Nach der Aufnahme der elf Great Spa Towns of Europe, zu denen auch Baden-Baden gehört, in die Liste der Welterbestätten muss die Stadt sich nun daran machen, die mit diesem Titel verbundenen Ziele umzusetzen.
Die Stadträte sind in dieses Verfahren eingebunden. Der Gemeinderat verpflichtet sich dazu in einer eigens erarbeiteten Erklärung. Darin heißt es, dass Baden-Baden als Welterbe einen außergewöhnlichen universellen Wert besitzt, der nicht nur für die Einwohner der Stadt und in Baden-Württemberg, sondern für die gesamte Menschheit eine große Bedeutung hat.
Die Stadträte sehen es als Verpflichtung, diesen Wert zu bewahren. „Diese Erklärung gibt uns den Rückhalt, das Welterbe zu schützen und weiterzuentwickeln“, sagte Lisa Poetschki, die Leiterin der städtischen Stabsstelle Welterbebewerbung und Stadtentwicklung, am Montagabend in der Sitzung des Gemeinderats. Sie machte schon mal auf einen Termin im kommenden Jahr aufmerksam: Am 4. Juni ist ein Festakt zur offiziellen Übergabe der Welterbe-Urkunde geplant.
Der Gemeinderat ist an dem Verfahren beteiligt
Mit der erfolgreichen Verleihung des Welterbe-Prädikats habe Baden-Baden den Auftrag, das architektonische, städtebauliche und landschaftliche Erbe der Stadt zu schützen, zu erhalten und nachhaltig zu entwickeln, betont der Gemeinderat in seiner Erklärung.
Er verpflichtet sich weiter, den lokalen Managementplan auszuarbeiten und regelmäßig zu aktualisieren sowie die städtischen Projekte finanziell auszustatten. Zudem sichern die Stadträte zu, im länderübergreifenden Management mit den weiteren zehn Bäderstädten zusammenzuarbeiten.
Wir sind derzeit ein Team mit elf Spielern ohne Trainer.Margret Mergen, Oberbürgermeisterin
Um das zu bewerkstelligen, wollen die elf Great Spa Towns auf europäischer Ebene einen Verein gründen. Ein Sekretariat soll dessen Aufgaben und Arbeit koordinieren. „Wir sind derzeit ein Team mit elf Spielern ohne Trainer. Das ist nicht ganz einfach“, räumte Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) ein.
Die Lenkungsgruppe der Rathauschefs stimmt derzeit die Vereinssatzung ab. Die gemeinderätlichen Gremien befassen sich voraussichtlich im Januar damit. Der Verein wird seinen Sitz in Österreich haben. Daher gilt österreichisches Recht für die Satzung.
Die Managementpläne sind nach Angaben der Stabsstellenleiterin essenzielle Bestandteile des Schutzsystems einer Welterbestätte. Der übergeordnete Managementplan legt strategische Ziele und die wichtigsten Vorhaben fest, um diese umzusetzen. Der lokale Managementplan orientiert sich an einer gemeinsamen Struktur und beachtet die strategischen Prioritäten ebenso wie die spezifischen Anforderungen der elf Städte.
Eine Machbarkeitsstudie lotet ein Besucherzentrum aus
Poetschki zufolge geht es vor allem darum, das Welterbe-Thema zu vermitteln und die Bürger an diesem Prozess teilhaben zu lassen. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein Besucherzentrum. Die Stadt arbeitet derzeit an einer Machbarkeitsstudie, die ausloten soll, ob dafür ein zentraler Ort wie etwa die Trinkhalle oder mehrere dezentrale Anlaufpunkte am besten geeignet sind.
„Wir wollen das Besucherzentrum nicht überfrachten“, betonte Mergen. Es solle mit modernen Medien Hintergrund-Informationen bieten. Die Erfahrung zeige, dass die Besucher sich am liebsten selber in der Stadt einen Eindruck von der Welterbestätte verschaffen möchten. Das Ganze sei ein offener Prozess mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten.
Zwei Stadträte kritisieren das bisherige Konzept
Nach Ansicht von Rolf Pilarski (FDP) hat das Konzept bisher das Thema Thermalwasser sträflich vernachlässigt. Stadtrat Heinrich Liesen von den Freien Bürgern für Baden-Baden regte an, bei den künftigen Vorhaben neben der Bäder- die Kulturstadt Baden-Baden stärker zu berücksichtigen.