Die Jagdgenossenschaft Bühl hat mehr Geld eingenommen als erwartet. Der Gewinn von 10.141 Euro erfreut den Klima- und Umweltausschuss aber überhaupt nicht. Denn der dringend notwendige Kauf einer Wildkammer ist nämlich zunächst gescheitert. So bleibt das Geld vorerst in der Stadtkasse.
Das hat Folgen. Bereits im vergangenen Jahr hat das Kreisveterinäramt den Jägern nicht mehr gestattet, ihr erlegtes Wild in einem Nebenraum des Bühler Schlachthofs zu zerlegen.
Grund ist der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, die inzwischen in Ostdeutschland angekommen ist. Mit dem Verbot soll verhindert werden, dass das gefährliche Virus aus der freien Natur in den Schlachthof und damit in Schweinemastbetriebe eingeschleppt wird.
Aktuell zerlegen die Jäger ihr Wild daheim. Weil die Hygieneanforderungen für Lebensmittel aber sehr hoch sind, wünschen sie eine professionelle und vor allem gemeinsame Lösung. Die Jagdgenossenschaft will im nächsten Haushalt 32.000 Euro für die Wildkammer zur Verfügung stellen.
Wir brauchen diese Standsicherheitsprüfung unbedingt.Martin Damm, Abteilungsleiter Forst
Gegenüber dem ABB hatte Martin Damm, Abteilungsleitung Forst im Rathaus, im vergangenen Jahr von Gesamtkosten in der Größenordnung von 50.000 bis 60.000 Euro gesprochen und in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit von Zuschüssen aus dem Förderprogramm des baden-württembergischen Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz verwiesen. Eine mündliche Zusage lag damals bereits vor.
Patric Frank vom städtischen Büro Forstbetrieb berichtete dem Gremium, dass der Kauf für die Wildkammer in Containerbauweise geplatzt ist. Die städtische Baurechtsabteilung hat keine Freigabe für das Projekt erteilt, weil der Hersteller den notwendigen Nachweis für die Standsicherheit trotz mehrfacher Nachfrage nicht vorlegen konnte. Jetzt will die Stadt den Anbieter wechseln.
Martin Damm ergänzte: „Wir brauchen diese Standsicherheitsprüfung unbedingt. Dabei geht es um die Bestätigung der Erdbebensicherheit. Eigentlich sollte die Wildkammer bereits im Oktober geliefert werden.“
Daraus wurde nichts. Auch Kämmerer Thomas Bauer schaltete sich in die Debatte ein: „Die Standsicherheit war der Knackpunkt. Wir mussten den Anbieter wechseln.“ Bauer geht davon aus, dass die Wildkammer jetzt zügig angeschafft werden kann.
Johannes Moosheimer (FW) hält Entscheidung für richtig
Johannes Moosheimer (FW) ist selbst Jäger. Er bedauerte ausdrücklich, dass der Kauf der Wildkammer im ersten Anlauf nicht geklappt hat.
„Bis vor zwei Jahren wurde das Wild im Schlachthof aufgebrochen“, berichtete er. „Weil das nicht mehr möglich ist, brauchen wir eine Alternative, die hygienisch einwandfrei ist.“ Moosheimer bezeichnete die Entscheidung, kein Wild mehr im Schlachthof zu zerlegen, als richtig.
Im Zusammenhang mit dem Jahresabschluss der Jagdgenossenschaft diskutierte der Ausschuss auch andere Aspekte. Barbara Becker (SPD) warnte davor, Wild bei winterlichen Spaziergängen im Wald aufzuscheuchen. „Die betroffenen Tiere sind zum Tode verurteilt, weil ihr Stoffwechsel im Winter deutlich heruntergefahren ist“, stellte sie fest.
Es sei wichtig, dies zu kommunizieren und allgemein bekannt zu machen. Becker bekam kürzlich ein mit dem Smartphone aufgenommenes „bitteres Video“ eines aufgescheuchten Auerhahns zu sehen. „Der wollte etwas verteidigen, wo es nichts zu verteidigen gibt“, berichtete sie. „Die Leute kennen diese Problematik leider nicht.“
Da rollt unter Umständen etwas auf uns zu.Martin Damm, Abteilungsleiter Forst
Gleichzeitig warnte Becker vor der großen Schwarzwildpopulation, die erheblichen Schaden anrichte. Damm gab erst einmal Entwarnung für die Bühler Jagdreviere.
„Unser wichtigstes Instrument ist die Kommunikation mit den Jägern“, sagte er. „Wir wollen alle mitnehmen.“ Als geeignete Mittel nannte er Drückjagden und Zielvereinbarungsgespräche mit den Pächtern. „Wir fordern nicht nur, wir fördern auch“, meinte der Abteilungsleiter. Als Beispiel bezeichnete er Prämien für Abschüsse.
Damm kann sich aber vorstellen, dass die Probleme mit Wildschweinen in Zukunft in Bühl größer werden. Gründe sind aus seiner Sicht die „Vermaisung“ des Rheintals und die Verbrachung der Vorgebirgszone. „Da rollt unter Umständen etwas auf uns zu“, warnte er.