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Sprachbarrieren

Familienzentrum in Baden-Baden ist wichtige Anlaufstelle für Ukrainer

Das Willkommens-Café in Baden-Baden bietet vielen ukrainischen Geflüchteten einen gewissen Halt. Seit April gibt es das Angebot schon.

Während die Erwachsenen die kleine Auszeit genießen, geht der Nachwuchs ans Basteln, so wie die kleine Solomia (Mitte, Vordergrund).
Während die Erwachsenen die kleine Auszeit genießen, geht der Nachwuchs ans Basteln, so wie die kleine Solomia (Mitte, Vordergrund). Foto: Christiane Krause-Dimmock

Ein bisschen Stollen, Linzertorte, Butterbackes und O Tannenbaum. Seit April lädt das Scherer Kinder- und Familienzentrum ein Willkommens-Café für ukrainische Geflüchtete an. Passend zur Jahreszeit gab es nun die Weihnachtsedition.

Kaffee und Gebäck waren – so zeigte sich sehr schnell – angenehme Nebensache. Als viel wichtiger kristallisierte sich die Möglichkeit der entspannten Zusammenkunft heraus, erklärt Larissa Gavenda. Seit ein paar Wochen ergänzt sie das Team um Einrichtungsleiterin Ankica Rukavina.

Ein kleiner Stundenanteil steht dafür zur Verfügung und macht damit die Treffen und andere Angebote um einiges leichter. Man sei froh darüber, die Ukrainerin im Team zu wissen. Denn noch ist Sprache ein großes Thema.

Auch für die neue Kollegin. Mit ihr wird derzeit noch auf Englisch kommuniziert. Deutsch lernt sie erst, genau wie viele andere und wie ab Jahresanfang auch eine Reihe von kleinen Ankömmlingen. Kinder, die in der Kita nicht untergekommen sind, sollen bei diesem speziellen Angebot Bekanntschaft mit der neuen Sprache machen.

Ein Ort wie das Willkommens-Café macht es für viele Flüchtlinge aus der Ukraine einfacher

Bei der kleinen Solomia ist das ein wenig einfacher. Ihre Mama hat schon vor der Flucht reichlich Deutschland- und somit Spracherfahrung gesammelt. Als sie in Frankfurt für ein großes Autohaus tätig war, dabei ihre Sprachkenntnisse perfektionieren konnte und ihr Studium ausbaute, ahnte allerdings noch keiner, dass ihr genau das jetzt enorm weiterhelfen würde.

So aber kommt die Familie – gemessen an den Schicksalen und der gegenwärtigen Situation ihrer Landsleute – ganz gut zurecht. „Wir haben eine Wohnung gefunden und ich werde demnächst meine B2-Prüfung ablegen.“ Danach, so hofft sie, wird sie Arbeit finden.

Manches werde einfach leichter, wenn man einen Ort wie diesen habe, an dem man zusammenkommen kann, einen, an dem es angenehm ist, herrscht am Tisch Einigkeit. Frisch gebrühten Kaffee und leise Gespräche gibt es dort. „Jeder hat hier seine Probleme, seine Fragen und braucht Informationen“, fasst Larissa Gavenda den Inhalt der Unterhaltungen zusammen. Da gehe es um Behörden, um Meldeverfahren, um die Einschulung der Kinder und mehr.

„Manchmal sind es auch ganz schlimme und wichtige Dinge, bei denen versucht wird, zu helfen.“ Eine Familie reiste etwa mit einem zuckerkranken Kind an und benötigte sehr dringend Insulin. „Sie wussten nicht, wie sich das mit Arztbesuchen verhält, sie waren natürlich bei der Ankunft noch nicht registriert und krankenversichert.“ Doch der Buschfunk, der in diesem Fall über Facebook und Telegram sendet, funktioniert. Auch hier in der Stadt.

Kinder der Flüchtlinge basteln in Baden-Baden zusammen Weihnachts-Schmuck

Ein anderer wichtiger Aspekt, der die Besuche im Willkommens-Café sympathisch mache, liegt augenscheinlich auf der Hand. An einem separaten Tisch sitzen die Kinder der Besucher zusammen. Sie basteln.

Bei der „Weihnachtsedition“ geht es zwangsläufig um festlichen Schmuck, der noch ein paar Tage länger als hierzulande auf seinen großen Einsatz warten muss. „Das orthodoxe Weihnachtsfest findet erst am 7. Januar statt“, erinnert Larissa Gavenda. Diese Überschneidung ist mit ein Grund dafür, warum das Willkommens-Café sich jetzt in die Feiertagspause verabschiedet.

Gebastelt wird trotzdem. FSJ-Kraft Tijana Milankovic bringt sich dabei ein, mit den Kleinsten, auch mit Solomia, kleine Bommelmützen zu basteln. Leere Toilettenrollen und Wollreste erfahren dabei eine ganz große Renaissance. Denn manchmal sind es die kleinen Dinge, die weiterhelfen können, zeigt sich hier genau wie bei fast jedem Treffen. So ist das Willkommens-Café im Scherer Kinder- und Familienzentrum für viele Ukrainer längst zur wichtigen Anlaufstelle geworden, wenn sich hier 14-tägig die Tore öffnen.

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