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Hugo-Häring-Preis des Bundes Deutscher Architekten

Auf der Suche nach den schönsten Häusern: Jury vergibt nur sieben Hugos in Mittelbaden

Gleich zweimal geht der wichtigste Architekturpreis in Baden-Württemberg nach Baden-Baden. Aber auch für Neubauten in Gernsbach und Rheinau gibt es Auszeichnungen.

Die Jury bei ihrer Rundreise: (von links) Hans Klumpp, Jan Richter, Amber Sayah, Tanja Gerst und Bürgermeister Raphael Knoth.
Die Jury bei ihrer Rundreise: (von links) Hans Klumpp, Jan Richter, Amber Sayah, Tanja Gerst und Bürgermeister Raphael Knoth. Foto: Lars Neininger

Die Suche nach den schönsten Häusern war dieses Mal wegen Corona ein Hindernislauf. Nur in Etappen konnte die Jury die Hugo-Häring-Auszeichnung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in der Kreisgruppe Baden-Baden/Rastatt/Ortenaukreis vergeben. Lediglich sieben von 51 Bewerbern hat das strenge Preisgericht in Mittelbaden ausgezeichnet. Zwei Preise gingen nach Baden-Baden, je einer nach Gernsbach, Rheinau, Offenburg, Hausach und Lahr.

Ausgelobt wurde der Wettbewerb bereits im vergangenen Jahr. Wegen der Pandemie wurde die Ausschreibung vom Frühjahr bis in den Sommer 2020 verlängert. Dann kam die zweite Welle der Pandemie, und die Jury konnte nicht wie geplant tagen. Im März traf sich das Preisgericht erstmals zu einer Onlinesitzung.

Die fünf Mitglieder wählten Hans Klumpp, emeritierter Professor für Entwerfen, Baukonstruktion und Gebäudelehre, Hochschule für Technik Stuttgart, zu ihrem Vorsitzenden. „Ich gehöre aufgrund meines Alters nicht zur Generation, die mit diesen modernen Medien so gut umgeht“, erklärt Klumpp gegenüber dieser Zeitung. „Ich musste mir einen Ruck geben. Mit unserer Arbeit und dem Ergebnis bin ich aber sehr zufrieden. Die Entscheidung wäre unter normalen Umständen nicht anders gefallen.“

Ende Mai fand die Rundreise durch Mittelbaden statt

In der Onlinesitzung traf das Preisgericht, dem außerdem die Architekten Jan Richter (Straßburg) und Tanja Gerst (Mühlacker), die Stuttgarter Architekturkritikerin Amber Sayah und der Rastatter Bau-Bürgermeister Raphael Knoth angehörten, eine Vorauswahl. Elf Objekte kamen in die engere Wahl. Die wollte die Jury zunächst im April besichtigen, aber erneut machte ihnen die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Erst Ende Mai fand die Rundreise durch Mittelbaden in einem großen Bus statt, der ausreichend Abstand garantierte.

„Vier Objekte haben unsere Erwartungen schließlich nicht erfüllt“, berichtete Klumpp. „Fotografie ist eine Sache, die Wirklichkeit eine andere.“ Größere Diskussionen innerhalb der Jury habe es dabei nicht gegeben. „Vielleicht waren wir etwas streng, vielleicht waren die Arbeiten aber auch nicht da“, meinte der Vorsitzende. Allerdings seien alle Teilnehmer im Hinblick auf mehrere tausend Gebäude, die in den vergangenen Jahren in Mittelbaden entstanden sind, ohne Zweifel überdurchschnittlich gewesen.

Der Bund Deutscher Architekten geht in seiner Empfehlung für Preisgerichte übrigens davon aus, dass üblicherweise 20 bis 25 Prozent der Bewerber einen Preis erhalten. Die Jurys sind aber in ihrer Entscheidung vollkommen frei.

Vorsitzender kritisiert Qualität des Geschosswohnungsbaus

Klumpp kritisierte gegenüber dieser Zeitung den Wohnungsbau und dort insbesondere den Geschosswohnungsbau. Mehr als ein Dutzend Wohngebäude waren im Wettbewerb vertreten. „Vor allem der Geschosswohnungsbau, hinter dem in der Regel Investoren stehen, tut sich schwer“, erklärte der Vorsitzende. Und wenn eine Jury im Bereich des Einfamilienhauses vor einer Villa stehe, müsse sie sich fragen, ob eine Auszeichnung in diesem Fall noch ein Zeichen sei.

Im Bereich des Wohnungsbaus blieb so nur ein Projekt des Rastatter Architekten Lars Neiniger in Gernsbach für einen privaten Bauherrn als Preisträger übrig. „Mit großer Selbstverständlichkeit fügen sich die beiden Häuser in die Straßenzeile und Topografie der historischen Altstadt von Gernsbach ein“, urteilt die Jury. Die Neubauten würden wirken, als wären sie schon immer da gewesen.

Preis für Gemeindehaus der Friedensgemeinde in Baden-Baden

In Baden-Baden wurde das Gemeindehaus der Evangelischen Friedensgemeinde nach Plänen von K9 Architekten (Freiburg) prämiert „Das neue Gemeindehaus stärkt den kleinen Sakralbau in seiner Präsenz, indem es mit diesem eine sorgfältig proportionierte, gegen die heterogene Nachbarschaft auf drei Seiten abgegrenzte Hofanlage bildet“, meint die Jury.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Kindertagesstätte im Keltenweg, die im Auftrag der Stadt Baden-Baden von Schweikert Schilling, Architektur und Gestaltung, (Karlsruhe) entworfen wurde. „Entwurfsidee, Architektur und Städtebau verknüpfen sich in dieser Kita auf ebenso intelligente wie unaufdringliche Weise zu einem Haus, das in einem heterogenen Umfeld wie ein Markstein wirkt“, meint das Preisgericht.

Einen weiteren „Hugo“ erhielt die Brunner Innovation Factory in Rheinau nach einem Entwurf des Büros Henn in München. „Auf einem Industriegelände mit vielfältigen Geometrien bringt die Innovation Factory als neuester Baustein des Brunner-Areals mit ihren klaren Linien und der komplett verglasten Fassade zum Möbelshowroom, eine beruhigende Horizontalität und eine einladende Raumtiefe“, schreibt das Preisgericht.

Drei Preise im südlichen Ortenaukreis

Ausgezeichnet wurde ebenfalls die KITA+ nach einem Entwurf des Büros „ARCHITEKTUR search“ (Stuttgart) in Lahr, die Teil eines im Zuge der Landesgartenschau 2018 entstandenen Bürgerparks ist. Einen Preis gab es für Lehmann Architekten (Offenburg) für die Sanierung des Kinzigtalbades in Hausach. Einen weiteren Preis erhielt das Regionale Innovationszentrum für Energietechnik auf dem Campus der Hochschule Offenburg von Birk, Heilmeyer und Frenzel Architekten aus Stuttgart.



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