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Andenken an den Vater

Wieso ein Geschwisterpaar aus Australien in Baden-Baden eine Bank ölt

Ein Geschwisterpaar aus Australien reist nach Baden-Baden, um die von der Familie vor Jahren gestiftete Sitzbank in der Lichtentaler Allee einzuölen. Wir erzählen die Familiengeschichte.

Catherine und Michael Stephan pflegen die Bank ihres Vaters
Erinnerungen an den Ausgewanderten: Die Australier Catherine und Michael Stephan machen auf ihrer Reise durch Europa Halt in Baden-Baden, wo ihr Vater herkommt. Foto: Veruschka Rechel

Die Geschwister Catherine und Michael Stephan haben mit ihrer Mutter Jean eine weite Reise auf sich genommen: Aus Australien kamen sie her, um eine Sitzbank in Baden-Baden zu ölen.

Diese ist ein Andenken an ihren deutschen Vater Günter. Nach seinem Tod im August vor fünf Jahren hatte seine Witwe eine Bank bei der Klosterwiese gestiftet.

Der Kommunikationsingenieur Günter Stephan aus Lichtental war in den 1960er Jahren nach Australien ausgewandert. Seine Mutter Marianne hatte ein Einrichtungsgeschäft und Vater Erich war Buchhalter im Kurhaus.

Familiengeschichte findet in Baden-Baden ihren Anfang

Die Großeltern besaßen noch ein großes Geschäft mit feiner Tisch- und Bettwäsche und Haushaltsbedarf sowie mehrere Liegenschaften in Lichtental. Doch der Zweite Weltkrieg veränderte alles für die Familie Stephan.

Nachdem Günter Stephan seine Berufsausbildung in Deutschland absolviert hatte, arbeitete er zunächst in Baden-Baden und der Region. Doch irgendwann packte ihn das Fernweh, und er ließ sich von einem Freund dazu überreden, mit ihm nach Australien auszuwandern, um gemeinsam ein Unternehmen zu gründen.

Es war von großem Erfolg gekrönt, Stephan heiratete die Historikerin Jean, bekam eine Tochter und zwei Söhne mit ihr und blieb für immer auf dem fünften Kontinent.

Trotzdem vergaß er seine Heimat nicht, brachte seinen Kindern, so gut es ging, die deutsche Sprache bei und besuchte mit seiner australischen Familie regelmäßig Baden-Baden, vor allem, solange seine Eltern noch lebten. „Deshalb schätzen wir Baden-Baden und die Umgebung sehr, es ist wie unser zweites Zuhause“, erzählte Catherine Stephan, die Ärztin geworden ist.

In der Kurstadt gibt es keine Angehörigen mehr, dafür in Heidelberg, Bremen und Luxemburg, die sie bei ihrem jetzigen Europatrip alle besucht haben. „Durch Corona waren wir einige Jahre nicht in Deutschland und haben deshalb auch jetzt erst die gestiftete Bank gesehen“, erklärte Informatiker Michael Stephan.

Er würde in Deutschland gerne ein Zusatzstudium machen, wenn es möglich ist. Der Dritte im Bunde, ihr Bruder Christopher, Flugzeugingenieur und Pilot, konnte jobbedingt bei dieser Europareise nicht dabei sein. Deshalb haben Catherine und Michael die Holzbank zu Papas Ehren nur zu zweit liebevoll gesäubert und sorgfältig geölt.

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