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Fragen und Antworten

Qual der Wahl: Weihnachtsbaum von der Plantage, vom Bio-Bauern oder Förster?

Christbäume sind eine kleine Wissenschaft für sich. Da fällt die Entscheidung nicht leicht. Künstlich oder echt? Und auf was sollte man noch achten?

Rein damit ins Netz: Die Auswahl ist groß, vom Import-Weihnachtsbaum aus dem Ausland bis zum heimischen Baum direkt vom Förster.
Rein damit ins Verpackungsnetz: Die Auswahl ist groß, vom Import-Weihnachtsbaum aus dem Ausland bis zum heimischen Baum direkt vom Förster. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Weihnachtsbäume sorgen für funkelnde Kinderaugen. Doch woher kommen die eigentlich und wie ökologisch sind sie?

BNN-Redakteur Dirk Neubauer hat unter anderem dazu Fragen und Antworten zusammengestellt.

Wie teuer werden Christbäume in diesem Jahr?

Die gute Nachricht ist: Es wird wohl nur „moderate Preisanpassungen“ geben. Das sagen zumindest der Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Deutschland (BWS) und der Verband Natürlicher Weihnachtsbaum (VNWB). Sie nennen für Nordmanntannen einen Laufmeterpreis von 21 bis 27 Euro, für Blautannen von 12 bis 16 Euro und für Fichten von 9 bis 12 Euro.

Was ist eigentlich die beliebteste Christbaumsorte?

Ungeschlagen die Nordmanntanne. Sie hat nach Angaben des Christbaumverbandes Baden-Württemberg (Bühl) einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Die „Nordmännle“ haben weiche Nadeln und eine relativ lange Haltbarkeit.

Wie viele Weihnachtsbäume werden pro Jahr im Südwesten vermarktet?

Etwa 2,5 Millionen Exemplare. „Von ihnen stammen etwa 50 Prozent aus heimischen Kulturen“, so Martin Rometsch, Geschäftsführer des Branchenverbandes mit Sitz in Bühl. Die übrigen Bäume kämen überwiegend aus Norddeutschland und Dänemark.

Der Christbaum aus dem Ländle, was für Vorteile soll er haben?

Rometsch nennt aus seiner Sicht hier vor allem folgende Punkte: Umweltschonender Anbau. Die Bäume werden erst kurz vor dem Verkauf gefällt. Klimaschädliche Ferntransporte entfallen. „Außerdem erhalten Sie keine Kühlhausware, sondern Bäume, deren Nadeln frisch duften und lange halten.“

Woran erkennt man diese heimischen Christbäume?

Mitgliedsbetriebe des Christbaumverbandes Baden-Württemberg dürfen dessen Etikett und Logo verwenden.

Alles schön und gut, aber wäre ein Plastik-Christbaum nicht viel umweltfreundlicher, weil er jedes Jahr aufgestellt werden kann?

Der Verband Natürlicher Weihnachtsbaum ist als Lobbyorganisation klar gegen Plastik. In puncto Ökobilanz, Kreislaufwirtschaft und Artenvielfalt sei dem natürlichen Weihnachtsbaum keiner gewachsen. „Er ist deutlich klimafreundlicher als der Plastikbaum aus Fernost“, so Vorsitzender Benedikt Schneebecke. „Der Weihnachtsbaumanbau steht im Einklang mit der Natur und schadet auch dem durch Wetterextreme und Käferbefall geschwächten Wald nicht.“ In den Verkauf kämen Bäume aus Kulturen, die mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz immer wieder nachgepflanzt werden. Nach Berechnungen des Ellipsos-Instituts (Montreal) müsste man einen Plastikbaum mindestens 17 Jahre nutzen, damit seine Ökobilanz dem eines Naturbaumes entspricht. Das PVC oder Polyethylen sei nicht biologisch abbaubar.

Was sagen Naturschützer zum Plastikbaum?

„Bunte Plastikbäume sind keine gute Alternative“, pflichtet Lena Schwäcke von der Pressestelle des Naturschutzbundes in Baden-Württemberg (Nabu) bei. Sie hätten eine schlechte Klimabilanz, da für Produktion und Transport viel Energie benötigt werde.

Was bringt ein Naturbaum der Natur?

Laut dem Verband Natürlicher Weihnachtsbaum filtert ein Hektar Weihnachtsbaumkultur während der üblichen zehn Jahre Wachstumszeit „bis zu 149 Tonnen CO2 aus der Luft und gibt ihr etwa 100 Tonnen Sauerstoff zurück“. Werde der Baum nach dem Fest kompostiert oder verbrannt, gebe er nicht mehr CO2 ab als zuvor gespeichert.

Und was ist mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln?

„Pflanzenschutzmittel sind häufig nicht erforderlich beziehungsweise werden nur punktuell angewandt“, so der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. Verglichen mit dem üblichen Ackerbau sei der Einsatz von Düngemitteln auf Weihnachtsbaumplantagen gering.

Sind die Naturschützer auch dieser Meinung?

Eindeutig nein. Über 80 Prozent der verkauften Christbäume stammen laut Nabu-Sprecherin Schwäcke aus Monokulturen, in denen kräftig gespritzt und gedüngt werde. Auch in Baden-Württemberg würden auf Christbaumplantagen „oft Kunstdünger, Totalherbizide wie Glyphosat und Insektizide eingesetzt, um vermeintlich perfekte Bäume zu produzieren“. Insektizide würden gegen Rüsselkäfer und Läuse eingesetzt, Herbizide gegen konkurrierende Pflanzen und Mineraldünger für eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln. Schwäcke: „Mit den meisten Weihnachtsbäumen holt man sich also keine Natur nach Hause, sondern ein Plastikprodukt, das mit Gift und Düngern aufgepäppelt wurde.“

Was empfiehlt denn der Nabu?

Den Bio-Weihnachtsbaum. Siegel von Naturland, Bioland, Demeter und FSC gäben Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Orientierung. Zudem sollte beim Kauf immer auf kurze Transportwege geachtet werden. „Eine Weihnachtsbaumkultur kann zum Lebensraum für Vögel, Insekten und Amphibien werden, wenn auf Gift und Kunstdünger verzichtet wird“, so die Nabu-Sprecherin.

Den Baum vom Förster, gibt es den eigentlich noch?

Ja, der sei noch natürlicher, so Schwäcke. Manches Forstamt verkaufe Bäume, die bei der Pflege des Waldes sowieso gefällt würden. Im Idealfall stammten die Bäume aus seinem FSC-zertifizierten Wald, zum Beispiel aus dem Staatswald von Baden-Württemberg.

Die Bäume von Mitgliedern des Christbaumverbandes Baden-Württemberg kommen nicht aus dem Wald. Warum eigentlich?

Weil es sich wie Wein um eine sehr anspruchsvolle landwirtschaftliche Sonderkultur handele, so Verbandsgeschäftsführer Rometsch. Dafür seien unzählige Arbeitsschritte nötig. Noch einen Aspekt nennt er: „Besonders Rehwild bevorzugt die gut schmeckenden Triebe, so dass die Kulturen meist mit Zäunen geschützt werden müssen.“

Die typische Christbaumproduktion im Südwesten, wie sieht die aus?

Das Gros komme von kleinen Familienbetrieben mit weniger als fünf Hektar Produktionsfläche, so Rometsch. Meist bauten die Landwirte nicht nur Christbäume an, sondern auch Wein, Obst oder gingen Ackerbau und Viehzucht nach.

Das Saatgut kommt aber meist nicht aus dem Südwesten, korrekt?

Richtig, in der Regel wird es in Georgien geerntet, da es besonders geeignet sei. „Für die einheimischen Zapfenpflücker ist die Ernte der Zapfen, aus welchem später das Saatgut gewonnen wird, eine wichtige Einnahmequelle“, sagt Rometsch. „Heutzutage sind die Zapfenpflücker durch moderne Seilsicherung gesichert.“ Der Nabu hat mit Saatgut aus Georgien übrigens kein Problem. Die Transportemissionen seien gering. „Hinzu kommt, dass die Bäume keine Waldbäume werden“, so Schwäcke. „Da die Bäume nach wenigen Jahren abgesägt werden, kommt es genetisch nicht so sehr auf die Herkunft an.“

Wie pflegt man einen Weihnachtsbaum am besten nach dem Kauf?

Der Bühler Verband empfiehlt, den Baum an einen kühlen, sonnen- und windgeschützten Ort in einen Eimer Wasser zustellen. Bis vor dem Aufstellen sollte er im Netz bleiben – und bloß keinem Temperaturschock ausgesetzt werden. Vor dem Aufstellen sollte er noch einmal frisch angeschnitten werden. Diesen dann regelmäßig mit frischem Wasser versorgen.

Was ist eigentlich Europas Weihnachtsbaumnation?

Klare Antwort: Deutschland. 50 bis 60 Millionen Bäume werden produziert, etwa 19 Millionen davon kommen aus Deutschland. Hier dominiert wiederum als Anbaufläche das Sauerland, wo es großflächige Weihnachtsbaumkulturen gibt.

Der erste geschmückte Weihnachtsbaum stand aber nicht in Deutschland, oder?

Nein, Überlieferungen zufolge stand dieser 1510 in Riga. Eine Gedenktafel erinnert dort heute noch daran. „Aber auch aus Straßburg gibt es Hinweise, dass die Zünfte zu etwa der gleichen Zeit einen immergrünen Baum in die Zunfthäuser brachten“, so der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. Lange Zeit konnten sich nur wohlhabende Menschen einen Weihnachtsbaum leisten. Das ist glücklicherweise nicht mehr so. „Seit Jahren zählt der Weihnachtsbaum für rund 90 Prozent aller Familien mit Kindern und Jugendlichen zum elementaren Bestandteil des Weihnachtsfestes.“

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