Die Empfehlung des Bäderverbands machte bundesweit Schlagzeilen: Mit einer Reduzierung der Beckenwassertemperaturen könne man angesichts der Energiekrise Strom sparen und einer Schließung der Bäder entgegenwirken, argumentiert die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). In Bühl und Baden-Baden will man die Idee zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht umsetzen.
„Es muss davon ausgegangen werden, dass entweder Energie fast überhaupt nicht zur Verfügung steht oder im Verlauf dieses Jahres massiv eingespart werden muss“, heißt es in einem Leitfaden des Verbandes, in dem die Folgen des Kriegs in der Ukraine für den Badebetrieb behandelt werden.
Macht Reduzierung Sinn?
Vorgeschlagen wird den Bädern unter anderem, die Beckenwassertemperaturen um zwei Grad Celsius gegenüber den üblichen Temperaturen von 26 bis 28 Grad Celsius abzusenken. Damit könne der Gesamtenergieverbrauch bis zu 25 Prozent gesenkt werden.
Im Bertholdbad in Baden-Baden ist das vorerst nicht geplant, sagt Jonas Sertl von der Stadtpressestelle. Das Bad gehe ohnehin am 14. Mai in die Sommerpause, bis dahin bleibe man bei 28 Grad Wassertemperatur. Im Sommer werde eine neue Fensterfront eingebaut, das spare ebenfalls Energie ein. „Im Herbst wird die Lage dann neu begutachtet.“
Die Absenkung der Temperaturen würde bei uns zusätzlich Energiekosten verursachen.Cornelia Buchmüller, Pressesprecherin der Carasana Bäderbetriebe GmbH
Im Bertholdbad-Freibad, das am 1. Mai öffnet, erwärme man das Wasser traditionell nur auf 24 Grad: „Da wird diese Empfehlung schon umgesetzt.“ Das Freibad in Steinbach und das Hardbergbad seien solarbeheizt, dort mache eine Reduzierung der gängigen 26 Grad keinen Sinn.
Ohne Warmbecken bleiben Kunden weg
In Bühl hat man die möglichen Einsparungen durch niedrigere Wassertemperaturen im Schwarzwaldbad bereits durchgerechnet – und sich dagegen entschieden. „Wir haben im Freibad ungefähr 24 Grad Celsius Wassertemperatur, im Hallenbad 28 Grad“, sagt Markus Benkeser, der Geschäftsführer der Bühler Sportstätten GmbH. Hinzu komme das Warmbecken, das auf 30 bis 32 Grad Celsius erhitzt werde.
„Wenn wir das alles um ein Grad absenken würden, würden wir ungefähr 5.000 Euro im Jahr sparen“, so Benkeser. Eine komplette Abschaltung des Warmbeckens würde 15.000 Euro jährlich einsparen. Beides hält Benkeser aber nicht für sinnvoll: „Dann bleiben Kunden weg,“ sagt er.
Ganz anders ist die Lage in der Baden-Badener Caracalla-Therme und dem Friedrichsbad: „Die Absenkung der Temperaturen würde bei uns zusätzlich Energiekosten verursachen“, erläutert Cornelia Buchmüller, Pressesprecherin der Carasana Bäderbetriebe GmbH.
„Das Thermalwasser kommt mit bis zu 68 Grad Celsius aus den Stollensystemen und muss nicht warmgehalten werden. Ganz im Gegenteil müssen wir gekühltes Thermalwasser produzieren.“ Dazu werde die Temperatur des heißen Thermalwassers mittels Wärmetauscher durch kaltes Trinkwasser abgesenkt.
„Demnach müssten wir die Badewassertemperaturen erhöhen, um hier weitere Energie zu sparen“, so Buchmüller. Allerdings habe man schon vor einigen Jahren „energiesparend die Temperatur des gekühlten Thermalwassers angehoben“.
Die Badewassertemperaturen in der Caracalla-Therme liegen im Außenbecken bei 32 Grad, in verschiedenen Innenbecken zwischen 34 und 38 Grad Celsius, in den einzelnen Becken des Friedrichsbads je nach Anwendung bei 18 bis 36 Grad Celsius.