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Streit um Wanderfalkenschutz

Wie Natursportler die Vollsperrung am Baden-Badener Battert abwenden wollen

Freizeitkletterer und Regierungspräsidium Karlsruhe sind sich uneins, wie sich der Wanderfalke am Battert in Baden-Baden schützen lässt. Worum geht es?

Zwei Männer klettern an einer Felsenwand
Beliebte Tour: Die Badener Wand am Battert in Baden-Baden steht bei Kletterern hoch im Kurs. Sie befürchten jetzt eine ganzjährige Sperrung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe. Foto: Ronald Nordmann / Panico Alpinverlag

Kommt eine ganzjährige Sperrung der Badener Wand und ein Abbau der Felsenbrücke an den Battertfelsen in Baden-Baden?

Der Deutsche Alpenverein (DAV), der Arbeitskreis Klettern und Naturschutz (AKN) Battert und der Schwarzwaldverein zumindest befürchten, das Regierungspräsidium Karlsruhe werde bei dem Pressetermin am 9. November eine entsprechende Allgemeinverfügung verkünden.

In dieser Debatte geht es vor allem um die Frage, ob das bislang für den Battert geltende Konzept ausreicht, um dort brütende Wanderfalken zu schützen.

DAV-Landesverband Baden-Württemberg befürchtet Sperrung des Battert

„Nach dem Verlauf der bisherigen Gespräche haben wird den Eindruck, dass die Sperrung kommen wird“, sagt Kai Helmle, Geschäftsführer des DAV-Landesverbands Baden-Württemberg, am Donnerstag vor Medienvertretern. Es sei nicht gelungen, einen Konsens mit allen Akteuren zu erzielen, moniert er.

Die Verbände werfen dem Regierungspräsidium vor, nicht zu Kompromissen bereit zu sein. Es bestehe vielmehr darauf, diese Wand komplett zu sperren. Sie ist bei Kletterern aus dem ganzen Land, der Pfalz und dem Elsass sehr beliebt.

Zum Hintergrund: Das Regierungspräsidium möchte die Wanderfalken an den Battertfelsen besser schützen. Bislang sind der westliche Teil der Badener Wand und die Felsenbrücke während der Brutzeit gesperrt.

Die Naturschutzbehörde registriert nach eigenen Angaben zunehmend Verstöße gegen dieses Verbot. Die Folge: Seit der Wiederbesiedlung der Felsen 2004 sei die Brut nur in zehn Jahren erfolgreich gewesen.

Die geplanten Schritte sind zu rigoros und nicht verhältnismäßig.
Mirko Bastian, Geschäftsführer des Schwarzwaldvereins

„Die geplanten Schritte sind zu rigoros und nicht verhältnismäßig“, kritisiert Mirko Bastian. Kompromiss bedeute, nicht auf Maximalforderungen zu bestehen, sagt der Hauptgeschäftsführer des Schwarzwaldvereins.

Die Verbände seien aufgrund ihrer Satzungen dem Natur- und Artenschutz verpflichtet – jedoch mit Augenmaß.

Sie erhalten prominenten Beistand durch Ralf Dujmovits. Nach Auskunft des Profi-Bergsteiger aus Bühl, der alle Achttausender erklommen hat, verzichten die Kletterer bereits freiwillig auf bestimmte Routen, um die Natur nicht zu beeinträchtigen.

Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, warum die drohende Sperrung nicht mit den Verbänden abgestimmt sei. „Die Badener Wand möchten wir nur ungern aufgeben“, sagt Dujmovits.

Die Verbände und Organisationen wehren sich dagegen, dass ausschließlich uneinsichtige Kletterer und Wanderer für die Misserfolge bei der Wanderfalken-Brut verantwortlich sein sollen.

Nach Auskunft von Thomas Frickert geht die Zahl der Bruterfolge in ganz Baden-Württemberg zurück. Auch die Konkurrenz mit dem sich stärker ausbreitenden Uhu könnte eine Ursache sein, argumentiert der DAV-Beauftragte für Naturschutzfragen. Zudem könnte häufiger auftretender Starkregen ebenfalls eine negative Rolle spielen.

DAV und Schwarzwaldverein machen konkrete Vorschläge, um den Wanderfalkenschutz zu verbessern. Sie regen an, nicht nur einen Teil, sondern die komplette Badener Wand vom 1. Januar bis 31. Juli zu sperren. Das Ende der Schutzzeit sollte jedoch flexibel und an den Brutverlauf angepasst sein.

Nach Auskunft von Michelle Müssig, stellvertretende DAV-Landesvorsitzende, ist der DAV weiter bereit, die Kletterhaken in der unteren Wand zeitweise zu verschrauben, um den Sport daort zu unterbinden.

Machen Sie jetzt nicht den Sack zu.
Gerhard Goll, früherer Nationalpark-Beirat

Müssig schlägt weiter vor, dass ein hauptamtlicher Ranger die Einhaltung der Auflagen kontrollieren und Besucher informieren sollte. Ein mehrjähriges Brut-Monitoring mit Wildtier-Kameras sollte Aufschluss über Erfolg oder Misserfolg geben. Sie fordert zudem, die Besucherlenkung am Felsenkopf konsequent umzusetzen.

„Machen Sie jetzt nicht den Sack zu, sondern reden miteinander“, appelliert Gerhard Goll. Der frühere DAV-Vertreter im Beirat des Nationalparks spricht sich dafür aus, gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden.

Der Battert sei für den Klettersport und den Naturschutz gleichermaßen wichtig. Er sei aber auch seit Jahrzehnten ein Kulturgut, das für den Tourismus und neuerdings auch den Welterbestatus Baden-Badens sehr bedeutend sei.

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