenten müssten Erfahrung in Management und Medienpolitik mitbringen, sagt Stechl. „Qualifikationen, die man nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln kann.“
Schon jetzt ein beherrschendes Thema
Der oder die Neue muss den Umbruch in der Medienbranche, die Digitalisierung, bewältigen. Den Kurs solle der Nachfolger „nach eigenen Überlegungen und strategischen Einschätzungen gestalten“ können, wie Boudgoust bei seinem Rücktritt erklärte. Der SWR sucht einen Weichensteller für die Zukunft. Einer, der die zweitgrößte Rundfunkanstalt der ARD führen kann.
Nach Ende der sechs Wochen sichtet eine zwölfköpfige Arbeitsgruppe die Bewerbungen – in der entscheidenden Sitzung sollen nur Kandidaten übrig bleiben, die ernsthafte Chancen haben. Die Entscheidung liegt bei den 74 Rundfunkräten und 18 Mitgliedern des Verwaltungsrats. Die Wahl soll laut SWR in der ersten Jahreshälfte stattfinden. Schon jetzt ist es das beherrschende Thema in der Rundfunkanstalt.
Zwei Kandidaten aus dem eigenen Haus
Von überragender Bedeutung für die Intendanten-Wahl werden die vier Freundeskreise des SWR sein. In diesen Interessensgemeinschaften versammeln sich die Rundfunkräte vor den Sitzungen, um gemeinsame Positionen auszuloten. Es gibt etwa den schwarzen oder roten Freundeskreis, in den sich die politischen Lager aufteilen, im grauen sind eher unabhängige Rundfunkräte zu finden, im violetten Frauen. Die Zugehörigkeit ist für die Mitglieder zwar nicht bindend – ernsthaft interessierte Bewerber müssen diese Gemeinschaften dennoch hinter sich bringen.
In den Freundeskreisen ist man schon jetzt auf der Suche nach einem Kandidaten, der das eigene politische Profil mitbringt. Als sehr wahrscheinlich gilt, dass sich zwei interne Mitarbeiter bewerben: Stefanie Schneider und Jan Büttner. Schneider bringt als Landessenderdirektorin Erfahrung mit, Büttner als Verwaltungsdirektor.
"Da spielen viele Kräfte mit"
Schon Boudgoust gelang 2007 der Sprung vom Verwaltungsdirektor zum Intendanten, Büttner gilt als sein Vertrauter. Schneider gehört eher zum roten Freundeskreis, Büttner zum schwarzen. Ein Vorteil für Schneider könnte da der mit Frauen besetzte violette Kreis sein, wenn dieser eine weibliche SWR-Spitze bevorzugt. „Frisches Blut wäre aber gut“, sagt ein Rundfunkrat, der sich einen Bewerber außerhalb des SWR wünscht.
So oder so: Der Boudgoust-Nachfolger muss auf die drei SWR-Standorte Baden-Baden, Stuttgart und Mainz achten. „Da spielen viele Kräfte mit“, sagt ein Rundfunkrat aus dem badischen Gebiet. Es dürfe unter dem Nachfolger keine Verlagerung auf die schwäbische oder rheinland-pfälzische Seite geben. „Da werde ich ihm auf den Zahn fühlen“, kündigt er an.