Ausgelassenes Feiern, gemeinsames Schunkeln und Fremde mit offenen Armen begrüßen: Fastnacht verbindet all die schönen Aspekte des Feierns, auf die nicht nur die Baden-Badener noch eine ganze Weile warten müssen.
Angesichts der ausbleibenden Partys und Umzüge macht sich unter den Baden-Badener Passanten neben allem Verständnis auch Wehmut über die triste Saison breit.
Die BNN haben Fastnachtsfreunde und Kostümfans nach ihren Erfahrungen der vergangenen Jahre und ihren Plänen für die diesjährige Kampagne gefragt.
„Für mich startet Fastnacht sonst mit einem Gang zum Bäcker, ich hole Berliner für mich und Freunde“, erinnert sich Ilka Majerowicz. Sie ist großer Fan der Straßenfastnacht, Umzüge sind hingegen eher nichts für sie. „Ich feiere im Löwen, in sämtlichen Altenheimen von Kirchen, bin am Schmutzigen Donnerstag auf dem Leo und höre mir dort die Musik an“, erklärt die Baden-Badenerin ihr strammes Programm für die fünfte Jahreszeit. Abends ist sie gerne am Kurhaus, da es dort etwas volkstümlicher zugeht und es schon mal gute Curry-Wurst gab. Majarowicz spricht mit Begeisterung über die vergangenen Jahre. Bereits als Kind habe sie die Fastnachtszeit geliebt: „Damals war ich immer Hexe mit einem Sofakissen als Buckel, das hat meiner Mutter anschließend gedient.“ Ihr fehlt das Feiern und sie will klar machen, dass zwar aktuell nichts möglich, die Ruhe in der Stadt auf Dauer trotzdem nicht okay ist.
Nicht alle Baden-Badenern feiern gerne Fastnacht
Weniger mitgenommen von der ruhigen Saison ist Gudrun Plate. Die Frau aus Balg feiert normalerweise mit einer Freundin auf der Couch. „Wir schauen uns mit einem Glas Sekt die Umzüge oder Veranstaltungen an“, sagt Plate. Die Menschenmasse brauche sie zum Feiern nicht. Da ihre Freundin im gleichen Haus wohnt, sehen die beiden Frauen sich auch in diesem Jahr vielleicht Wiederholungen von Sitzungen im Fernsehen an, das sei jedoch zweitrangig. Die Baden-Badenerin betont: „Hauptsache, wir bleiben alle gesund.“
Ähnlich sieht das auch Matthias Kegel (Name von der Red. geändert). Er ist aus der Gegend von Offenburg nach Baden-Baden gezogen und hat sich mit den traditionellen Feiern und Umzügen hier in Nordbaden noch nicht angefreundet. „Ich vermisse gar nichts“, betont er auf die Frage, ob er wegen Corona-Pandemie irgendwelche Feiern oder Umzüge verpasst. „Früher habe ich mal gefeiert in meinen 20ern, heute muss das nicht mehr sein“, sagt er. Er betont jedoch selbstbewusst: „Ich muss mich nicht verkleiden, um witzig zu sein.“
Hexenkostüm ist besonders beliebt
Mit Kostümen hat Kristin Klei gar kein Problem. Die Baden-Badenerin ist Mitglied der Bürgergemeinde Haimbach. Jedes Jahr tanzt sie mit ihrem Verein als Hexe verkleidet vor dem Rathaus. „Nächstes Jahr können wir unseren Feuersprung hoffentlich aufführen“, sagt Klei, deren Verein sich aktuell sonst in der „heißen Phase“ befinden würde. Neben dem Auftritt am Schmutzigen Donnerstag ständen Büttenabende auf dem Programm. „Ich vermisse auch unsere gemeinsamen Proben, sonst fangen wir ein halbes Jahr vor Fastnacht an“, sagt Klei. Jetzt habe sie zu den meisten Mitgliedern keinen Kontakt, da sie auch keine Video-Treffen veranstalten.
Einer von uns hat immer eine Handorgel dabei.Karin Fischer
Genau so fastnachtsaffin ist Karin Fischer. Sie ist seit der Grundschule mit den gleichen Leuten im Straßenkarneval aktiv. Dabei ziehen sie von Haus zu Haus. „Dort gibt es Kaffee, Kuchen, Sekt und Schnaps. Einer von uns hat immer eine Handorgel dabei, dann singen wir“, erzählt sie etwas wehmütig. Die Hoffnung, die Tradition in diesem Jahr beizubehalten, habe sie bereits früh aufgegeben. Jetzt kann die Baden-Badenerin nur noch auf das nächste Jahr hoffen.