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Umbau hat 2019 begonnen

Alternative zum Neubau: Sparkasse saniert die Zentrale in Bühl für 16 Millionen Euro

Die Sparkasse Bühl hat auf einen prestigeträchtigen Neubau verzichtet. Dabei wäre dieser nicht teurer gewesen als die Sanierung. Wo liegen die Vorteile?

Sparkasse Bühl
Springende Fenster: Die Fassaden der Sparkasse in der Eisenbahnstraße wurden völlig neu gestaltet. Die Fenster liegen nicht in einer Achse. Foto: Ulrich Coenen

Es ist eine Evolution, keine Revolution. Die Sparkasse Bühl hat ihre Zentrale in der Eisenbahnstraße bewusst erhalten und nicht durch einen prestigeträchtigen Neubau ersetzt. Der wäre nicht einmal teurer gewesen als die 16 Millionen Euro, die das Kreditinstitut in die Sanierung investiert hat.

Damit wollte die Sparkasse einerseits im Hinblick auf den Klimaschutz die „Graue Energie“ – also die Energie, die für Herstellung, Transport und Entsorgung gebraucht wird und die im Stahlbetonskelett des riesigen Baukörpers steckt – schonen.

Sie setzt andererseits auch auf Tradition. Aus diesem Grund blieb das Treppenhaus aus den 1970er Jahren erhalten, Terrazzo-Stufen, wie sie typisch für diese Zeit sind, die aber beschädigt waren, wurden original ersetzt.

Vor einem halben Jahrhundert spielte die Tradition hingegen keine Rolle. 1973 ließ die Sparkasse die zuvor als Bankzentrale genutzte spätklassizistische Villa Massenbach aus der Mitte des 19. Jahrhundert für ihren Neubau abreißen. Für die damalige Zeit war dieser unsensible Eingriff ins Stadtbild, der zum ersten Neubau in der Eisenbahnstraße führte, geradezu typisch.

Fassaden wurden bereits 1999 aufgehübscht

Die vielfach gestaffelte bis zu dreigeschossige Sparkassen-Zentrale nach Plänen des Architekten Rudolf Heinemann (Freiburg) wurde durch eine braune Vorhangfassade aus Aluminium und die charakteristischen Sichtbetonbrüstungen der umlaufenden Balkone geprägt.

Sie wurde 1976 ihrer Bestimmung übergeben. Die Aufstockung um ein Penthouse-Geschoss nach einem Entwurf des Bühler Büros Seebacher und Krauth 1999 hat die Grundstruktur des Hauses kaum verändert, lediglich die Fassaden wurden der aktuellen Mode entsprechend aufgehübscht. Der 2019 begonnene Umbau auf der Basis eines Einladungswettbewerbs greift nun sehr viel stärker in den Bestand ein.

Ein Bankhaus wie eine Pyramide

Nach einem Entwurf des Büros Planum (Bühl) wurde der fast schon pyramidenartig gestufte Baukörper an seiner Hauptfassade gegen die Eisenbahnstraße im Bereich des vorspringenden Westflügels aufgestockt und damit im Hinblick auf die Umgebung gemildert.

Die Balkone sind aus gestalterischen und energetischen Gründen verschwunden. Das 1999 als Penthouse aufgesetzte vierte Geschoss wurde angeglichen. Gleichzeitig haben die Architekten die Bandfassade der 1970er Jahre durch eine asymmetrische Lochfassade mit drei unterschiedlichen raumhohen Fensterformaten ersetzt.

Statt der bisherigen reliefartigen Struktur hat die Sparkasse nun eine gleichförmige Putzfassade (mit modernem Wärmedämmverbundsystem), die eine beruhigende Wirkung auf die diffusen städtebaulichen Strukturen im mittleren Abschnitt der Eisenbahnstraße hat.

Trotz der „springenden Fenster“, die die hohen Fassaden auflockern, bleibt sie aber ein gewaltiger zerklüfteter Baukörper, der seit den 1970er Jahren nicht in die kleinteilige Bebauung der Eisenbahnstraße passt.

Sanierung ist gut für die Klimabilanz

Das bis auf das Stahlbetonskelett zurückgebaute Bankhaus entspricht nun im Hinblick auf die zuvor katastrophale Energiebilanz zeitgemäßen Erfordernissen und hat Neubaustandard. Ein kompletter Neubau an derselben Stelle hätte aber ein völlig anderes Erscheinungsbild gehabt und auch das Baufenster wäre auf dem großen Grundstück ein anderes gewesen.

Aus Gründen des Umweltschutzes war es aber richtig, den Rohbau zu erhalten. Der Komplettabriss von Gebäuden nach nicht einmal einem halben Jahrhundert muss aufhören – Bauen im Bestand dafür einen größeren Stellenwert erhalten.

Die Bemühungen der Architekten haben viele positive Auswirkungen auf die Planungen für das Quartier „Campus“, die wegen Ebbe in der Stadtkasse keine richtigen Fortschritte machen. Der denkmalgeschützte Stadtgartenbrunnen liegt nach wie vor trocken, der Stadtgarteneingang mit der großen Hackschnitzelfläche macht einen extrem ungepflegten Eindruck.

Neue Achse durch die Sparkasse

Mit der neuen Erschließungsachse, die vom Brunnen durch das Bankhaus mit dem zweigeschossigen Lichthof bis zum Sparkassenplatz führt, erhält die Kommune für ihren „Campus“ eine Steilvorlage, die sie nutzen sollte.

Durch den neuen zweiten Haupteingang an der Nordseite wird eine Gleichwertigkeit der Fassaden erreicht, der städtebauliche Relevanz hat. Die Neugestaltung des Vorplatzes an der Eisenbahnstraße und die Absenkung des Rondells am Westrand des Sparkassenplatzes sind Elemente dieser Stadtreparatur.

Die Egalisierung des modellierten Sparkassenplatzes hat in diesem Zusammenhang dieselbe Aufgabe wie die Überarbeitung der Fassaden. Der große Solitär soll besser in das schwierige städtebauliche Umfeld eingebunden werden.

Spektakulärer Ausblicke über die Dächer von Bühl

Das Innere der Sparkasse, das durch das große Atrium geprägt wird, erscheint eleganter als der Außenbau. Dieses Atrium mit dem aus Brandschutzgründen verkleinerten Oberlicht, das bereits den Ursprungsbau als ideelles Zentrum prägte, hat nun eine durch Kunstlicht leuchtende Decke und eine gläserne Galerie erhalten.

Der Teppichboden mit einer Musterung, die Pflastersteine und Vermoosung imitiert, soll an einen alten Marktplatz erinnern. Im Obergeschoss wird das Atrium von einer gläsernen Galerie umgeben, die sich in alle Richtungen zu fließenden Räumen öffnet.

Spektakulär sind die Ausblicke durch die neuen vergrößerten Fenster im Obergeschoss, die sich im Gegensatz zu denen in den meisten anderen modernen Verwaltungsbauten sogar öffnen lassen. Von dort schweift der Blick über Stadtgarten, Rathaus, Pfarrkirche und Rathaus. In solchen Büros lässt sich arbeiten.

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