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Online-Veranstaltung

Bühler Experte: PFC-Problem wird Region noch sehr lange beschäftigen

Der eher sorglose Umgang mit PFC hat in Mittelbaden gravierende Folgen - und sie werden sehr, sehr lange zu bemerken sein.

Mann im Gelände
Im PFC-Hotspot: Markus Benkeser in den Bußmatten. Insgesamt sind auf der Bühler Gemarkung 112 Hektar mit den Chemikalien belastet Foto: Patricia Klatt

„Was tun gegen PFC?“ – mit dieser Frage beschäftigte sich ein Online-Informationsabend des Stadtverbandes der Freien Wähler Bühl. In einer Präsentation gab der Bühler PFC-Beauftragte Markus Benkeser einen Überblick über die Problematik, beginnend bei den grundsätzlichen Fakten bis hin zu den direkten Auswirkungen auf den Bühler Raum.

Es war erschreckend zu sehen, wo die Stoffe überall drin sind.
Markus Benkeser Bühler PFC-Beauftragter

„Die per- und polyfluorierten Chemikalien, PFC, sind weit verbreitet, und es war für mich erschreckend zu sehen, wo die Stoffe überall drin sind“, so Benkeser gleich zu Beginn. Die PFC-Belastung in Mittelbaden sei kein Einzelfall. Die fluorierten Chemikalien sind weltweit verbreitet, auch in Konsumgütern, und die Belastung von Boden und Wasser in vielen Regionen sei die Folge eines jahrzehntelangen eher sorglosen Umganges damit.

„In der Region kannte man vor sechs Jahren 240 Hektar PFC-Flächen, heute sind es mehr als 1.100 Hektar“, so Benkeser. Davon entfielen auf die Gemarkung Bühl 112 Hektar und auf Ottersweier 16,5 Hektar. So etwas könne eine Kommune nicht alleine stemmen.

Sanierungen sind kaum finanziell umsetzbar

Er sei froh, dass man Fachfirmen mit einbeziehe, ebenso die Landes- und Bundesbehörden. Die Umsetzung von neuen europäischen gesetzlichen Grenzwerten wie beispielsweise im Trinkwasser laufe, und auch die Analytik der Stoffe verbessere sich stetig. „Mittlerweile untersuchen wir standardmäßig 25 PFC“, so Benkeser.

Er ging auch auf die laufenden Untersuchungen und das Vorgehen in den drei Bühler Gebietsschwerpunkten an der Kläranlage, dem Wasserwerk Balzhofen sowie auf das geplante Sanierungskonzept in den Bußmatten ein. Theoretische Sanierungsmöglichkeiten gibt es einige, finanziell umsetzbar sind deutlich weniger.

In den Bußmatten sei nur die Sicherung durch Bebauung wirtschaftlich darstellbar. Man habe hier in einem Gesamtpaket unter anderem auch die Sicherung der Trinkwasserversorgung, die Wiedernutzung des Grundwassers für Balzhofen und den Gesundheitsschutz als Ziel, machte Benkeser deutlich.

Viele Fragen nach dem Vortrag

Im Anschluss an den Vortrag gab es viele Fragen. „Ist das Trinkwasser sicher? („Ja.“), was ist mit dem Verursacherprinzip, sind Obstgrundstücke auch belastet, wie sieht das mit Neubaugebieten aus, wie sicher können Modelle wie das Grundwassermodell die Entwicklungen vorhersagen, ist der Weitenunger Baggersee belastet?“ waren nur einige der Fragen.

Wir sind unsicher, weil wir nicht wissen, wie sich die Chemikalien ausbreiten werden.
Landwirte äußern ihre Sorgen

Anwesende Landwirte machten die Konsequenzen der PFC-Belastung für alle greifbar: „Wir sind im Vorernte-Monitoring, Feldsalat und Kartoffeln wurden schon beprobt, ebenso wie das Wasser für die Tierhaltung. Wir werden regelmäßig beraten und fühlen uns gut betreut, sind aber trotzdem unsicher, weil wir nicht wissen, wie sich die Chemikalien ausbreiten werden. Wir leben quasi von Jahr zu Jahr.“

Die Gartenbewässerung war ein weiteres Thema, denn Ortsteile wie Weitenung und Balzhofen werden von PFC-belastetem Grundwasser unterflossen und man soll dort auf Trinkwasser zur Gartenbewässerung ausweichen. Ein Weitenunger Bürger wünschte sich Vereinfachungen bei der Abrechnung und Umsetzung der „Trinkwasser-Garten-Bewässerung“ in PFC-Hotspot-Gebieten, ebenso eine Förderung von Zisternen.

Der Abend verdeutlichte, wie umfassend und langwierig die Folgen der hiesigen PFC-Belastung jetzt und in der Zukunft noch sind. „Damit wird sich noch mein Nachfolger und dann auch dessen Nachfolger beschäftigen müssen“, lässt Markus Benkeser denn auch keinen Zweifel.

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