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Die Vasen kehren zurück

Vorletzter Schritt zur Fertigstellung der Reinhard-Fieser-Brücke in Baden-Baden

Die zuletzt aufwändig sanierte Reinhard-Fieser-Brücke in Baden-Baden hat am Donnerstagmorgen etwas Vertrautes zurückerhalten: die vier großen, steinernen Schmuckvasen sind zurück auf ihren angestammten Plätzen.

Kran, zwei Männer und eine große Vase
Millimeterarbeit war gefragt, um die Laeuger-Vasen auf ihre Podeste auf der Fieser-Brücke zu stellen Foto: Martina Holbein

Am Donnerstagvormittag leistet Steinmetz Timo Meyer noch mehr Millimeterarbeit, als er ohnehin gewohnt ist. Behutsam hat der Kran die Transportkiste auf dem Asphalt vor der Fieser-Brücke abgestellt, die Timo Meyer jetzt öffnet.

Den dicken grünen Gurt um die Kiste hat er gelöst, er legt ihn der Vase, die er aus ihrer Kiste befreit hat, direkt um den wulstigen Rand. Mit den Händen testet er die Spannung, prüft, ob der Gurt sicher sitzt, dann schwebt sie langsam hin zu ihrem Bestimmungsort, einem Podest auf der Fieser-Brücke, das sie im Februar vergangenen Jahres verlassen hat, um restauriert zu werden.

Es ist der vorletzte Schritt der Fertigstellung der Reinhard-Fieser-Brücke. Im Letzten werden die Leuchten, die abends die Brücke und die Vasen illuminieren, im Bachbett angebracht.

Jede Vase wiegt etwa 100 Kilogramm

Drei der großen Terrakotta-Vasen, die alle um die 100 Kilogramm wiegen, haben bereits ihren angestammten Platz eingenommen, die vierte wird platziert, drei werden im Verlauf des Tages noch dazukommen.

Dann werden die Entwässerungsrinnen montiert, die eine Keramikerin eigens angefertigt hatte. „Damit lösen wir das Salzproblem“, so Projektleiter Oliver Hochstrate.

„Die Vasen waren sehr gut erhalten“, so Timo Meyer, in dessen Steinmetz-Werkstatt bei Freiburg sie zusammen mit dem Brückengeländer restauriert wurden, nur das Salz machte Probleme. Zwei Entsalzungsvorgänge mussten sie durchlaufen, bis die Werte so gut waren, dass der nächste Restaurierungsschritt folgen konnte.

In den Vasen standen Blechblumentöpfe. Erde und Dünger gingen daneben, die vorhandene Entwässerung wurde irgendwann einmal zugegipst, Feuchtigkeit staute sich.

Dünger und Erde sind salzhaltig und das Material Terrakotta nimmt viel Wasser auf, dessen gelöste Salze sich beim Trocknen anlagern. „Da gab es richtige Krusten, die wir mit speziellen Entsalzungskompressen gelöst haben“, erklärte Timo Meyer.

Vasen wurden in der Karlsruher Majolika gefertigt

So viel Aufhebens um ein paar Töpfe, mag sich jetzt mancher fragen. Es sind aber nicht irgendwelche Vasen, die die Fieser-Brücke zieren. Sie stammen von dem Keramiker, Architekten und Kunstgewerbler Max Laeuger und wurden in der Karlsruher Majolika gefertigt.

Max Laeugers künstlerische Handschrift– geboren 1864 in Lörrach und dort 1952 gestorben – findet sich an prägenden Stellen in Baden-Baden: So entwarf er die Gönner-Anlage, die zwischen 1907 und 1911 geschaffen wurde, zwischen 1921 und 1925 die Wasserkunstanlage Paradies und die Gruft von Zarenschwester Maria Maximilianowa in der Russischen Kirche.

Max Laeuger war eine Koryphäe im Bereich der Keramik und der Gartenkunst. Er hatte eine Professur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, einen Lehrauftrag an der Badischen Landeskunstschule ebenfalls in Karlsruhe und war 1907 Gründungsmitglied des „Deutschen Werkbundes“, dessen Ideen stilprägend für ganze Künstlergenerationen wurden.

Ursprünglich standen acht Vasen auf der Brücke

Mit römischen Ziffern sind die Terrakotta-Vasen der Fieser-Brücke durchnummeriert, von denen ursprünglich acht auf der Brücke standen. Über den Verbleib der achten gibt es keine Auskunft. Und sie tragen einen Stempel für das Entstehungsjahr. „Drei“, hat Timo Meyer festgestellt, „sind jünger, sind auf 1961/62 gestempelt.“

Ob ihre Vorgänger ersetzt wurden, ließ sich, so Oliver Hochstrate, nicht mehr rekonstruieren. Erneuert wurde auch das Brückengeländer, das ebenfalls im Februar vergangenen Jahres abgebaut und nach Freiburg transportiert wurde.

Die Einzelteile wurden erfasst, fehlende aus Kunstmörtel neu hergestellt und an Ort und Stelle wieder zusammengesetzt. Zuletzt wurde eine Lasurschlemme in der Originalfarbe aufgebracht. „Erfolgreiche Planung und gelungene Umsetzung“, lautete das Fazit von Projektleiter Oliver Hochstrate.

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