Rasende Autofahrer und viel zu viele Lastwagen machen den Weitenungern Probleme. Beim Radwegenetz gibt es noch deutliche Lücken. Der ÖPNV ist gut. Unser Redaktionsmitglied Ulrich Coenen sprach mit Ortsvorsteher Daniel Fritz (CDU).
In der Weitenunger Straße und der Fremersbergstraße sind viele Autos unterwegs. Die Geschwindigkeitsmessanlagen lassen darauf schließen, dass eine ganze Reihe von Verkehrsteilnehmern gerne schnell unterwegs ist.
Daniel FritzDas ist richtig. Bei 2.500 Einwohnern in rund 1.150 Haushalten haben wir natürlich viel Ziel- und Quellverkehr. In jedem Haushalt gibt es im Schnitt mehr als ein Auto. Da können Sie sich vorstellen, was hier täglich bewegt wird, zumal es im Ort nur wenige Arbeitsplätze gibt. Mit anderen Worten: Die Menschen fahren am Morgen aus Weitenung raus und kommen am Abend wieder heim. Hinzu kommt der nicht unbeträchtliche Durchgangsverkehr.
Sind es nur die Personenwagen, die Ihnen Sorgen machen?
FritzNein! Viel mehr belastet uns der Lkw-Verkehr. Die Ortsdurchfahrt in der Weitenunger Straße zwischen Rathaus und Pfarrkirche ist relativ eng. Viele Lastwagen überfahren beim Abbiegen von der Fremersbergstraße in die Weitenunger Straße am Rathaus deshalb das Blumenbeet.
Welches Ziel haben die Lastwagen?
FritzIn der Regel ist das der Baden Airpark, zum Teil aber auch das Kieswerk. Wir beobachten, dass dieser Verkehr in den letzten zwei Jahren wieder zugenommen hat.
Welche Rolle spielt der Lkw-Verkehr zum Airpark?
FritzIm Baden Airpark gibt es einige Logistik-Unternehmen. Dabei geht es nicht nur um den Warentransport von A nach B. Auf dem Airpark wird viel gelagert. Das generiert Lkw-Verkehr, und den wollen wir so weit wie möglich aus dem Ort heraus haben. Unsere große Hoffnung war die Ostanbindung des Airparks, dann hätten wir unsere Ortsdurchfahrt für Lastwagen sperren können, um die dicken Brummer loszuwerden. Das wäre die bessere und schnellere Variante gewesen. Das hat sich leider erledigt.
Sie sind also von der Entscheidung gegen die Ostanbindung aus Naturschutzgründen nicht begeistert?
FritzWir bedauern die Entscheidung. Ich bin auch für Naturschutz, aber dem Schutzgut Mensch wurde bei dieser Entscheidung kein ausreichender Stellenwert eingeräumt. Wir müssen nun schauen, wie es weitergeht. Es soll wohl zeitnah im Landratsamt ein Gesprächstermin stattfinden, bei dem es um den Verkehrsanschluss des Baden Airparks und damit auch um eine Entlastung Weitenungs geht. Natürlich wissen wir, dass Hügelsheim und andere Ortschaften wie Oberbruch viel stärker betroffen sind als wir. Ich habe mit Bürgermeister Reiner Dehmelt aus Hügelsheim in der Sache bereits Kontakt gehabt. Wir sind einer Meinung, dass etwas passieren muss. Wir wünschen uns in Weitenung eine Entlastung. Nützlich wäre es in dem Zusammenhang natürlich auch, wenn die fehlende Lücke der neuen Bundesstraße 3 endlich geschlossen würde.
Gute ÖPNV-Anbindungen können den Individualverkehr reduzieren. Wie sieht das in Weitenung aus?
FritzWir haben eine gute Anbindung und sind sehr zufrieden. Unsere Linie 272 ist die am besten frequentierte der Bühler Citylinie. Mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember hat es eine weitere Verbesserung ergeben. Wir haben statt des Stundentakts jetzt einen Halbstundentakt und eine sehr gute Anbindung an den regionalen Zugverkehr. Auch der S-Bahn-Halt Rebland ist nicht weit. Mit dem Auto ist er in drei Minuten erreichbar, auch mit dem Fahrrad dauert es nur zehn Minuten. Außerdem bestehen Busverbindungen nach Sinzheim und Steinbach.
Wie sieht es mit der Anbindung ans Radwegenetz aus?
FritzDie Radwegverbindung nach Steinbach ist gut. Diese wurde vor einigen Jahren gebaut. Nach Bühl ist die Verbindung optimierungsbedürftig. Die Radwegverbindungen nach Leiberstung und Sinzheim, die wir schon lange fordern, sind aktuell noch schlecht. Bei der Radwegverbindung nach Sinzheim ist zwar ein großes Stück realisiert. Es fehlt aber noch das Teilstück von Weitenung nach Müllhofen. Die größte Lücke gibt es nach Leiberstung ab dem Sportplatz. Das ist eine gerade Straße, auf der schnell gefahren wird. Der Weg durch den Wald ist für Radfahrer keine gute Alternative, auch unter dem Aspekt der Sicherheit.
Tut sich in dieser Hinsicht etwas?
FritzJa! Dieses Projekt wurde in das Förderprogramm des Landes aufgenommen. Der Plan steht und die Mittel für den Bauabschnitt auf Weitenunger Gemarkung sind im Bühler Haushalt 2021 vorgesehen. Die Gemeinde Sinzheim, über deren Gemarkung die Strecke etwa zur Hälfte verläuft, steht auch in den Startlöchern. Ich gehe davon aus, dass der Radweg nächstes Jahr gebaut wird.