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Im Test

Trotz voller Ladebox liegt das Baden-Badener Lastenrad angenehm auf der Straße

Der ADFC Baden-Baden/Bühl/Rastatt bietet in Baden-Baden jetzt den kostenlosen Verleih eines Lastenfahrrads an. Diese Redaktion hat das Angebot getestet – ein Erfahrungsbericht.

und JPG 766 zeigt den kleinen German Ernst in der Ladebox. Sein Vater hat erlaubt, dass er sich für den Foto- und Zeitungszweck hineinsetzt.
Der kleine German Ernst sitzt bequem in der Ladebox. Unser Mitarbeiter Ulrich Philipp testet das Fahrgefühl des Lastenrads mit Passagier Foto: Vitali Ernst

In Baden-Baden kann jetzt ein Lastenfahrrad kostenlos geliehen werden. 80.000 der mit Elektroantrieb ausgestatteten Cargobikes wurden im Jahr 2020 in Deutschland verkauft, Tendenz steigend.

Das Lastenrad der Marke Riese&Müller steht bereits auf dem Gehweg in der Sophienstraße, als ich bei dem Verleiher noch ein Formular unterschreibe und die Nummer meines Personalausweises hinterlasse.

Der freundliche junge Verkäufer setzt noch die beiden 500-Watt-Akkus ein, gibt mir die Schlüssel für das ungewohnte Gefährt und wünscht mir eine gute Fahrt: „Das Wetter passt ja schon mal“, meint er angesichts angenehmer Temperaturen und Sonnenschein.

Erste Meter auf dem Lastenrad machen Spaß, aber Fahrer fühlt sich unsicher

Ich rolle das Zweirad leicht nach vorne, dadurch klappt der zweibeinige Fahrradständer nach oben und es steht jetzt auf den Rädern. Zunächst wird mir sein beachtliches Gewicht bewusst, und dass sein Schwerpunkt durch die knapp einen Meter lange Ladebox weiter vorne und tiefer liegt als bei herkömmlichen Fahrrädern.

Zudem befindet sich das Vorderrad nicht wie gewohnt unter dem Lenker, sondern etwa eineinhalb Meter davor, weshalb sich auch das Kurvenfahren vollkommen neu anfühlt. Angesichts des hohen Verkehrsaufkommens beschließe ich daher zunächst, das Lastenrad durch die Fußgängerzone zu schieben, um ein Gefühl für es zu bekommen.

Etwa 20 Minuten später wage ich dann in der Höhe des Badischen Hofes die erste Fahrt in Richtung Festspielhaus. „Nicht auf das Vorderrad schauen, sondern auf den Boden davor, da wo man hinwill“, beherzige ich den Rat eines Bekannten und rolle los.

Die Straße ist an dieser Stelle etwas abschüssig und ich muss zunächst kaum in die Pedale treten, um vorwärtszukommen. Schon jetzt macht das ungewohnte Fahrrad Spaß, dennoch fühle ich mich unsicher, als ich beim Abbiegen auf den Fahrradweg vorm Schweizerhof die linke Hand vom Lenker nehme, um den Autofahrern mein Vorhaben anzuzeigen.

Ich befürchte zu straucheln und beschließe, an dem dortigen Zebrastreifen rechts ran zu fahren und das Fahrrad über die Straße zu schieben.

Fahrradfahrer verliert die Nereven an der roten Ampel

Vor dem Festspielhaus steige ich wieder in den Sattel. Wenig später kommt mir ein ortsansässiger Handwerker auf seinem Lastenfahrrad entgegen. Es ist nicht nur vollbepackt mit Werkzeugen, sondern zieht auch noch einen Anhänger und ist daher sehr lang.

Der Mann ist zügig unterwegs und lenkt sein Fahrrad dennoch vollkommen sicher an entgegenkommenden Fußgängern und anderen Fahrradfahrern vorbei. Das ermutigt mich, „so muss das sein“, denke ich.

Die Ampel am Verfassungsplatz zeigt Rot für Fahrradfahrer. Aber einer auf der gegenüberliegenden Straßenseite verliert die Nerven. Der Mann überquert hektisch die vier Spuren, nachdem die Ampel für Autos, die später angekommen sind, wieder einmal früher auf Grün umgeschaltet hat, obwohl die Fahrradfahrer schon viel länger warten.

Ich gehe kein Risiko ein und biege wenig später ein auf die Grüne Einfahrt. Jetzt beginnt die Sache, richtig Spaß zu machen, das Lastenfahrrad rollt, perfekt gefedert, fast von alleine bis nach Oos.

Richard-Haniel-Straße hat einige Hindernisse für das Lastenrad

Erst am Wörthböschelpark kommt es an einer Baustelle zu einer etwas kritischen Situation. Hier ist eine Fahrspur des Fuß- und Fahrradweges wegen Bauarbeiten gesperrt, ich muss zwischen eng aufgestellten Absperrungen hindurch und befürchte einen Moment lang zu straucheln, aber alles geht gut.

Weiter geht es über die Sinzheimer Straße, die Bahnhofsunterführung hindurch in Richtung Sandweier, wo ich in einem Supermarkt einkaufen möchte.

Der Weg dorthin führt über die Richard-Haniel-Straße, die für Fahrradfahrer auf dieser Strecke eines der gefährlichsten Hindernisse sein dürfte.

Eine kurze Rampe führt die Fahrradfahrer an den Straßenrand, von dem aus man allerdings nur schlecht sehen kann, ob andere Verkehrsteilnehmer kommen und wie weit sie noch entfernt sind. Mit einem Lastenfahrrad ist dies noch schwieriger, weil man ja viel weiter hinten sitzt.

Lastenrad hat auch auf sandigem und unebenem Waldboden keine Probleme

In vollem Schwung muss man also auf der Rampe abrupt anhalten und erst einmal schauen, ob der Verkehr ein Überqueren der Straße zulässt. Aber auch das geht gut und ich erreiche den Supermarkt in der Ortsmitte von Sandweier.

Unter anderem lade ich einen Kasten Mineralwasser in die Ladebox, die jetzt gut gefüllt ist. Das zusätzliche Gewicht ist kein Problem für den Elektromotor, im Gegenteil.

Das Lastenfahrrad liegt angenehm schwer auf der Straße und lässt sich dank des starken Elektromotors auch gut über den Fahrradweg am östlichen Ortsrand Sandweiers manövrieren. Vorbei an den Tennisplätzen geht es weiter über die Autobahnbrücke.

Auch den teilweise ansteigenden, sandigen und unebenen Waldweg in Richtung Rastatt nimmt das Lastenfahrrad, als sei es eigens hierfür gemacht. Das hohe Gewicht fördert hier eher dessen positive Fahreigenschaften, als dass sie sie erschwert, und ich erreiche ohne Probleme auch mit schwerer Last mein Ziel.

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