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Hubsteiger am Kirchturm

Bei der Glockenturm-Sanierung in Bühl-Altschweier wird in 32 Metern Höhe gearbeitet

In Altschweier ist der Glockenklang der Pfarrkirche St. Gallus verstummt. Jetzt kommen die Arbeiten in luftiger Höhe am Glockenturm voran.

Kath. Pfarrkirche ST. Gallus Altschweier
Glockenstuhl
Mit vereinten Kräften: In den Glockenstuhl der Pfarrkirche St. Gallus hieven die Arbeiter die schweren Joche aus Eichenholz durch eine kleine Öffnung im Schallfenster. Foto: Bernhard Margull

Alles läuft wie am Schnürchen, bis kurz vor 12 Uhr der Wind kräftig auffrischt und die nahenden schwarzen Wolken die spektakuläre Aktion am Altschweierer Kirchturm stoppen. „Mit dem Gewicht der großen Glocken-Joche aus massiver Eiche kommt der Hubkorb jetzt bedenklich ins Schwanken“, sagt Tobias Falk, als schon die ersten dicken Regentropfen fallen und er den Hubsteiger voll herunterfährt.

Bis dahin ist für den Meister im Zimmerhandwerk mit seinem Geschäft Holzbauatelier in den Moritzenmatten aber alles wie am Schnürchen gelaufen. Nach einer halben Stunde geht es wieder weiter.

Seit den frühen Morgenstunden fährt der Hubsteiger kontinuierlich am Kirchturm von St. Gallus empor und wieder herunter. Schwere Bohlen und vor allem die neuen Klöppel sowie die schwere Glocken-Joche aus Eichenholz hieven die Männer durch eine schmale Öffnung im vorderen Schallladen in rund 32 Meter Höhe direkt unter der Kirchturmuhr.

Arbeiter hieven 50-Kilo-Klöppel in den Glockenturm

Damit die Arbeiter sicher ans Werk gehen können, hat Tobias Falk mit seinen Mitarbeitern zuvor schon einen neuen Fußboden in der ersten Ebene des Glockengestühls, ein Podest sowie eine stabile Holztreppe ab der Dachebene eingebaut. „Das war alles marode, und auf die verschiedenen Ebenen kam man nur über eine wacklige Quetscheleiter von acht Metern Länge“, fügt der auf Denkmalsanierung spezialisierte Falk lächelnd hinzu.

„Bevor wir die neuen Jochen für die Aufhängung der Glocken hochbringen, müssen wir zuerst mal das alte Gerümpel und das Stahljoch herunterbringen, das mit den neuen Glocken kurz nach dem Krieg 1948 eingebaut wurde“, schildert Simon Westermann von der Schneider Turmuhr- und Glockentechnik den Plan.

Das Schonacher Unternehmen fertigte die beeindruckenden neuen schwarzen Eisenklöppel und die Eisenbeschläge an den neuen Holzjochen, an denen die Glocken hängen.

Wieder steuert Tobias Falk den großen Ausleger des Hubsteigers langsam nach unten. „Jetzt den großen Klöppel“, sagt er und Simon Westermann umschlingt sofort mit beiden Armen das am Boden liegende Eisen.

Ein kurzer Kraftakt und das Eisentrumm liegt im Hubkäfig. „Der wiegt rund 50 Kilogramm. Mit der Zeit gewöhnt man sich an so was“, meint Westermann, der seit rund 15 Jahren im Glockengewerbe als Zimmermann und Restaurator mit anpackt.

Glocken von St. Gallus in Bühl-Altschweier können langes Leben haben

Die Freude an der Arbeit ist den Männern anzusehen, denn kaum sind oben große verrostete Eisenreifen, über welche die Drahtseile für den Glockenantrieb liefen, und allerlei Gerümpel aus dem Schallladen gehievt, schwebt kurze Zeit später schon das neue Material wieder in Richtung Kirchturmuhr.

„Ja, das ist eine schöne Arbeit. Wir haben zuerst die Glocken mit einem Kettenzug vorsichtig abgenommen. Das sind übrigens gute Glocken aus Bronze, die sehr langlebig sind und einen schönen weichen Klang haben. Wenn man diese Glocken richtig behandelt, dann haben sie eine sehr lange Lebensdauer. Es gibt Bronze-Glocken aus dem 12. Jahrhundert“, erklärt Westermann und verweist auf die schon sehr alten Glocken in der Baden-Badener Stiftskirche, die vom selben Hersteller Junker Brillon gegossen wurden.

Wenn die Joche angebracht sind, werden die Glocken wieder daran aufgehängt.

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