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Kommentar

Automobilkrise mit Wohlstandsfolgen: In Bühl sind viele Jobs gefährdet

Der Automobilzulieferer Schaeffler hat in dieser Woche die Schlagzeilen bestimmt. 500 neue Jobs in Bühl statt in Ungarn - eigentlich klingt die Ankündigung gut. Dennoch müssen die Schaeffler-Mitarbeiter in Bühl um ihre Arbeitsplätze bangen. Ein Kommentar.

Dunkle Wolken über dem industriereichen Rheintal: Die Automobilindustrie, die den Wohlstand der Städte und Gemeinden in Bühl und Umgebung bestimmt, steckt tief in der Krise.
Dunkle Wolken über dem industriereichen Rheintal: Die Automobilindustrie, die den Wohlstand der Städte und Gemeinden in Bühl und Umgebung bestimmt, steckt tief in der Krise. Foto: Ulrich Coenen

Es ist eine Salamitaktik. Die Manager des Großkonzerns Schaeffler verkünden seit Beginn der Automobilkrise in regelmäßigen Abständen ihre Zukunftspläne. Transformation nennt man das, was im Grunde ein Kahlschlag bei den Stellen ist.

Eine Rückblende zum besseren Verständnis: Der Automobilkrise begann mit dem Abgasskandal 2015. Für diese Betrügereien, die nicht nur in Deutschland Staatsanwälte und Gerichte beschäftigen, sind nicht hunderttausende Mitarbeiter in der deutschen Automobilindustrie verantwortlich, sondern nur einige wenige kriminelle Manager. Fleißige Mitarbeiter am Band und in der Verwaltung und die breite Mehrheit der korrekt arbeitenden Ingenieure hat damit nichts zu tun, muss dies aber ausbaden. Dabei geht es um die Existenz zahlloser Familien. Die Corona-Pandemie hat die hausgemachte Krise verschärft.

Die Großkonzerne, nicht nur Schaeffler, drohen mit der Verlagerung der Jobs in osteuropäische Billiglohnländer. Ab und zu wird ein Bonbon verteilt, wie jetzt in Bühl. 500 Stellen für die E-Mobilität, die eigentlich in Ungarn entstehen sollten, kommen in die mittelbadische Stadt, hieß es am Mittwoch. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Süßigkeit jedoch als sauer. Zunächst wurde offensichtlich ein erheblicher Teil der neuen Arbeitsplätze bereits vor geraumer Zeit in Bühl eingerichtet, ist also alles andere als neu. Außerdem stehen in anderen Bereichen zahlreiche Arbeitsplätze, vielleicht sogar viel mehr als Tausend im nächsten Jahrzehnt zur Disposition.

Ein klares Zukunftskonzept ist bei der Automobilindustrie in Sachen Individualverkehr ebenso wenig erkennbar wie in der Politik. Alle Welt redet vom Elektroauto, aber keiner bietet gute Modelle zu vernünftigen Preise an und nur wenige wollen die überteuerten Modelle mit geringen Reichweiten, die auf dem Markt sind, kaufen. Der Verbrennungsmotor mit Benzin und Diesel ist aus ökologischen Gründen ein Auslaufmodell.

Ob Elektrofahrzeuge, abgesehen von ihren Nachteilen im täglichen Betrieb, tatsächlich die Lösung für unsere Umweltprobleme oder nur ein Nischenprodukt für Großstädte sind, erscheint zumindest fraglich. Auf wirklich innovative Ansätze wartet der Kunde vergeblich, auch im Land der Automobilerfinder Carl Benz und Gottlieb Daimler. Die hatten gegen Ende des 19. Jahrhunderts zukunftsträchtigere Ideen als wir heute. Für eine Stadt wie Bühl, deren größte Arbeitgeber Schaeffler und Bosch sind, ist der fehlende Fortschritt in der Autoindustrie ein Desaster.

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