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Vor 150 Jahren

Todestag von Fürst Pückler: Der grüne Fürst fand Baden-Baden desolat

Vor 150 Jahren starb der berühmte Fürst Hermann von Pückler-Muskau am 4. Februar 1871 im Alter von 85 Jahren nach einem bewegten Leben. Pückler verbrachte auch viel Zeit in Baden-Baden.

Villa Winterhalter Baden-Baden mit Garten ursprünglich von Fürst Pückler geplant, heutiger Zustand,
Villa Winterhalter Baden-Baden mit Garten ursprünglich von Fürst Pückler geplant, heutiger Zustand, Foto: Hans-Jürgen Becker

Ein bewegtes Leben im Zeichen der Gartenbaukunst und Schriftstellerei lag hinter dem „grünen Fürsten“ Pückler, wie er dank seiner Parkschöpfungen genannt wurde. In denen er Gartenträume und Visionen verwirklichte, in denen sich freie Menschen in freier Natur frei bewegen sollten.

Liberal eingestellt, öffnete der Fürst seine Privatgärten der Öffentlichkeit, verkehrte mit Künstlern, gar mit Revolutionären und Demokraten, was ihn unter Standesgenossen suspekt machte und führte dennoch ein standesherrliches Regiment alten Musters. Erst sächsischer und durch die nachnapoleonische Neuordnung dann preußischer Aristokrat, extravaganter Dandy und exzentrischer Lebemann, Kosmopolit und Weltreisender, Gastrosoph wie Salonlöwe, alles vereinte Pückler in seiner schillernden Persönlichkeit.

Hofkoch benennt Eiskreation nach Pückler

Als Autor brillant ironischer Reise-Essays und Gestalter von Parks war Pückler berühmt, während die meisten heute in erster Linie an eine Eiskreation denken, die von einem Hofkoch erfunden nach ihm benannt werden durfte. Deren Originalrezept köstlich ist, während das heute Gebotene dem fürstlichen Gourmet kaum gefallen dürfte.

Pückler reiste 1812 erstmals nach England und erkundete die Landschaftsgärten des britischen Adels. Mit seinem Muskauer Schlossgarten gestaltete er den größten Park nach englischem Muster auf dem Kontinent.

Villa Winterhalter Baden-Baden mit Garten ursprünglich von Fürst Pückler geplant, heutiger Zustand,
Villa Winterhalter Baden-Baden mit Garten ursprünglich von Fürst Pückler geplant, heutiger Zustand, Foto: Hans-Jürgen Becker

Dank der Heirat mit Lucie von Hardenberg, Tochter des preußischen Staatskanzlers, hatte Pückler eine seine romantische Parkomanie teilende Gefährtin und reichlich Mitgift. Als die finanziellen Mittel erschöpft waren, lies sich Lucie pro forma scheiden und in der Hoffnung auf eine gute Partie reiste der Fürst erneut zwischen 1826 und 1829 nach England.

Allerdings fand er keine passende Frau, dafür aber unterhielt er Lucie mit zahlreichen amüsanten Briefen. Diese erschienen nach 1830 überarbeitet in Buchform unter dem Titel „Briefe eines Verstorbenen“. Stilistisch angelehnt an die Reisebilder Heines, vom betagten Goethe als bedeutend gelobt, wurden sie zu einem Bestseller.

Entwurfsskizze der Villa Winterhalter bzw. Trianon in Baden-Baden
Entwurfsskizze der Villa Winterhalter bzw. Trianon in Baden-Baden samt Garten vom Künstler Winterhalter selbst..aus dem Winterhalter Museum Menzenschwand Foto: Hans-Jürgen Becker

Der Park konnte wachsen. 1834 publizierte Pückler sein Standardwerk zur Gartenbaukunst unter eigenem Namen, die „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“. Trotz weiterer erfolgreicher Reiseschilderungen aus dem Orient, musste der Fürst 1845 Muskau verkaufen. Ihm blieb Schloss Branitz, dessen Umgebung einer Einöde glich. Eine Baumpflanzmaschine ermöglichte es große Bäume zu pflanzen. Große Erdbewegungen wie die Anlage von Flussläufen und Weihern, in dessen einem die Grablege Pücklers in einer Erdpyramide, dem Tumulus, sich in den Fluten spiegelt, und neue Grünanlagen verwandelten die Gegend in eine Oase.

Auch in Baden-Baden weilte Pückler öfters. Für ihn als Teil der vornehmen Welt ein Muss. Erstmals war Pückler 1842 hier und traf sich mit König Wilhelm I von Württemberg, ihm musste er vom Orient erzählen und sie bewunderten gegenseitig ihre Pferde, wobei Pückler seine Araber präsentieren konnte. Der Fürst amüsierte sich und nennt die Gegend ein Paradies.

Austern und Champagner als Medizin

Im Spätsommer bis Oktober 1853 logierte Pückler im neuen Hotel Viktoria. Es kommt zum Austausch mit Augusta Königin von Preußen und ebenso mit Stéphanie de Beauharnais. Standesgemäß verbrachte Pückler erstmals außer Saison vom November bis Dezember 1860 im Badischen Hof und berichtete: „Wie ein verwunschener Ort, niemand auf den Straßen, der Winter mit kahlen Bäumen, ein desolater Eindruck.“

Allerdings geht er täglich in den Garten der Villa des Porträtmalers des Hochadels Franz Xaver Winterhalter, den er gestalten sollte. Freilich zog Winterhalter nie in sein Haus, da er die damit verbundenen gesellschaftlichen Verpflichtungen scheute. Und der Garten ist längst verbaut und verwachsen. Am 30. Oktober 1865 verbrachte Fürst Pückler seinen 80 Geburtstag in Baden-Baden, krank im Bett mit Bronchitis, trotz bewährter Medizin wie Austern und Champagner, wie er schreibt. Denn wie sagte der Fürst: „Meine hervorragendste Eigenschaft ist der gute Geschmack.“ Hans-Jürgen Becker

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