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Forderung nach mehr Gehalt

Warum eine Medizinerin den Streik der Ärzte im Klinikum Mittelbaden kritisch sieht

In Baden-Baden streiken am Donnerstag die Ärzte des Klinikums. Operationen werden verschoben. Doch nicht jeder findet die Aktion gut.

Auch betroffen: Schätzungsweise 20 bis 30 Mitarbeiter aus dem Klinikum Mittelbaden, hier zu sehen die Balger Klinik, nehmen an der Aktion teil.
Auch betroffen: Schätzungsweise 20 bis 30 Mitarbeiter aus dem Klinikum Mittelbaden, hier zu sehen die Balger Klinik, nehmen an der Aktion teil. Foto: Florian Krekel

Schon wieder wird in Baden-Baden gestreikt. Diesmal sind es die Ärzte, die an diesem Donnerstag ihre Arbeit niederlegen und sich einer Aktion widmen, zu der der Marburger Bund aufgerufen hatte. Im Südwesten sind das laut einem Sprecher rund 9.500 Ärztinnen und Ärzte. Die Forderung: Mehr Gehalt. Doch nicht jeder hat dafür Verständnis.

„Ich finde das schwierig“, kommentiert Christine Daul als Vorsitzende der Ärzteschaft Baden-Baden das Thema. Ja, prinzipiell befürworte sie es, wenn Menschen ihr Streikrecht einfordern – auch Mediziner. Aber die Gründe? „Die Forderung, mehr Geld haben zu wollen, halte ich nicht unbedingt für zielführend.“

Der Berufsverband Marburger Bund fordert für die rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken eine Erhöhung der Gehälter um 2,5 Prozent. Zudem soll es mit Wirkung ab 1. Januar 2023 einen Ausgleich der seit der letzten Entgelterhöhung im Oktober 2021 aufgelaufenen Preissteigerungen geben.

Baden-Badener Arzt hält den Streik für sinnvoll

Sascha Hiller ist Anästhesist in der Balger Klinik und wird heute nach München fahren, um an dem Streik teilzunehmen, weil er die Forderungen für sinnvoll hält: Immerhin habe die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände bis zur zweiten Verhandlungsrunde „noch nicht mal“ ein Angebot gemacht. „Ich finde schon, dass das ausgeglichen werden muss“, sagt Hiller. Er glaubt: „Das wird bestimmt nicht der letzte Streik sein.“

Laut Michael Beck, Pressesprecher des Marburger Bundes in Baden-Württemberg, fahren schätzungsweise 20 bis 30 Ärzte aus dem Klinikum Mittelbaden zu der Kundgebung nach München. Das führt laut Daniela Körner vom Presseteam des Klinikums zu „massiven Einschränkungen“.

Demnach sollen nur Notfalleingriffe und dringliche Operationen durchgeführt werden. Zeitlich frei wählbare Eingriffe finden nicht statt. „Die Patienten müssen sich auf längere Wartezeiten einstellen. Die Notfallversorgung ist aber auf jeden Fall gesichert“, so Körner weiter. Und Hiller erklärt: „Wir haben mit einer Wochenendbesetzung geplant.“

Für Patienten, so Daul, ist das die Krux. Auch wenn nur Ärzte aus kommunalen Kliniken zu dem Streik aufgerufen worden sind: Für Mitarbeiter der Praxen sei das ohnehin nicht leistbar. „Wir haben einen ärztlichen Versorgungsauftrag. Wir könnten das gar nicht umsetzen.“

Und außerdem fände sie es sowieso sinnvoller, würden andere Punkte wie eine Änderung des Personalschlüssels oder der Arbeitsbedingungen gefordert werden: „Das jetzt ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz. Was habe ich denn von mehr Geld, wenn ich gar keine Zeit habe, es auszugeben?“

Christine Daul hat auch selbst schon in der Klinik gearbeitet. Das sei zwar schon über 25 Jahre her, doch sie kann sich trotzdem noch gut an die Zeit erinnern: „Damals hatten Stationsärzte und Pflegekräfte natürlich deutlich mehr Zeit. Das ist einfach nicht mehr so.“ Deshalb verstehe sie auch den Unmut über die Gesamtsituation.

Es ist ja nicht so, dass diese ganzen Termine in den nächsten zwei Wochen aufgeholt werden können.
Christine Daul, Vorsitzende der Ärzteschaft Baden-Baden

Doch die Auszahlung von höherem Gehalt müsse sich eine Klinik erst leisten können: „Das würde bedeuten, dass Betten geschlossen werden müssten.“

Außerdem denkt sie auch an die ganzen Operationen und Behandlungen, die aufgrund des Streiks verschoben werden „Es ist ja nicht so, dass diese ganzen Termine in den nächsten zwei Wochen aufgeholt werden können.“

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