PFC (Per- und polyfluorierte Chemikalien) sorgen in der Region Mittelbaden seit Jahren für große Probleme in der Versorgung mit gesundem Trinkwasser, führen aber auch zu neuen Wegen in der interkommunalen Zusammenarbeit. Sie waren auch der Anlass für die am Dienstag erfolgte Fertigstellung des neuen Verbundsystems für die Trinkwasserversorgung der Gemeinden Iffezheim und Hügelsheim mit den Stadtwerken Baden-Baden.
Laut dem Verbandsvorsitzenden, Iffezheims Bürgermeister Christian Schmidt (parteilos) wurde die in einem Zweckverband organisierte gemeinsame Wasserversorgung damit zukunftsorientiert gestaltet. Zusammen mit der Betriebsführerin Stadtwerke wurde bereits seit dem Bekanntwerden der PFC-Problematik ein Denkprozess eingeleitet, wie die drohende Gefahr durch eine PFC-Fahne im Grundwasserstrom zu den Tiefbrunnen abgewendet werden könnte.
Mitte 2018 wurden in einem Strukturgutachten mögliche Versorgungsalternativen untersucht. Als sinnvollste und wirtschaftlich rentabelste Lösung entwickelte sich dabei das Verbundsystem. Die beiden Tiefbrunnen der Gemeinden sollten durch zwei neue Leitungen mit dem Grundwasserwerk der Stadt Baden-Baden in Sandweier verbunden werden.
Durch die beiden Leitungen mit rund 3,4 Kilometern Länge, soll das Rohwasser zunächst in die dort vorhandene Aufbereitungsanlage mit Aktivkohlefilter geleitet und nahezu von PFC befreit werden. Anschließend wird es über die zweite Verbundleitung wieder zum Ausgangspunkt transportiert. Danach kann das aufbereitete Wasser wie gewohnt in beide Ortsnetze gefördert und an die Haushalte verteilt werden.
PFC-Konzentration liegt noch unter dem Orientierungswert
Im März 2020 wurden in beiden Gemeinderäten die dazu notwendigen Beschlüsse gefasst. Der neue Zweckverband Wasserversorgung Iffezheim/Hügelsheim wurde zum 1. Januar 2021 gegründet. Der Bürgermeister von Iffezheim, Christian Schmid wurde zum Verbandsvorsitzenden gewählt hielt auch die Einweihungsrede halten.
Er bezeichnete die neue Einrichtung als ein Paradebeispiel für die interkommunale Zusammenarbeit, mit der man genau zum richtigen Zeitpunkt eine Punktlandung hingelegt habe. Die aktuelle PFC-Konzentration im Trinkwasser liege noch unter dem festgesetzten Leit- und gesundheitlichen Orientierungswert für gefährdete Bevölkerungsgruppen.
Eine erforderliche Inbetriebnahme könne nach der erfolgreichen ersten Testphase jederzeit erfolgen. Es sollte aber auch nicht vergessen werden, dass der eigentliche Grundstein bereits 1988 durch die damaligen Bürgermeister Dieter Rückle (Hügelsheim) und Otto Himpel (Iffezheim) gelegt wurde. Mit der Gründung des Notverbundes der Trinkwasserversorgung für Iffezheim und Hügelsheim und der Übernahme der Betriebsführung durch die Stadtwerke Baden-Baden habe man bereits damals in weiser Voraussicht gehandelt.
Aufbereitungsanlage kostet 2,4 Millionen Euro
Baubeginn für die Anlage war im Februar 2021. Die Leitungen wurden in drei unterschiedlichen Verfahren konventionell durch Aushub, sowie über ein Fräs- und ein Spülverfahren verlegt. Die offizielle Bauabnahme mit Druckprobe fand am 23. Juli statt. Die Baukosten betrugen 2,4 Millionen Euro. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat einen Zuschuss von 25 Prozent und damit 600.000 Euro bewilligt.
Bevor die neue Anlage mit einem gemeinsamen Knopfdruck offiziell eingeweiht wurde, bedankte sich Schmid bei allen Beteiligten. Der technische Leiter der Stadtwerke, Peter Riedinger stellte in seiner kurzen Ansprache ebenfalls die Zusammenarbeit als sehr zielführend heraus.
Auf Rückfrage zu einer eventuellen Preiserhöhung bemerkte der Verbandsvorsitzende, dass die entstandenen Kosten aus wirtschaftlichen Gründen in der zukünftigen Preisgestaltung auf jeden Fall berücksichtigt werden müssen. Weitere konkrete Angaben seien derzeit nicht möglich.