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Was Baden-Badens Pressesprecher Roland Seiter in 32 Jahren erlebt hat

Stadtoberhäupter, Staatschefs, Katastrophen, Großveranstaltungen – der Baden-Badener Stadt-Pressesprecher Roland Seiter hat sie kommen und gehen gesehen. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Sagt dem Rathaus Ade: Stadt-Pressesprecher  Roland Seiter geht nach über 32 Jahren in den Ruhestand.
Sagt dem Rathaus Ade: Stadt-Pressesprecher Roland Seiter geht nach über 32 Jahren in den Ruhestand. Foto: Monika Zeindler-Efler

Ulrich Wendt, Sigrun Lang, Wolfgang Gerstner, Margret Mergen, Dietmar Späth: Es war ein Kommen und Gehen an den Schalthebeln der Macht im Baden-Badener Rathaus in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Doch eine Konstante gab es in diesen bewegten Zeiten: Roland Seiter, der Pressesprecher der Stadtverwaltung, hat unter fünf Oberbürgermeistern die Stellung gehalten. Nun ist auch das vorbei: Im Dezember geht der 65-Jährige in Ruhestand – nach über 32 Berufsjahren alleine in der Kurstadt.

Erste Erfahrungen in Landau gesammelt

Insgesamt sind es sogar noch ein paar Jährchen mehr, die der sympathische Mann mit dem auffälligen und stets gepflegten Schnauzbart mit der schreibenden, filmenden und sendenden Zunft zu tun hatte. Anfang der 1980er Jahre ging das schon los im pfälzischen Landau.

Da war er stellvertretender Pressesprecher unter Oberbürgermeister Walter Morio, ab 1984 dann Leiter der Abteilung und persönlicher Referent von Oberbürgermeister Christof Wolff, womit sich die Zahl der Verwaltungschefs, die Seiter erlebt hat, ganz nebenbei auf insgesamt sieben erhöht.

Kontakt zu Staatsoberhäuptern in Baden-Baden

Aber der gebürtige Bühler, den es schon im zarten Alter von zehn Jahren in die Pfalz verschlagen hatte, hat nicht nur Stadtoberhäupter kommen und gehen gesehen, sondern auch Staatsoberhäupter. Nelson Mandela, Bill Clinton, Hosny Mubarak, Boris Jelzin, Königin Silvia von Schweden zählt er auf – sie waren zu Gast in der Kurstadt und hatten bei den Besuchen auch mit Roland Seiter zu tun.

Baden-Baden ist eben ein besonderes Pflaster. Das weiß er übrigens aus frühester Jugend. Als kleiner Stepke war er oft bei Oma und Opa zu Besuch – dann wurde sonntags durch die Lichtentaler Allee spaziert, natürlich trug Klein-Roland dabei Fliege und die besten Schuhe.

Heutzutage ist sein Kleidungsstil ebenfalls gepflegt, aber doch meist legerer. Und er ist noch öfter da und bringt sich ein in Baden-Baden – nicht nur als Pressesprecher. Beispielsweise auch im Einsatzstab des Katastrophenschutzes. In dieser Eigenschaft sah er das verheerende Hochwasser 1998, den Sturm Lothar 1999 und diverse Stromausfälle kommen und gehen.

Oder beim Städtepartnerschaftsverein, wo er gerne die Kontakte mit der sächsischen Verwaltungspartnerstadt Freital lebendiger gehalten hätte, um das „Ossi-Wessi-Denken“ zu reduzieren, wie er sagt.

Mit dem „grünen Daimler“ von Steinbach ins Büro in Baden-Baden

Aber der Mann kann sich ja nicht um alles kümmern. Er schreibt schließlich auch Bücher – „Erlebnis Schwarzwaldhochstraße“ zum Beispiel –, organisiert das Vereinsleben des Presseclubs, ist Mitorganisator des Steinbacher Moped- und Motorradtreffens, eine Institution in Sachen Automobilgeschichte und und und ... Wie er das alles hinbekommen hat neben seinem Job als Pressesprecher, für den er fast jeden Tag schon kurz nach 7 Uhr seine Wohnung in Steinbach verließ, um „mit dem grünen Daimler“ – so nennt er den 216er-Reblandbus – ins Büro zu kommen? Dieses Geheimnis nimmt er jetzt mit in den Ruhestand.

Ich bilde mir ein, ich kenne die halbe Stadt.
Roland Seiter, Pressesprecher der Stadt Baden-Baden

Fest steht nur: Roland Seiter war nicht nur für die Vertreter der Kurstadt-Presse, sondern für Journalisten in aller Welt ein stets freundlicher, fast rund um die Uhr erreichbarer und beinahe allwissender Gesprächspartner. „Ich bilde mir ein, ich kenne die halbe Stadt“, sagt er. Und da liegt er sicher nicht ganz falsch. Seiter ist sozusagen eine lebendige Baden-Baden-Enzyklopädie.

Wegweisend war er ohnehin öfter in seinem Berufsleben. 1990 als Neubürger, als ihn immer wieder Besucher der Stadt nach dem Weg zu der einen oder anderen Sehenswürdigkeit fragten, ersann er die Idee für das heute noch gültige Fußgänger-Leitsystem. Einige Jahre später, als viele Städte schon einen Internet-Auftritt hatten, Baden-Baden sich aber verweigerte, lernte er bei einem Crash-Kurs die Grundlagen und programmierte die ersten fünf Seiten selbst – abends, daheim, nach Feierabend.

Kein Wunder, dass Seiter auf die Frage, was ihn am meisten geärgert hat in der Zeit im Baden-Badener Rathaus, eine klare Antwort hat: „Es gibt Gemeinderäte, nach deren Ansicht die Mitarbeiter im Rathaus zu wenig arbeiten.“ Keinen dieser Kommunalpolitiker, die immer wieder mit diesem Thema kamen, „habe ich je in meinem Büro gesehen mit der Frage, ob man denn mit der Arbeit klarkomme“.

Künftig den Garten statt den Innenhof des Rathauses im Blick

Dagegen ist das andere Ärgernis doch klein: Die grauen Betonsteinplatten im Rathaus-Innenhof, der sich vor seinem Bürofenster erstreckt, findet er seit seinem ersten Arbeitstag in Baden-Baden unpassend und unattraktiv. Ihre Dienstzeit ist aber, anders als Seiters Ära, trotz Gesamtanlagenschutzsatzung und Welterbe immer noch nicht abgelaufen.

Statt der Attraktivität des Rathaus-Innenhofs wird sich Seiter jetzt der seines Gartens widmen und mehr Zeit mit Ehefrau Edith und den beiden mittlerweile schon erwachsenen Kindern verbringen.

Obwohl: Wer den Bald-Pensionär kennt, der weiß, dass ihm sicher auch jetzt wieder was einfällt, um die freie Zeit zu füllen – und zwar „nicht mit Fernsehen und Kreuzworträtsel“, wie er betont. Leser kennen ihn ja auch als Autor der Beiträge über die Baden-Badener Automobil-Geschichte. Womöglich liest man von ihm künftig öfter was in dieser Zeitung.

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