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Enttäuschte Erwartungen und Angriff aus dem Hinterhalt

Wie sich die OB-Wahl in Baden-Baden zu einem Wahl-Krimi entwickelte

Ein überraschender Angriff aus dem Hinterhalt, ein unerwartetes Opfer und Spannung bis zum Schluss: Die OB-Wahl in Baden-Baden ist ein echter Krimi.

Vor einem Transparent zur Oberbürgermeisterwahl in Baden-Baden werden Flyer der vier Bewerber gehalten.
Ein Quartett blieb übrig: Vier Bewerber traten zur Stichwahl an. Beim ersten Wahlgang vor 14 Tagen hatte Dietmar Späth die Nase deutlich vorne. Foto: Bernd Kamleitner

Ein unerwartetes Opfer, ein überraschender Angriff aus dem Hinterhalt, und Spannung bis zum Schluss: Diese Zutaten sind eine gute Basis für eine packende Krimi-Handlung.

Doch es geht „nur“ um die Oberbürgermeisterwahl in Baden-Baden. Unser Rückblick zeigt, wie sich die Lage beim Kampf um das höchste Amt in der Bäderstadt in den vergangenen Monaten zuspitzte.

26. August: Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) gibt bei einem Empfang zu ihrem 60. Geburtstag bekannt, was keine Überraschung war: Sie wird bei der OB-Wahl für eine zweite Wahlperiode kandidieren.

7. Oktober: Der Mergen-Stellvertreter und Erste Bürgermeister Alexander Uhlig (parteilos) erklärt seinen Verzicht auf eine Kandidatur. Das kommt für viele überraschend, denn sein Name war als ein möglicher Bewerber gehandelt worden.

OB-Wahl in Baden-Baden: Bewerbung um Mitternacht

11. Dezember: Direkt nach Mitternacht beginnt an diesem Samstag die Bewerbungsfrist für die Wahl am 13. März. Rathaus-Chefin Mergen wirft ihre Bewerbung um Mitternacht in den Rathausbriefkasten.

13. Dezember: Am Montagmorgen liegt eine weitere Bewerbung vor. Zunächst ist über die Identität der Bewerberin oder des Bewerbers nichts bekannt. Wochen später klärt sich das auf: Auch Sozial-Bürgermeister Roland Kaiser (Grüne) hat seinen Hut in den Ring geworfen.

27. Januar: Das Bewerber-Karussell nimmt Fahrt auf. Rolf Pilarski (FDP) gibt seine Bewerbung ab und tritt nach 2014 erneut bei einer OB-Wahl in Baden-Baden an.

8. Februar: Peter Hank (Die Basis) reicht seine Bewerbung ein.

Kandidaturen auf den letzten Drücker

14. Februar: Die Bewerbungsfrist endet. Neun Umschläge liegen vor. Mittlerweile haben auch der Muggensturmer Bürgermeister Dietmar Späth (parteilos) und Bettina Morlok (FBB) ihre Kandidatur bekannt gegeben. Auf den letzten Drücker werden noch drei weitere Bewerbungen eingereicht. Namen sind zunächst nicht bekannt.

17. Februar: Der Wahlausschuss prüft die neun Bewerbungen. Die von Alessandro Carbonaro fällt raus. Laut dem Wahlausschussvorsitzenden Uhlig kam sein Kuvert zerrissen an. Das Bewerbungsschreiben und ein Großteil der für die Bewerbung erforderlichen 100 Unterschriften hätten gefehlt. Es wird zudem bekannt, dass auf dem Wahlzettel am 13. März auch die Namen von Stefan Bäuerle und Peter Görtzel stehen werden.

Späth legt beim ersten Wahlgang in Baden-Baden vor

13. März: Nach dem ersten Wahlgang erreicht kein Bewerber die erforderliche Mehrheit. Späth liegt mit 39,6 Prozent vorne. Dahinter folgen Mergen (24,7) und Kaiser (24). Morlok kommt auf 5 Prozent, Pilarski bei 3,3 Prozent. Abgeschlagen sind Hank (1,7), Bäuerle (0,9) und Görtzel (0,8). Die Wahlbeteiligung liegt bei 41,8 Prozent.

14. März: Aus der Ernüchterung ziehen Pilarski, Bäuerle und Görtzel die Konsequenz. Sie steigen aus. Am späten Abend taucht völlig überraschen ein neuer Name auf: Beate Böhlen, Bürgerbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, frühere Baden-Badener Landtagsabgeordnete und Stimmenkönigin bei den Kommunalwahlen, kündigt gegenüber dieser Redaktion ihre Bewerbung an - obwohl ihr Parteikollege Roland Kaiser noch im Rennen ist und ohne Abstimmung mit ihrer Partei.

Rückzieher von Margret Mergen

15. März: Am Morgen steht fest, dass die Ära Mergen auf dem Chefsessel des Rathauses der Bäderstadt am 9. Juni enden wird. Die CDU-Frau kündigt an, für den zweiten Wahlgang am 27. März nicht mehr zu kandidieren.

16. März: Es bleibt turbulent. Böhlen gibt keine zwei Tage nach ihrer Ankündigung ihren Rückzug bekannt. Offensichtlich hatte sie von der Partei heftigen Gegenwind zu ihrem Vorstoß erfahren.

17. März: Der Wahlausschuss legt fest, in welcher Reihenfolge die vier verbleibenden Bewerber auf dem Stimmzettel erscheinen: Kaiser vor Hank, Morlok und Späth.

19. März: Späth, der einen nicht zu übersehenden aufwändigen Wahlkampf betreibt, ist mit Stimmungsmache gegen ihn konfrontiert. Bilder und ein Film über eine Teilnahme an einem Wochenendtrip der Zeitschrift Playboy auf Mallorca machen in den sozialen Medien die Runde.

Stimmungsmache gegen Dietmar Späth

Auch zur finanziellen Unterstützung von Förderern gibt es Spekulationen, und ihm wird eine angebliche Alkoholabhängigkeit unterstellt. Im Gespräch mit dieser Redaktion weist Späth Gerüchte zurück. Er räumt ein, in Muggensturm eine Ratssitzung angetrunken geleitet zu haben. Er habe nachmittags an einer Schnapsprobe teilgenommen und nicht daran gedacht, dass abends noch Ratssitzung war.

22. März: Späth verteilt in der Frühe in der Vincenti-Straße mit seinen Wahlhelfern kleine, mit Slogans bedruckte Bäckertüten mit süßem Inhalt. Zielgruppe sind Erstwähler ab 16 des nahen Gymnasiums Hohenbaden. Auch Grundschüler von gegenüber zeigen Interesse an der süßen Wahlwerbung. Das bring Eltern auf die Palme. Sie wettern gegen das Ködern von Kindern mit überzuckerten Lebensmitteln.

26. März: Wahlkampfendspurt für die vier Bewerber.

27. März: Der Wähler entscheidet.

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