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Aktion von BT und BNN

„Wer will mich haben?“: 72 Prozent der vorgestellten Tiere finden ein neues Zuhause

Ob Vierbeiner oder Vögel: Bei der Vermittlungen von Tierheimen ist die Aktion „Wer will mich haben?“ in Baden-Baden und Umgebung eine feste Größe.

Gelassen:  Kater „Darius“ ist zwar ein Weihnachts-Fan, doch von großer Aufregung hält er nichts.
Gelassen: Kater Darius ist zwar ein Weihnachtsfan, doch von großer Aufregung hält er nichts. Foto: Henning Zorn

Für das Baden-Badener Tierheim war 2022 kein einfaches Jahr. Die Vermittlung besonders von größeren Hunden sowie von Kleintieren wie etwa Kaninchen ist deutlich schwieriger geworden. Hinzu kommt ein eklatanter Fachkräftemangel bei Tierpflegern, der dem Personal des hiesigen Tierasyls viel Mehrarbeit beschert.

Helfen konnte in diesem Jahr wieder die Aktion von BT und BNN: „Wer will mich haben?“ – das fragten wir in fast jeder Woche und stellten insgesamt 60 Tiere zur Vermittlung vor. Rund 72 Prozent dieser Vierbeiner und Vögel fanden so ein neues Zuhause.

An zwei Wochenenden im Juli stand das Telefon im Tierheim nicht mehr still. Damals durften sich zwei kleine, rund ein halbes Jahr alte Malteser-Buben präsentieren: Archie und Leon. Die beiden kleinen Hunde waren der Polizei aufgefallen, als sie einen osteuropäischen Reisebus an der Baden-Badener Rastanlage kontrollierte. Da von einer illegalen Einfuhr ausgegangen werden musste, wurden die Welpen beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht. Weil kein Eigentümer ausfindig zu machen war, konnten die weißen Wirbelwinde vermittelt werden.

Ihre Bilder lösten einen großen Ansturm aus. Die Entscheidung fiel den Tierschützern im Heim nicht leicht, schließlich durften die beiden nach Iffezheim beziehungsweise Bühlertal ziehen. Einer der Malteser kam zu einem Tierfreund, der zuvor Schäferhunde gehalten hatte und nun ein kleineres Tier wollte. Nach wenigen Wochen teilte er dem Tierheim mit, dass so ein „Mini-Hund“ anstrengender sein könne als ein großer. Leon, dem der Schalk im Nacken sitzt, beteiligt sich nun gerne an der Hausarbeit, in dem er den Handfeger klaut.

Entschieden: „In meinen Käfig kommt keine Weihnachtskugel“: Wellensittich „Ellie“ hat da klare Vorstellungen.
Entschieden: „In meinen Käfig kommt keine Weihnachtskugel.“ Wellensittich Ellie hat da klare Vorstellungen. Foto: Henning Zorn

„Cleo braucht Hilfe!“ Unter diesem Titel stellten wir im September die Bengalkatze Cleo vor. Diese war bei ihrem früheren Halter im Spalt eines gekippten Wohnungsfensters hängengeblieben und hatte sich Quetschungen sowie einen Nervenschaden zugezogen, der eine intensive physiotherapeutische Behandlung erfordert.

Die Katze kam zu einer tierlieben Familie in Gaggenau und „hätte es nicht besser treffen können“, so wird im Tierheim berichtet. Die Familie sorgte dafür, dass Cleo noch eine weitere Operation im Wirbelbereich bekam und verschafft ihr jede nötige Behandlung. Wie es heißt, gibt sich die Katze bei der Therapie auch selbst alle Mühe, denn bei dieser Familie will sie bleiben.

Straßenrowdy Corleone wandelt sich in einen Schmusekater

Ein Zuhause fand mit Hilfe der Serie auch Kater Corleone, ein früherer „Straßenrowdy“ aus Haueneberstein. Dort hatte der kräftige Kater zahlreiche Artgenossen vermöbelt, was ihm im Dorf einen schlechten Ruf einbrachte. Die Baden-Badener Tierschützer waren daher den Bitten aus dem Eberbachdorf nachgekommen und hatten den Rabauken eingefangen.

Im Tierheim legte er dann seine schlechten Angewohnheiten ab und erwies sich als charmanter, ständig hungriger Geselle. Nach der Veröffentlichung interessierte sich ein älteres Ehepaar aus Baden-Baden für Corleone, verliebte sich in den Kater und nahm ihn mit. Inzwischen ist klar: Aus dem Hooligan ist ein Schmusekater geworden.

Hoffnung: Hündin „Syla“ wünscht sich nur, im neuen Jahr endlich ein richtiges Zuhause zu finden.
Hoffnung: Hündin Syla wünscht sich nur, im neuen Jahr endlich ein richtiges Zuhause zu finden. Foto: Henning Zorn

Auch das Schicksal von Ente Schnatterinchen konnte durch die Aktion „Wer will mich haben?“ beeinflusst werden. Für sie fand sich ein neues Zuhause in Rastatt, wo sie mit anderen Enten zusammenleben kann. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings doch, denn Schnatterinchen hat sich in ihrem neuen Zuhause in einen Erpel verliebt. Doch der Erwählte nimmt immer wieder Reißaus, wenn sich die schnatternde Dame nähert.

Und dann gibt es auch Fundtiere, die mit Hilfe ihres „Auftritts“ in der Tageszeitung in ihr altes Zuhause zurückkehren können. In Haueneberstein war eine schon recht betagte Katzen-Seniorin aufgegriffen worden, die irgendwie versucht hatte, sich auf der Straße durchzuschlagen. Sie kam stark unterernährt ins Tierheim, wo man sie auf rund 16 Jahre schätzte, ihr den Namen Elsie gab und sie gründlich aufpäppelte.

Als sie dann im Juni fragen durfte „Wer will mich haben?“, meldeten sich ihre Halter. Diese berichteten, dass die Katzendame eigentlich Cleo hieß, schon 20 Jahre alt war und eigentlich für tot gehalten wurde. So gab es ein großes Hallo, als die vermeintlich Verblichene quicklebendig zurückgebracht wurde.

„Muss das so hell sein?“: Die Meerschweinchen „Ernie“ und „Bert“ wundern sich über die momentanen Zustände im Tierheim.
„Muss das so hell sein?“: Die Meerschweinchen Ernie und Bert wundern sich über die momentanen Zustände im Tierheim. Foto: Henning Zorn

Leider haben es nicht alle unsere „Serienstars“ geschafft, eine neue Bleibe zu finden. Kaninchen zum Beispiel waren in diesem Jahr gar nicht gefragt, da das Tierheim keine Außenhaltung hat und daher abgesehen von der Sommerzeit die Kaninchen auch nicht für eine Haltung im Garten abgeben kann. Reptilien wiederum sind jetzt schwer zu vermitteln, da das Heizen von Terrarien zusätzliche Energiekosten verursacht.

Ganz allgemein zeigten sich für das Baden-Badener Tierheim in diesem Jahr wachsende Probleme bei der Tiervermittlung, was sehr unterschiedliche Ursachen hat. Steigende Kosten in vielen Bereichen sorgen für Zurückhaltung bei der Anschaffung von Tieren.

Bei Hunden, so berichtet Jessica Reichynek vom Tierheim-Team, habe man die Schwierigkeit, immer mehr große, nicht sehr gut erzogene und sozialisierte Tiere aufnehmen zu müssen, für die es schwierig ist, ein neues Zuhause zu finden.

Diese seien oft übereilt in der Corona-Zeit angeschafft worden von Menschen, die dann mit dem neuen Mitbewohner überfordert waren. Dies liege auch an den zahlreichen Hundesendungen im Fernsehen, die den Eindruck erweckten, auch mit schwierigeren Tieren selbst zurechtkommen zu können.

Es war ein unfassbar anstrengendes Jahr.
Jessica Reichynek, Tierheim-Mitarbeiterin

Für die Tierheim-Helfer war es auch sonst ein „unfassbar anstrengendes“ Jahr, so Reichynek. Immer wieder müsse man sich mit wenig Personal um die Bewohner kümmern. Viele ausgebildete Tierpfleger würden nicht im Beruf bleiben, denn dieser sei „anstrengend und braucht Leidenschaft sowie Aufopferungsbereitschaft“. Dies gelte besonders für ein großes Heim wie in Baden-Baden, in dem ständig 80 bis 100 Tiere betreut werden.

Eine besondere Arbeitsbelastung bringt für die Baden-Badener Einrichtung die Bereitschaft zur Aufnahme von Wildtieren, die für Tierheime nicht selbstverständlich ist – auf über 220 ist deren Zahl im vergangenen Jahr gestiegen. Besonders die Aufzucht von Jungvögeln, die alle zwei Stunden gefüttert werden müssen, ist sehr aufwendig.

Teamwork: Tatjana Wolf, Ivonne Steinhardt und Jessica Reichynek (von links) kümmern im Tierheim nicht nur um Hündin „Tilly“.
Teamwork: Tatjana Wolf, Ivonne Steinhardt und Jessica Reichynek (von links) kümmern im Tierheim nicht nur um Hündin Tilly. Foto: Henning Zorn

Dann steht man unter anderem auch unter dem Kommando von jungen Krähen, die ihre geleerten Näpfe scheppernd gegen die Gitter schleudern, um Nachfüllung zu verlangen. Aber auch Entenküken, Marder, Igel, Mäuse, Salamander und ein Fuchs wurden aufgenommen. Besonderen Einsatz verlangte das Einfangen eines Rehkitzes im Sauna-Außenbereich der Caracalla-Therme.

Bei den „normalen“ Heimtieren verzeichnete man 184 Aufnahmen, darunter mehr als 100 Katzen. Sorgen bereiten dem Verein Tierschutz Baden-Baden, der das Tierheim betreibt, die steigenden Energie- und Tierarztkosten. Schon jetzt verschlingt der Betrieb des Heims jedes Jahr rund 250.000 Euro. So ist man ständig auf Spenden angewiesen.

Spendenkonto

Sparkasse Baden-Baden/Gaggenau, IBAN: DE48 6625 0030 0010 0331 73; Volksbank Karlsruhe/Baden-Baden, IBAN DE44 6619 0000 0085 1082 80

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