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Test in der Kurstadt

Vollelektrischer Bus begeistert die Stadtwerke Baden-Baden

Drei Tage lang testen Fahrer einen neuen MAN-E-Bus auf der Linie 204 in Baden-Baden. Die Berechnungen zeigen ähnliche Betriebskosten wie bei Diesel-Variante

Patrick Lainé neben dem Lions City 12 E, der drei Tage lang die 204-Strecke bediente
Patrick Lainé neben dem Lions City 12 E, der drei Tage lang die 204-Strecke bediente Foto: Christiane Krause-Dimmock

Laute Geräusche hat er nicht verursacht, der MAN-E-Bus, den die Stadtwerke jetzt drei Tage lang getestet haben. Doch die Blicke zog das neumodische Fahrzeug, das probeweise die Linie 204 bediente, auf jeden Fall auf sich.

Zwischen 170 und 190 Kilometer legte der Lions City 12 E dabei jeweils zurück und eroberte damit die Herzen der Busfahrer, wie im Betriebshof von allen Seiten versichert wurde. Denn der rollende Gast punktete mit einer ganzen Reihe von Besonderheiten, wie Jürgen Herr von der Abteilung Technik erläuterte.

Keine Frage, räumte BBL-Chef Stefan Güldner ein, dass diese Fahrzeuge in der Anschaffung rund das Doppelte an Kosten verursachen. Die Rede ist von rund einer halben Million Euro, wobei man naturgemäß bis dato keine konkreten Erfahrungswerte vorzuweisen vermag, wie lange die Batterien letztlich halten werden.

Acht Jahre, so versichert der Hersteller, sollen es sein. Vielleicht auch einiges mehr. Doch wenn der Tausch anstünde, wären das Kosten in einer Größenordnung von rund 150 bis 200.000 Euro.

Betrieb des E-Busses ist nicht zwingend günstiger

Doch auch beim Diesel-betriebenen Bus würden dann Verschleißerscheinungen auftreten, die nicht gerade Portokassen-Format hätten.

Tatsächlich ist der Betrieb des E-Busses auch nicht zwingend günstiger, legt Jürgen Herr eine Berechnung vor, bei der von einer Jahresleistung von rund 60.000 Kilometern ausgegangen wird.

Dabei zeige sich, dass der Dieselbus mit einem Verbrauch bei rund 35 Litern pro 100 Kilometer etwas günstiger rollt als sein elektrischer Kollege.

Man befinde sich also noch in einer Phase, in der man sich an potenzielle künftige Lösungen herantaste, erklärte Güldner mit Blick auf die vorhandene Flotte, die gegenwärtig 45 Wagen zählt, davon alleine 19 Gelenkbusse. Noch in diesem Jahr werden hiervon fünf sowie weitere fünf in 2022 gegen Hybridbusse ausgetauscht.

Stadtwerke möchten sich über Hybridbusse auf dem Laufenden halten

Parallel wolle man sich jedoch hinsichtlich der Entwicklung auf dem Laufenden halten. So wie sich Möglichkeiten ergeben, werden die Fahrzeuge testweise eingesetzt. „Vorzugsweise auf realen Strecken“, erklärt Herr.

Schon 2015 schaffte die BBL zwei Hybridbusse an. Die bisherigen Ergebnisse, vor allem hinsichtlich der Lebenserwartung der Batterien, seien positiv. Noch sind die Ladekapazitäten bei 72 beziehungsweise 75 Prozent.

Der Lions City 12 E hat – im Vergleich zu dieser Generation – eine ganze Reihe weiterer Highlights zu bieten. Besonders gut kam bei der BBL an, dass alle Batterien auf dem Dach und damit weit entfernt aus dem Anfahrbereich verbaut wurden. „Er hat die derzeit größte Batteriekapazität, die auf dem Markt verfügbar ist.“ Die Rede ist hier von 480 kW.

Wir haben ja keinen Investitionsstau.
Stefan Güldner, BBL-Chef

Begeistert habe ihn auch der Antrieb. Der erfolge über einen effizienten und gleichermaßen wartungsfreundlichen Zentralmotor mit 240 kW Spitzenleistung, der mit einer erhöhten Rekuperationsleistung, also Energierückgewinnung, beeindruckt.

Wie hoch die Energie ist, die jeweils beim Bergabfahren erzeugt wird, lässt sich innerhalb des Busses ablesen, der zwischenzeitlich seine Testphase in Baden-Baden beendet hat und nun seine Roadshow fortsetzt.

Für den Betrieb sei auch sehr wichtig, dass die voll entladenen Batterie innerhalb von drei Stunden wieder zu 100 Prozent verfügbar gemacht werden kann. Dass Heizung und Klimaanlage über ein effizientes Wärmepumpensystem arbeitet, sei deutlich zu spüren, erklärte Patrick Lainé, der als einer von den elf Fahrern den Bus testen durfte.

Intelligentes Energiemanagement, Abbiegeassistenzsystem, Spurhaltewarnung, Verkehrszeichenerkennung und vieles mehr gehören ins Paket, das den zuvor getesteten Bus aus dem Hause Mercedes in den Schatten stellte.

Nun will alles gut überlegt sein, machte Stefan Güldner deutlich, dass man in Ruhe nach Lösungen für die Zukunft suchen könne. „Wir haben ja keinen Investitionsstau.“ Und der Austausch der nächsten Fahrzeuge ist bereits unter Dach und Fach. „Nach diesen Erneuerungen werden wird dann wohl langsam in Sachen alternative Energien hochfahren.“

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