
Was für ein idyllischer, ruhiger, ja paradiesischer Ort. Keine Viertelstunde Fußmarsch von der quirligen Stadtmitte Baden-Badens entfernt, bietet er Muße und Entspannung.
Und es gibt keinen treffenderen Namen für dieses schöne Fleckchen Erde: das Paradies. Hier sollen bald Bauarbeiten stattfinden.
Das Paradies ist ein Gesamtkunstwerk aus Architektur- und Wasser-Parklandschaft. Die Anlage am Fuße des Merkurs entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und ermöglicht einen beeindruckenden Blick auf die Altstadt mit dem Turm der Stiftskirche und den gegenüberliegenden Friesenberg.
Eine wechselvolle Geschichte prägt diesen Ort, der zeitweise vor dem Verfall stand und doch immer wieder gerettet wurde. Heute gibt es viel Aufmerksamkeit für die einzigartige Garten- und Wohnanlage, die nach dem Vorbild italienischer Renaissancegärten erbaut wurde und als einzige ihrer Art nördlich der Alpen gilt. Das Paradies wurde mit in die Kulisse des Weltkulturerbes aufgenommen.
Freundeskreis Paradies engagiert sich seit 20 Jahren
Vor 20 Jahren hat sich der Verein Freundeskreis Paradies formiert. Angesichts beträchtlicher Schäden an dem fragilen, historischen Monument fanden sich damals Menschen, die für den Erhalt, für die Pflege und Instandsetzung kämpften. Bis heute ist ihnen viel gelungen, aber es steht auch noch einiges aus.
Seit einem halben Jahr ist René Lohs, seines Zeichens Stadtrat, Kreisvorsitzender der FDP und Dekanatsratsvorsitzender des katholischen Dekanats Baden-Baden neuer Vorsitzender des Freundeskreises.
Zuvor hatte er sich als Beirat engagiert. Was haben er und das Vorstandsteam mit Christa Frintz-Janssen als zweiter Vorsitzender geplant?
„Unser Ziel sehen wir darin, nicht nur die Anlage zu erhalten, sondern sie wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen“, erklärt René Lohs im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir wollen das originale Brunnenkonzept des damaligen Architekten Max Laeuger wieder zum Leben erwecken.“
Wir wollen das originale Brunnenkonzept des damaligen Architekten Max Laeuger wieder zum Leben erwecken.René Lohs
Vorsitzender Freundeskreis Paradies
Max Laeuger, 1864 in Lörrach geboren und 1952 dort auch gestorben, war ein vielseitiger Künstler. Als Keramiker fertigte er Entwürfe für die Karlsruher Majolika, war Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe für Figurenzeichnen und hatte einen Lehrauftrag für Keramik an der Badischen Landeskunstschule inne.
Als Architekt entwarf er die für Baden-Baden so bedeutende Gönneranlage, die Fieser-Brücke und eben auch „die große Terrasse mit Laubengang und Wasserspiegel“, die der damalige Bürgermeister Reinhard Fieser zu Ehren des Regierungsjubiläums von Großherzog Friedrich I. anregte. Der Erste Weltkrieg machte da Vorhaben zunächst zunichte.
Erst zehn Jahre später fand eine Geländebesichtigung statt und der Kontakt mit Max Laeuger wurde hergestellt. 1922 finden dessen Entwürfe den ungeteilten Beifall des Stadtrates, drei Jahre später konnte Reinhard Fieser die Garten- und Wohnanlage mit den hangabwärts verlaufenden Wasserspielen und Treppen einweihen.
Das Laeuger-Konzept enthielt zwei vierpassförmige Wasserbecken mit Fontänen im unteren Teil des Gartens. Der Vierpass ist ein geometrisches Muster, das aus vier sich kreuzenden Kreisen besteht.
Nachdem die Becken in den 50er Jahren undicht geworden waren, wurden sie abgerissen und nicht mehr ersetzt. Diese Brunnenschalen sollen nun wieder hergestellt werden, so dass Laeugers Plan komplett rekonstruiert wäre.
Gesamtspende von 82.000 Euro
Die Aufgabe ist mutig gewählt, folgt aber einem konsequenten Plan. 1983 wurde die Anlage erstmals saniert, 2008 erfolgte eine weitere Restaurierung mit finanziellen Mitteln der Stadt, dem Landesamtes für Denkmalpflege des Bundes und der Denkmalstiftung des Landes. Der Freundeskreis engagierte sich mit der Gesamtspende in Höhe von 82.000 Euro. Nun steht der letzte Schritt aus.
„Wir wünschen uns, dass im Jahr des 100. Jubiläums die Bauarbeiten zumindest beginnen können“, ist René Lohs optimistisch. Immerhin werden dafür geschätzte 200.000 Euro fällig. „Ja, das ist viel Geld. Daher werben wir um Unterstützung, um Spenden und weitere Mitglieder und wir bieten auch etwas dafür“, so Lohs.
Am kommenden Samstagabend ab 18 Uhr lädt der Verein zum Sommerfest unter schattigen Platanen auf den Max-Laeuger-Platz ein. Die gesammelten Spenden sollen für die Brunnenschalen eingesetzt werden. Auch Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) hat sein Kommen zugesagt. „Wir sind der Stadt sehr dankbar. Ohne das Gartenamt könnte die Anlage nicht so erhalten werden“, weiß der Vorsitzende.