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Fotografischer Griff nach den Sternen

Gemeinsames Hobby Astrofotografie: Zwei Bühler erfahren erst auf der Hornisgrinde voneinander

Wenn Fotografen von der Dunkelheit schwärmen, mag das paradox erscheinen - es sei denn, sie widmen sich einem Hobby wie Jürgen Eich und Martin Gerstner. Die beiden Bühler Astrofotografen wurden erst auf der Hornisgrinde aufeinander aufmerksam.

Milchstraße Hornisgrinde
Nacht über der Hornisgrinde: Den Bogen der Milchstraße mit einer markanten Landschaft oder einem Gebäude zu kombinieren, gehört zu Jürgen Eichs bevorzugten Motiven. Foto: Jürgen Eich

Dunkelheit, immer wieder führt das Gespräch in die Dunkelheit. Das ist einigermaßen erstaunlich, denn das gemeinsame Hobby von Jürgen Eich und Martin Gerstner ist eines, in dem das Licht eine zentrale Größe ist. Die Fotografie hat es ihnen angetan, ein Zweig der Fotografie indes, bei dem zu viel „falsches“ Licht stört: Eich und Gerstner sind Astrofotografen.

Ihre Wege dahin waren unterschiedlich, und sie kreuzten sich auf kuriose Weise. Gerstner hatte Ende der 1960er eine Drogistenlehre begonnen und diese in der Fotoabteilung verbracht. Während der Corona-Pandemie begann der pensionierte Polizeibeamte, seinen Blick auf die Sterne zu lenken.

Jürgen Eich hat sie schon etwas ins Suchfeld genommen. Durch die Spiegelreflexkamera seiner Frau war sein Hobby etwas intensiver geworden, vor etwa 15 Jahren stellte der bei einem Bühler Unternehmen tätige Ingenieur auf digitale Spiegelreflexfotografie um. Ein Höhepunkt als Eventfotograf war für ihn die zurückliegende – und letzte – Erstligasaison der Bühler Volleyballer, die er als offizieller Mannschaftsfotograf begleitete. Die fotografischen Sterne entdeckte Eich bei einem Urlaub auf La Palma.

Besonders die Hornisgrinde zieht Astrofotografen an – auch aus Bühl

Die spanische Insel im Atlantik gilt als einer der besten Spots in Europa: „Die Zahl der Sterne, die dort am Himmel zu sehen sind, ist geschätzt um den Faktor 100 höher als bei uns in den Städten“, sagt Eich. Er hatte zuvor in einer Fotozeitschrift einen Artikel über die Astrofotografie gelesen, und zum Ausprobieren legte er sich ein passendes Objektiv zu. Das war 2019.

An der Schwarzwaldhochstraße ist es vor allem die Hornisgrinde, die die Astrofotografen anzieht. Und genau dort haben sie sich getroffen. „Auch auf der Jagd nach der Milchstraße?“ Das sei die übliche Ansprache, lacht Gerstner. Im Gespräch stellten die beiden nicht nur fest, dass Bühl der gemeinsame Wohnort ist, Satz um Satz kristallisierte sich heraus, dass sie nur wenige Meter voneinander entfernt auf der Schlosshöhe zu Hause sind.

Nach Möglichkeit sollte es gar keine Wolken haben, und bei Vollmond kann man es vergessen.
Martin Gerstner, Hobby-Astrofotograf

Das ist jetzt ein knappes Vierteljahr her, eine gemeinsame Pirsch hat sich noch nicht ergeben. Die Astrofotografie braucht verschiedene Bedingungen, die Eich nur selten alle erfüllt sieht: „Das geht nur an wenigen Tagen im Jahr.“ Das liegt nicht nur daran, dass das Zeitfenster nur von März/April bis September/Oktober geöffnet ist, weil die Milchstraße dann wie die Sonne höher steht. „Nach Möglichkeit sollte es gar keine Wolken haben, und bei Vollmond kann man es vergessen“, sagt Gerstner.

Astrofotografie braucht viele Bedingungen, die erfüllt sein müssen

„Es sollte auch nicht zu viel Umgebungslicht haben“, ergänzt Eich. Zuletzt sei er bei klarem Himmel losgefahren, auf der Schwarzwaldhochstraße war der Himmel dann verschleiert, sodass das Licht aus dem Rheintal reflektiert und die Sterne überstrahlt wurden, weshalb er unverrichteter Dinge wieder von dannen zog: „Man muss einfach auch mal wieder einpacken und heimfahren.“

Apropos einpacken: Die Ausrüstung hänge ganz entscheidend von den eigenen Ansprüchen an, sagen die Hobbyfotografen. Beide arbeiten im Vollformat. Ein rauschunempfindlicher Sensor und ein lichtstarkes Objektiv seien wichtig.

Eich begann mit einem manuellen „relativ weitwinkligen und lichtstarken Objektiv“, und die ersten Bilder seien „ganz brauchbar“ gewesen. Erst vor wenigen Wochen habe er „aufgerüstet“, weil die Sterne zu grobschlächtig gewesen seien, jetzt seien sie fein gezeichnet. „Die Milchstraße wird heute schon mit dem Smartphone aufgenommen“, weiß Gerstner.

Auge des Fotografen und Bildbearbeitung sind bei Astrofotografie wichtig

Ein gutes Bild lebt nicht allein von der Technik, das Auge des Fotografen, seine Ideen sind entscheidend. Einfach einen Sternenhaufen oder einen Ausschnitt der Milchstraße festzuhalten, das ist nicht Eichs Anspruch. Er liebt es, den Bogen der Milchstraße mit einer Landschaft, einem markanten Gebäude zu kombinieren.

Auch Gerstner hält „Milchstraße pur“ für nicht das beste Motiv. Die Bilder seines Freundes nötigen ihm Respekt ab:„Das ist der Schwarzgurt“, sagt der erfahrene Judoka, „da bin ich noch Gelb- oder Orangegurt.“

Breiten Raum nimmt auch die Bildbearbeitung ein. „Früher hieß es ‚out of the cam‘ und gut war“, lächelt Eich. Ein Stück weit könne mit etablierten Einstellungen gearbeitet werden, aber spätestens bei Panoramabildern sei das vorbei: „Zwei oder drei Stunden am Computer sind da schnell vorbei.“ Häufig werde „gestackt“, sagt Gerstner. Dabei werden einzelne Fotos zu einem Gesamtbild zusammengeführt. Zuletzt machte Gerstner auf diese Weise aus 533 Aufnahmen ein Bild des Mondes.

Was Astrofotografen aus Bühl an ihrem Hobby schätzen

Die Faszination ihres Hobbys geht weit über technische Fragen hinaus und berührt Fragen der menschlichen Existenz. „Man spürt, wie klein man ist“, sagt Gerstner, und Eich spricht davon, „wie unvorstellbar und zahlreich das All um uns herum ist“.

Wir bannen auf das Bild, was das Auge nur bedingt sehen kann.
Jürgen Eich, Hobby-Astrofotograf

Allein unterm Sternenhimmel zu stehen, das lehre Demut. „Wir bannen auf das Bild, was das Auge nur bedingt sehen kann“, fügt er an. Die Rückmeldungen aus dem Freundeskreis zeigten Gerstner, wie faszinierend der Blick hinaus in die Unendlichkeit ist, zu Perseiden und Andromeda – mitten hinein in eine Dunkelheit, die auf ihre ureigene Weise strahlt.

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