
Eine Baustelle bringt oft Ärgernisse mit sich. Eingeschränkter Verkehr, Lärm, Dreck, zu wenige Parkplätze und genervte Anwohner. Letztere gibt es auch in der Weststadt von Baden-Baden.
Dort sollen große Bagger und fleißige Arbeiter die nächsten Monate für eine neue und ansprechende Gestaltung sorgen. Doch wo gehobelt wird, da fallen Späne – und es entstehen Probleme.
Die gute Nachricht zuerst: Es muss sich niemand Sorgen machen, aktuell läuft alles nach Plan. Davon konnten sich die Baden-Badener am Donnerstagabend ein eigenes Bild machen, denn Oberbürgermeister (OB) Dietmar Späth lud zum Spaziergang durch die Weststadt ein, um Einblicke in die aktuelle Situation zu gewähren und sich dem Leid der Bürger zu stellen.
Ja, in der Weststadt freut man sich darüber, dass die Rheinstraße zwischen Kleiner und Großer Dollenstraße endlich angegangen wird. Dazu gehört auch ein neues Gebäude, das auf dem derzeit brachliegenden Gelände in der Murgstraße entstehen soll. Im Herbst 2025 sollen laut Alexander Wieland, Geschäftsführer der Gesellschaft für Stadtentwicklung und Stadterneuerung (GSE), dort 54 Wohneinheiten zur Verfügung stehen.
Bewohner der Weststadt klagen über Parkplatzsituation
Die Weststädter finden das toll, sagen aber auch: Wer dort wohnt, braucht zwingend eine Möglichkeit, sein Auto abzustellen. „Und hier gibt es doch jetzt schon Probleme“, ruft eine Dame in die Runde.
Die anderen Teilnehmer stimmen ihr nickend zu – doch Wieland hat eine Lösung parat: Auf dem Gelände werden 61 Stellplätze geschaffen. Außerdem seien zwei öffentliche Ladesäulen für E-Mobilität in Planung. Man wolle vorsorgen. „Sie werden sehen, dass das ein prägendes Gebäude wird, das der Weststadt angemessen ist.“
Weitere Diskussionen gibt es zu diesem über 20 Millionen Euro schweren Projekt nicht. Es ist vielmehr die Baustelle, die seit kurzer Zeit in der Rheinstraße für einseitigen Verkehr und bei den Bürgern für besorgte Gesichter sorgt. Denn auch dort wird die künftige Parksituation kräftig hinterfragt, stehen doch schon heute viele Autos kreuz und quer.
„Es wird sieben Plätze weniger geben“, muss Markus Selig als Leiter des städtischen Fachgebiets Tiefbau gestehen. Im Winter sei es jedoch möglich, Sondernutzungen zuzuschalten.
„Die Situation heute ist doch auch schon schrecklich“, ruft eine Anwohnerin der Rheinstraße – und lässt sich das von den Einzelhändlern bestätigen. Inhaberin Helga Decker von Deckers Biohof hinterfragt, ob es nicht möglich sei, den Bernhardusplatz während der Baustelle zu öffnen, „damit die Kunden wenigstens irgendwo parken können“.
In diesem Punkt teilen sich die Meinungen der Anwohner. Die einen befürchten, dass sich mit dieser Öffnung ein neues Problem einschleicht und auch nach Ende der Bauzeit die Autos den Platz blockieren. Die anderen finden den Ansatz nicht schlecht – so lange man dort das Parken danach konsequent wieder verbietet. Am Ende bleibt es ein Vorschlag, den die Stadtverwaltung diskutieren möchte.
Doch es ist nicht nur das Abstellen der Autos, das die Bürger der Weststadt bewegt. So wird kritisch hinterfragt, welche Bäume denn für das Klima gepflanzt werden – und ob die Stadt sich auch darüber im Klaren sei, dass das alles mächtig Laub und somit Sicherheitsprobleme auf dem Fußweg produziere.
Einzelhändler in der Rheinstraße haben durch Baustelle weniger Kundschaft
Und dann ist da erneut der Einzelhandel, der unter der Baustelle schon jetzt zu leiden scheint. Helga Decker sagt, sie habe bereits jetzt 40 Prozent weniger Umsatz: „Die Kunden denken teilweise, dass die Geschäfte hier wegen der aktuellen Situation nicht geöffnet sind.“
Jan-Achim Schlüter verkauft in der Rheinstraße Einrichtungsgegenstände und kann nicht von so einem hohen Umsatzeinbruch sprechen: „Aber weniger Kunden haben wir schon auch.“ Er und die anderen Einzelhändler fordern deshalb von der Stadt, für die Geschäfte ein wenig Werbung zu machen – was OB Späth zusichert.