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Gemälde auf Stromkästen

Wie eine Kriminalbeamtin mit künstlerischem Talent Baden-Baden verschönert

Stromkästen sind eher nötig denn eine Bereicherung im Stadtbild. Zumindest, bis Kassi Gründler sie bemalt. Warum sie in der Baden-Badener Weststadt für Abwechslung sorgt.

Bemalter, bunter Stromkasten mit dem Bild einer Frau/eines Mädchens
Inspiriert durch ihre Arbeit: Die Künstlerin Kassi Gründler malt gerne „starke, freche, verträumte Frauen“. Foto: Natalie Dresler

Kunterbunte Stromkästen, die sofort ins Auge stechen: Kassandra Gründler hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Stadtviertel zu verschönern und peppt dafür graue Stromkästen und Multifunktionsgehäuse mit ihrer Kunst auf. Drei Projekte in der Weststadt konnte sie bereits realisieren, Anwohner anderer Stadtteile haben schon ihr Interesse an der farbigen Verschönerungsaktion bekundet.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es – das ist mein Motto“, sagt Kassandra „Kassi“ Gründler. Und deshalb tut die hauptberufliche Kriminalbeamtin etwas und widmet ihre Freizeit der Verschönerung ihres Viertels.

Porträts aus Acryl: Kassi möchte die grauen Kästen mit ihrer Kunst verschönern.
Porträts aus Acryl: Kassi möchte die grauen Kästen mit ihrer Kunst verschönern. Foto: Natalie Dresler

Die grauen, langweiligen, teilweise wild mit Graffiti besprühten Stromkästen „haben genervt“. Stattdessen schmücken jetzt Porträts von Frauen, Affen, einem Hund und viele andere bunte, fröhliche Elemente einige Kästen entlang der Schwarzwald- und Hubertusstraße. Weitere Projekte sind geplant. „Ich mache das in meinem Tempo, immer mal wieder, wenn Luft ist“, erklärt Gründler.

Neben ihrer Zeit investiert die 45-Jährige auch Geld in das benötigte Material. Zwar sei ihr Projekt von der Deutschen Telekom im Rahmen ihrer Aktion „Aus Grau wird Bunt“ und von den Stadtwerken Baden-Baden abgesegnet, finanziell unterstützt wird es nicht.

Mein Herz schlägt für die Polizei, meine Seele ist Künstlerin.
Kassi Gründler, Kriminalbeamtin

„Aber ich bin froh, dass ich es machen darf“, betont Gründler und fügt hinzu: „Mein Herz schlägt für die Polizei, meine Seele ist Künstlerin.“

Motive müssen genehmigt werden

Viele positive Rückmeldungen habe sie schon von Nachbarn und Passanten bekommen. „Autofahrer halten an oder rufen aus dem Auto, dass es ihnen gefällt“, erzählt sie. „Zwei haben sogar noch mal umgedreht und das Gespräch gesucht. Der Hammer“, freut sich Kassi Gründler, dass ihr Projekt so gut angenommen und unterstützt wird.

Bevor die Künstlerin loslegen kann, muss sie den Stadtwerken und der Telekom ihre Motive zuschicken. Auf diese Weise soll niemand die Aktion für etwaige rassistische Inhalte missbrauchen können.

Sobald die Freigabe erteilt wurde, schnappt sich die Künstlerin ihr „Artmobil“, ein liebevoll gestalteter Bollerwagen, in dem Reinigungs- und Malutensilien Platz finden, und spaziert damit zum auserkorenen Stromkasten beziehungsweise Multifunktionsgehäuse.

Tobt sich kreativ aus: Kassandra Gründler zeigt bei einem Spaziergang ihre Kunstwerke, hier in der Hubertusstraße beim Wohnmobilstellplatz.
Tobt sich kreativ aus: Kassandra Gründler zeigt bei einem Spaziergang ihre Kunstwerke, hier in der Hubertusstraße beim Wohnmobilstellplatz. Foto: Natalie Dresler

„Erst muss ich richtig schrubben, mit Stahlwolle“, beschreibt Gründler, wie sie die grauen Kästen sauber macht. Dann schleift sie sie an, grundiert sie mit einem ersten Anstrich, bevor sich die Künstlerin schließlich mit Acrylfarben und Spraydosen kreativ austobt.

„Ich könnte alles bemalen, mich würde nichts zurückhalten“, sagt Kassi Gründler lachend, stellt aber auch fest, dass Kästen mit Rillen statt glatter Oberfläche eine besondere Herausforderung darstellen.

Auf den Social-Media-Plattformen Facebook, Instagram und Tiktok teilt sie ihr Kunstprojekt mit der Community, zeigt Vorher-Nachher-Bilder und wie die Arbeit dazwischen aussieht. Damit aus einem grauen Kasten ein buntes Kunstwerk wird, „brauche ich circa einen Tag“.

Bei der Frage nach ihrer Inspiration antwortet die Beamtin: „Mein Beruf.“ Das Thema Gewalt inspiriere sie dazu, „starke, freche, verträumte Frauen“ zu malen und mit ihrer Kunst den „Seelenblick“ darzustellen.

Ich würde gerne in der Innenstadt malen.
Kassi Gründler, Kriminalbeamtin und Künstlerin

Auch Anfragen von Bewohnern anderer Stadtteile habe sie bereits erhalten, zum Beispiel aus Balg. Kassis Gründlers großer Wunsch: „Ich würde gerne in der Innenstadt malen.“ Aber da, glaubt sie, „gehen die Stadtwerke nicht so mit“.

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