BNN und Badisches Tagblatt fusionieren: „Wir sind jetzt Partner“
Die Zeitungslandschaft in der Region wird neu aufgestellt. Die Karlsruher Regionalzeitung BNN übernimmt das Badische Tagblatt in Baden-Baden. Welche Auswirkungen hat dieser Einstieg der Badischen Neuesten Nachrichten beim bisherigen Konkurrenten?
Zwei Profis seien jetzt gemeinsam am Werk, sagt Baur, zwei Parteien, die ihr Gebiet, ihr Geschäft und den Markt kennen. „Wir sind jetzt Partner.“
Am Dienstag hatten Baur in Karlsruhe sowie in Baden-Baden die BT-Führungsetage um den scheidenden Geschäftsführer Wolfgang Hoffarth, Mitverlegerin Xenia Richters und den Sprecher der BT-Gesellschafter, Rechtsanwalt Rolf Metzmaier, den Belegschaften verkündet, dass die BNN 24 Prozent der Anteile der Badisches Tagblatt GmbH erworben hat. Angestrebt ist der hundertprozentige Erwerb der Traditionstageszeitung aus Baden-Baden.
Für beide Seiten, das betont Baur am Mittwoch erneut, sei das die beste Lösung gewesen. Er nehme die Zukunft des Badischen Tagblattes sehr ernst und fühle sich den Mitarbeitern verpflichtet. Soziales Handeln gehöre seit jeher zur Matrix sowohl der Badischen Neuesten Nachrichten als auch des Badischen Tagblattes.
Schnelle Änderungen in den Strukturen beider Zeitungen strebe er nicht an – sondern eine Parallelität mit einem freundschaftlichen Prozess zwischen den Häusern. Er habe, so Baur, keinen am grünen Tisch entworfenen Masterplan in der Tasche, sondern wolle die Menschen miteinbeziehen und in Zukunft journalistische Inhalte sorgfältig austarieren.
Denkverbote gebe es dabei keine, die beiden Zeitungsmarken BT und BNN sollen unter seiner Hand mit ihren Produkten „selbstlenkend“ weiterbestehen. „Ich möchte keine Kannibalisierung zwischen den Blättern“, so Baur.
Kein Abbau von Arbeitsplätzen geplant
Im Vordergrund stehe der gemeinsame Kampf zur Verteidigung der journalistischen Freiheit und Breite in Baden. Mit den BNN übernehme keine anonyme Aktien- oder Medienholding das BT, sondern ein vertrauensvoller und in der Region verankerter Nachbar und Partner.
Es gehe darum, in beiden Verlagshäusern „die Arbeitsplätze anspruchsvoll in die Zukunft zu führen“. Ein schneller und zeitnaher Abbau von Arbeitsplätzen stehe daher nicht zur Debatte.
„Der Zusammenschluss der beiden Verlage bedeutet eine Stabilisierung der badischen Medienlandschaft. Jeder weiß, wie schwierig die Welt für die Printmedien geworden ist. Sinkende Abozahlen und der Druck, sich digital weiterzuentwickeln, sind für die Verlage eine große Herausforderung. Zwar geht durch die Fusion ein Stück Wettbewerb verloren, unterm Strich überwiegen aber die positiven Aspekte: Sonst bestünde die Gefahr, dass wir auf die gewohnte Zeitung am Frühstückstisch verzichten müssten. Die Zeitung hat noch immer viele Vorteile gegenüber anderen Informationsquellen.“
„Es bleibt am Ende eine echte badische Zeitung, die diesen Landstrich bedient. Darüber bin ich froh. Anhand der Auflagenzahlen lässt sich ablesen, dass Zeitungsverlage unter großen wirtschaftlichen Zwängen stehen: Für die Tageszeitung wird es immer schwieriger. Vor diesem Hintergrund kann ich den Schritt nachvollziehen.“
„Die Fusion der beiden großen Zeitungshäuser ist eine bedeutende Entwicklung in der Presselandschaft unserer Region. Beide Zeitungen können auf eine lange Geschichte zurückblicken, sind familiengeführt und haben jetzt eine zukunftsweisende Entscheidung für beide Zeitungen getroffen. Im Interesse der Region Baden-Baden/Karlsruhe und aller Mitarbeitenden wünsche ich dem Vorhaben einen guten Start und eine erfolgreiche Zukunft.“
„Die Nachricht hat mich überrascht, ich bin aber davon überzeugt, dass die Fusion der richtige Weg ist, um für die Region zwei Zeitungen zu erhalten. Ansonsten hätte die Gefahr bestanden, dass sich ein großer Verlag von außerhalb einen Titel einverleibt. Als ehemaliger Vorsitzender der Gaggenauer Gewerbegemeinschaft weiß ich, wie schwierig das Umfeld für Tageszeitungen geworden ist: Der Zusammenschluss ist ein sicheres Standbein für die Zukunft.“
„Der Landkreis Rastatt profitiert schon seit vielen Jahrzehnten von einer in der Region verwurzelten Medienlandschaft. Dass diese Verwurzelung nach dem Zusammenschluss der Badischen Neuesten Nachrichten mit dem Badischen Tagblatt weiter Bestand haben wird, begrüßen wir sehr. Erfreulich ist vor allem die Zusicherung, dass der Standort des Badischen Tagblatts in Mittelbaden und die Lokalredaktionen beibehalten werden sollen. Wir freuen uns auf eine weiterhin kritische und facettenreiche, aber auch sachlich fundierte Berichterstattung in den verschiedenen Formaten des nunmehr zusammengeschlossenen Verlags.“
„Wir haben ja bereits durch die Zusammenlegung der Lokalredaktionen Bühl und Baden-Baden des Badischen Tagblattes Erfahrung mit Veränderungen in unserer Presselandschaft. Der Markt ist angesichts des großen Drucks in der Branche sehr schnelllebig geworden. Ich hoffe, dass die Koexistenz der beiden Zeitungen lange erhalten bleiben wird und denke aber auch, dass die Zusammenlegung der beiden regionalen Verlage langfristig das Beste für die mittelbadische Zeitungslandschaft ist.“