Skip to main content

Sportpfad weiterentwickelt

Trimm Dich 2.0 im Wald unter der Yburg im Baden-Badener Rebland

Trimmy hat dem Land Beine gemacht. Das Kampagnen-Männlein der 70er Jahre hatte einen nachhaltige Wirkung. Auch dank Fortentwicklungen von Sportanlagen wie unter der Yburg im Baden-Badener Rebland.

Frau an Reck
In Bewegung: Der Waldsportpfad in Neuweier wurde modernisiert. Die fachliche Beratung kam von der Südbadischen Sportschule in Steinbach. Foto: Bernhard Margull

Erinnern Sie sich an Trimmy? Das pfiffige Männchen mit den schwarzen Haaren und dem nach oben gereckten Daumen hat dem Land einen unschätzbaren Dienst erwiesen: Trimmy hat es in Bewegung versetzt und dem Breitensport die Tür geöffnet.

Die Trimm-Dich-Kampagne ist von den Olympischen Spielen 1972 nicht zu trennen – und ebenso wenig von der bedenklichen gesundheitlichen Verfassung der Deutschen: Ende der 60er Jahre werden 250.000 Herzinfarkte pro Jahr gezählt, ein Drittel der Männer und 40 Prozent der Frauen sind übergewichtig.

Der Slogan „Trimm Dich durch Sport“ – mehr als zwei Jahrzehnte wird er zu hören und zu sehen sein – soll das ändern. Und tatsächlich: Mehr als acht Millionen Menschen folgen in den ersten zehn Jahren dem Aufruf des Deutschen Sportbunds, aus dem später der Deutsche Olympische Sportbund werden sollte.

Trimm-Dich-Pfade stehen für neuen Fitness-Trend

Die Trimm-Dich-Pfade, die in jenen Jahren vielerorts entstanden sind, symbolisieren den neuen Trend zur Fitness, aber auch die Vergänglichkeit mancher Mode. Nicht wenige dieser Anlagen sind verwittert oder längst wieder abgebaut. Andere Formen des Sports lösten Gymnastik, Kraftsport, Turnen und Dauerlauf ab, die die Trimm-Dich-Pfade prägten. Meist drei bis vier Kilometer lang, kamen die Freizeitsportler etwa alle 200 Meter an einfache Trainingsstationen, wo etwa Klimmzüge anstanden oder das Hüpfen über Baumstämme.

Heute sind die Anforderungen andere, weiß Christian Reinschmidt, der Leiter der Südbadischen Sportschule in Steinbach. Der Waldsportpfad in Neuweier wird dem gerecht, wenn auch erst seit kurzer Zeit. Die Stadt Baden-Baden hatte ihn aktivieren und optimieren wollen und die Sportschule um fachliche Beratung gebeten.

Anleitungs-Videos sind per QR-Code abrufbar

Die Aufgabe übernahm Studienleiter Andreas Maginot, nach dessen Konzept im vergangenen Jahr nach neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen zwölf Stationen ausgetauscht oder ergänzt wurden. „Das ist ein ganz moderner Trimm-Dich-Pfad geworden“, freut sich Reinschmidt, „Trimm Dich 2.0 sozusagen.“ Über QR-Codes können die Sportler an jeder Station Videos abrufen, die den idealen Bewegungsablauf der einzelnen Übungen veranschaulichen.

Bestnote für moderneren Trimm-Dich-Pfad in Neuweier

Das Konzept kommt hervorragend an. Sieben Rezensenten haben im Internet die Sportstätte mit jeweils fünf Sternen bewertet – die Bestnote. Deutlich breiter war die Basis, als es die Südbadische Sportschule in diesem Frühjahr genau wissen wollte und die Nutzer vor Ort befragte. Reinschmidt berichtet von 90 Interviews, das Ergebnis, ebenfalls auf der Basis von fünf möglichen Sternen, war ein Durchschnittswert von 4,41. Immerhin 16 Prozent gaben an, ihn zweimal pro Woche zu nutzen, 20 Prozent einmal, bei 64 Prozent hieß es: „immer, wenn ich dazu komme“ – was ja auch mehrmals pro Woche bedeuten kann.

Zwei Drittel der Befragten nutzen den Wald-Fitnesspfad sowohl zum Laufen als auch zum Gerätesport, etwas mehr als die Hälfte ist allein unterwegs, 37 Prozent mit der ganzen Familie. Das Einzugsgebiet reicht von Ottersweier bis Baden-Baden. Rund drei Fünftel der Nutzer sind Mitglied in einem Sportverein.

Ich bin froh, wenn die Leute sich bewegen.
Christian Reinschmidt, Leiter der Sportschule Steinbach

Christian Reinschmidt freut sich über die Resonanz. Der breitensportliche Ansatz, den die Sportschule verfolge und der sich auch in der Nordic-Walking-Runde unterhalb der Yburg zeige, habe für ihn einen sehr hohen Stellenwert: „Wir können damit Leute motivieren, die vielleicht noch nicht vereinsgebunden sind.“ Der Waldsportpfad erlaube sportliche Betätigung, „wann immer man will“. Unabhängig von der Art des Sports sagt der Sportschulleiter: „Ich bin froh, wenn die Leute sich bewegen.“

Genau das war Trimmys Ziel, und es gibt wohl nur wenige Maskottchen, die derart erfolgreich waren. Trimmy hatte rasch einen Bekanntheitsgrad von 90 Prozent der Bevölkerung. Die Olympischen Sommerspiele von 1972 machten der Trimm-Dich-Bewegung noch einmal gewaltig Beine. Das eigentlich auf vier Jahre angelegte Konzept wurde daher auch weitergeführt, mit anderen Schwerpunkten.

Galten die ersten vier Jahre der Motivation, sich überhaupt zu bewegen, ging es ab 1975 um die Kondition („Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“), 1979 begann eine Spielkampagne („Spiel mit – da spielt sich was ab“), und von 1983 bis 1986 folgte die Gesundheitskampagne „Trimming 130 – Bewegung ist die beste Medizin“. Das Programm endete damit, der Gedanke dahinter lebt aber weiter: Bewegung, Bewegung und noch mal Bewegung.

nach oben Zurück zum Seitenanfang